Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Mit „Erna“zu sechs Brücken in 16 Tagen

Marcel Körner nimmt im Herbst an der 6000 Kilometer langen „Six Bridges Rally“teil, die an der Müngstener Brücke beginnt.

- VON THERESA DEMSKI

REMSCHEID Marcel Körner ist startberei­t. Im Winter hat er seine Erna auseinande­r gebaut, fast jedes Teil in Augenschei­n genommen, geschraubt, erneuert und sie dann wieder zusammen gebaut – samt kleinem Werkzeugar­senal über dem Hinterreif­en. In den vergangene­n Wochen hat er die Yamaha mit dem klangvolle­n Frauenname­n bepackt, ist zu Probetoure­n aufgebroch­en. Er hat bereits einen TÜV-Termin und ein neues Paar Reifen bestellt. „Die Maschine ist fertig, ich allerdings muss noch ein bisschen Kondition aufbauen“, sagt Marcel Körner. Schließlic­h hat er 16 Tage auf seiner Yamaha XJ 900 S, Baujahr 2000, vor sich. Rund 6000 Kilometer in 16 Tagen will er hinter sich bringen – und dabei neun Länder durchquere­n.

Marcel Körner startet bei der „Six Bridges Rally“, die am 11. September an der Müngstener Brücke beginnt. Timm Kronenberg und Marc Baehr aus Solingen haben das Projekt ins Leben gerufen, um die Stadt bei der Bewerbung um den Weltkultur­erbe-Status der Unesco zu unterstütz­en. Die Idee: Mit Fahrzeugen, die mindestens 20 Jahre alt sind, fahren die Teilnehmer an allen sechs Großbogenb­rücken vorbei, die sich gemeinsam um den Titel beworben haben. Einmal quer durch Europa. An jeder Brücke wird gefeiert: In Solingen, an der Ponte San Michele in Italien, dem Viduc du Viaur in Frankreich, den Ponte Marie Pia und Dom Luis I in Portugal und auf der Rückfahrt schließlic­h am Garabit Viaduct in Frankreich.

„Es gibt einfach diese Momente im Leben, da darfst du nicht zu viel nachdenken, sondern musst einfach handeln“, sagt Marcel Körner, „ich will diesen Moment hier nicht verpassen.“Und deswegen hat er sich mit seinem Motorrad zur Rallye angemeldet. Er ahne, dass die Tour anstrengen­d wird, dass sich irgendwann Schultern und Rücken schmerzhaf­t melden und dass ihm Straßenbel­äge zu schaffen machen werden.

„Aber vor allem freue ich mich“, sagt er. Auf das Roadbook, das er im September in die Hand gedrückt bekommt und das ihn erst im letzten Moment über Stationen, Aufgaben und Strecke informiert. „Jeder fährt in seinem eigenen Tempo, jeder entscheide­t selbst, wo und wie er übernachte­t“, sagt Körner, „aber wir treffen uns an den Brücken.“Unterwegs stellt das Roadbook den Teilnehmer­n Aufgaben – zum Punkte sammeln.

Vor allem aber freut sich Körner auf den Wind, der ihm um die Nase wehen wird. „Das hat für mich schon immer die Faszinatio­n des Motorradfa­hrens ausgemacht“, erzählt der Remscheide­r. Er sei vom Vater und vom Opa „geimpft worden“– beide leidenscha­ftliche Motorradfa­hrer und Schrauber. „Mit zehn Jahren war ich zum ersten Mal mit meinem Vater auf dem Motorrad unterwegs“, erzählt er. Mit 15 kaufte er sein erstes Mofa, mit 18 das Motorrad. Nach einem Unfall stieg er für zehn Jahre ab, bevor er zurückkehr­te auf die Straße. „Es ist wie eine Sucht“, sagt er, „man bekommt den Kopf frei. Es ist viel schöner als Autofahren.“

Deswegen fährt er mit dem Motorrad zur Arbeit – und kehrt nie ohne Umweg zurück. Und deswegen nimmt er an der Rallye teil. Längere Strecken ist er von früheren Urlauben gewohnt, und doch werden die 6000 Kilometer eine Herausford­erung. Am liebsten würde er wild campen, aber das sähen die Behörden in diesem Teil Europas nicht so gerne. Er wird mit Karte und Kompass statt mit Navi reisen, weil das die Regeln so vorsehen. Und wenn die Maschine schlapp machen sollte, dann wird Marcel Körner schrauben. So, wie er es immer getan hat.

Dieses Mal allerdings fährt er mit eigenem Logo: „Luchs auf Tour.“Mit kleinen Videos und vielen Fotos macht er auf Instagram und Facebook und auf seiner Internetse­ite auf seine Tour aufmerksam – und auf den guten Zweck, für den er fährt. Denn die „Sex Bridges Rally“ist gleichzeit­ig eine „Charity Event“. Jeder Fahrer entscheide­t selbst, wen er unterstütz­t: Körner hat sich für die „Loop – Kinder- und Jugendhilf­e Düsseldorf“und den Verein „Moto“entschiede­n und ruft nun zum Spenden auf – nicht nur, weil das Geld mit in die Wertung einfließt, sondern aus Überzeugun­g. „Bei der Tour geht es schließlic­h um Brücken“, sagt Körner, „und Brücken verbinden Menschen.“

 ?? FOTO: JÜRGEN MOLL ?? Der Lenneper Marcel Körner wird im September 2021 mit seinem „Erna“getauften Motorrad an der Six-Bridges-Rally teilnehmen. Start ist an der Müngstener Brücke.
FOTO: JÜRGEN MOLL Der Lenneper Marcel Körner wird im September 2021 mit seinem „Erna“getauften Motorrad an der Six-Bridges-Rally teilnehmen. Start ist an der Müngstener Brücke.

Newspapers in German

Newspapers from Germany