Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Schatzsucher befreit Spielplätze von Metall.
Sascha Burghoff macht sich mit seinem Metalldetektor auf die Suche nach Metall im Boden – aus lauter Lust am Finden.
WERMELSKIRCHEN Es piept. Sascha Burghoff blickt auf den kleinen Bildschirm an seinem Metalldetektor und bleibt stehen. „Hier ist etwas im Boden“, sagt der 41-Jährige und kniet sich hin. Aus der kleinen Tasche zieht er ein Grabungsmesser und beginnt im Sand zu suchen. „Die Sonde erkennt Gegenstände bis auf einen halben Meter unter der Oberfläche“, erklärt Burghoff. Und dann nimmt er einen Pinpointer zur Hilfe, eine kleine Handsonde, mit der er dem Metall im Boden schließlich auf die Schliche kommt. Er befreit das kleine Metallstück, das einmal zur Öffnung einer Trinkdose diente, vom Sand und reicht es Bürgermeisterin Marion Lück. „Der erste Fund gehört Ihnen“, sagt er lachend. Und dann geht er mit dem Detektor weiter den Spielplatz an der Stettiner Straße ab.
Seit Freitag ist Sascha Burghoff auf Wermelskirchener Spielplätzen im Einsatz – um den Sand von Metall zu befreien. „Vor allem für die Jüngsten kann Metallmüll im Sand schnell gefährlich werden“, sagt die Bürgermeisterin. Auch größere Kinder könnten schnell Schnittverletzungen erleiden, wenn sie eine scharfe Metallkante im Sand entdecken. Deswegen habe sich die Stadt über das Angebot des 41-Jährigen sehr gefreut. Sascha Burghoff war im vergangenen Oktober im Rathaus vorstellig
„Es geht mir dabei nicht ums Geld, sondern um die Begeisterung, wenn ich etwas finde“Sascha Burghoff Sondengänger
geworden und hatte seine Idee dort vorgetragen: Ehrenamtlich würde er alle Spielplätze nach Metall absuchen, pünktlich zur beginnenden Saison – der Sicherheit der Kinder zuliebe. „Und weil ich einfach gerne als Sondengänger unterwegs bin“, sagt Sascha Burghoff.
Vor drei Jahren weckte das ungewöhnliche Hobby in dem Wermelskichener die Schatzsucherlust. Er ließ sich vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) zertifizieren. „Viele sind schwarz als Sondengänger unterwegs, das kam für mich nicht in Frage“, erklärt er. Sascha Burghoff macht sich also mit gültigem Zertifikat auf Schatzsuche. „Es geht mir dabei nicht ums Geld, sondern um die Begeisterung, wenn ich etwas finde“, sagt er. Er kommt mit Landwirten ins Gespräch, um auf ihren Feldern suchen zu können, spricht mit den Fachleuten beim LVR über geeignete Flächen – denn längst nicht überall darf gesucht und gegraben werden. Wenn er grünes Licht hat, macht er sich in wetterfester Kleidung mit Sonden, Grabungsmesser und mit einem Sandscope zum Durchsieben von Sand oder Erde auf den Weg. „Mit dabei habe ich immer die Hoffnung, etwas Schönes zu finden“, sagt er. Sascha Burghoff hat schon Silbermünzen aus dem Boden gefischt und Taler aus dem 17. Jahrhundert.
Wenn der Metalldetektor ausschlägt, dann gibt die Zahl im Display dem Schatzsucher schon einen Hinweis, in welche Richtung es geht. „Hier liegt sicher wieder der Rest einer Dose“, sagt Sascha Burghoff schließlich, als es auf dem Spielplatz an der Stettiner Straße wieder piept – im Display leuchtet die Anzeige 70. „Umso höher hier der Wert liegt, desto weniger ist das Fundstück meistens wert“, erklärt er und fischt das nächste Metallstück aus dem Boden: Es ist wieder ein Dosenrest.
Und was passiert, wenn er nun doch mal einem wertvolleren Stück auf die Schliche kommt? „Dann kommt es immer ganz auf die Absprache mit den Eigentümern der Flächen an“, sagt Burghoff. Die Bauern sind meistens dankbar dafür, dass der Sondengänger ihre Flächen von Metall befreit. Deswegen gestehen sie ihm zu, die Fundstücke zu behalten. „Bei wertvollen Funden würde man Hälfte-Hälfte machen“, erklärt der Fachmann. Auf den Wermelskirchener Spielplätzen vermutet Sascha Burghoff zwar nicht den Fund großer Schätze, aber doch kleiner Schönheiten. Einige der Spielplätze seien schon vor Jahrzehnten angelegt worden, da könne einiges zusammenkommen, sagt er, während er mit dem Detektor weiter über den Sand fährt. Als es wieder piept, beginnt er zu graben und zeigt schließlich eine kleine Münze. „Sieht nach einem Pfennigstück aus“, sagt er dann. Zuhause wird er den Fund reinigen – dank der kleinen Elektrolyseanlage, die er sich gebaut hat. Hier befreit er die Fundstücke vom Rost, so dass er sie schließlich genau unter die Lupe nehmen kann. Die Funde wolle er für die Stadt dokumentieren, erzählt er.
Inzwischen steht ein Junge am Rand des Spielplatzes und verfolgt jede Bewegung des Sondengängers. „Was machst du da?“fragt das Kind schließlich etwas schüchtern. Und Sascha Burghoff erklärt seinen Einsatz und übergibt dann vorsichtig das teure Gerät an das Kind. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach den nächsten Metallstücken, nach kleinen Schätzen und gefährlichen Müllresten.
Es beginnt zu piepen. Die Augen des Jungen blitzen – und schon scheint ein neuer Schatzsucher geboren zu sein.