Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Zu wenig Geld für die Wohnkosten
Betroffen sind bundesweit 500.000 Haushalte in der Grundsicherung.
BERLIN In Deutschland können mehr als eine halbe Million Haushalte in Grundsicherung ihre Wohnkosten nicht decken. Das geht aus Zahlen der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegen. Demnach lagen 2019 die tatsächlichen Kosten der Unterkunft bei rund 500.000 Bedarfsgemeinschaften über den Angemessenheitsgrenzen. Zwar ging diese Zahl in den vergangenen zehn Jahren zurück, die Lücken der Unterfinanzierung wurden im Schnitt aber größer.
„Es ist erfreulich, dass weniger Haushalte in der Grundsicherung von der Wohnkostenlücke betroffen sind“, sagte Sven Lehmann, Sprecher für Sozialpolitik der Grünen-Bundestagsfraktion. „Wer auf Grundsicherung angewiesen ist, muss sicher sein können, dass Mietkosten nicht zu einer Armutsspirale werden. Der Regelsatz in der Grundsicherung ist für Nahrung, Kleidung und Teilhabe da, nicht für die Wohnung.“Der erfreuliche Rückgang in den vergangenen zehn Jahren sei aber nur eine Seite der Medaille. „Denn noch immer können eine halbe Million Haushalte in der Grundsicherung ihre Wohnkosten nicht decken. Bei den betroffenen Haushalten wird die Lücke zudem immer größer und erreicht nun einen traurigen Höchststand.“
So fehlten den betroffenen Haushalten im Jahr 2020 durchschnittlich 85 Euro im Monat, um ihre Wohnkosten zu decken. 2011 waren es im Schnitt noch knapp 50 Euro zu wenig. „Damit bleibt oft nur die Möglichkeit, mit dem Regelsatz die Lücke zu schließen. So wird das eh schon knappe Geld, das für den Lebensmitteleinkauf oder Schulhefte gedacht ist, von der Miete aufgezehrt. Mietkosten werden schnell zu einer Armutsspirale“, sagte Lehmann. Die Bundesregierung müsse das Problem endlich anpacken, damit die Wohnkosten angemessen und rechtssicher berechnet werden, forderte der Grünen-Politiker.
Dazu müssten unter anderem Angebotsmieten viel stärker berücksichtigt werden und die Berechnungen häufiger aktualisiert werden, um mit der rasanten Entwicklung auf den Wohnungsmärkten Schritt zu halten. „Es braucht aber auch mehr bezahlbaren Wohnraum und einen höheren Regelsatz in der Grundsicherung, der zum Leben reicht“, so Lehmann.