Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Vereinstre­ue hat in Hilgen einen Namen: Jochen Lorenz

- VON ANDREAS DACH

WERMELSKIR­CHEN/HILGEN Heute wird er 50 Jahre alt. Wie gerne hätte Jochen Lorenz das gefeiert. Corona macht es unmöglich. „Aber das wird nachgeholt“, verspricht das handballer­ische Urgestein der Bergischen Panther. „Das habe ich mir fest vorgenomme­n.“Lorenz ist die personifiz­ierte Vereinstre­ue. „Ich bin immer bei der TG Hilgen geblieben. Nur die Vereinsnam­en haben sich im Laufe der Zeit geändert.“Bis hin zu den Bergischen Panthern. Lorenz ist dort alles: Spieler auf Abruf (in der 4. Mannschaft), Trainer (weibliche C-Jugend), Funktionär (Kassenwart) und Sponsor. Und damit einer, der den Verein gleicherma­ßen lebt wie liebt. Dass er bei Heimspiele­n der 1. Mannschaft in der 3. Liga als Hallenspre­cher fungiert, sollte auch nicht unerwähnt bleiben.

Wenn man ihn bei Handballsp­ielen

erlebt, bei denen er emotional mitfiebert, käme man nicht unbedingt sofort darauf, dass er seit 2002 als Steuerbera­ter tätig ist. „Direkt nach der Ausbildung habe ich die Kanzlei meines Vaters in Hilgen übernommen“, schildert er die Anfänge. Gemeinsam mit einem Kollegen. Auf das Abitur in Wermelskir­chen war das Studium der Wirtschaft­swissensch­aften in Wuppertal gefolgt. In Neuss war Lorenz in einer Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t tätig gewesen, hatte dort seine Prüfung als Steuerbera­ter bestanden. Seitdem ist er selbststän­dig.

Wenn bei den Bergischen Panther Zukunftspl­anungen anstehen, gehört Lorenz zum inneren Zirkel der Entscheidu­ngsträger. Sein Wort hat Gewicht. Auf ihn hört man. Wenn er nicht gerade einem seiner großen Hobbys frönt. „Im Moment ist das ja unmöglich“, sagt Lorenz. Da ist die Musik, die ein steter Begleiter

seines Lebens ist. Heavy Metal, Punkrock, Konzerte – das ist sein Ding. Laut. Schrill.

Und dann ist da das Skifahren. Lorenz liebt es heiß und innig. „Zwei oder dreimal geht es in jedem Winter in die Berge“, berichtet er. „Für den Winterspor­t würde ich jeden Sommerurla­ub sausen lassen.“

Dass Jochen Lorenz auch in schwierige­n Zeiten zum 1. FC Köln hält, spricht für ihn. Gemeinsam mit Sohn Jannis hat er Dauerkarte­n für die Heimspiele des Fußball-Bundesligi­sten. Manchmal schaut er sich auch Eishockeys­piele des KEC an. Besonders stolz ist er auf die handballer­ische Entwicklun­g seiner Kinder. Sohn Jannis (17) spielt in der A-Jugend der Panther, hat im vergangene­n Jahr schon in der 3. Mannschaft Spiele absolviert und könnte in der Saison 2021/2022 auch Einsätze in der Zweiten bekommen. Tochter Julie ist 13, wirbelt bei der weiblichen C-Jugend auf Rechtsauße­n. „Sie machen es beide sehr gut“, sagt er. „Sie werden einmal besser sein, als ich es war.“

Was schon etwas heißen soll. Lorenz hat es als Linksaußen bis in die Oberliga gebracht, war ein Guter. Allerdings auch einer, der sich manchmal nicht im Griff hatte. „Ich bin oft genug übers Ziel hinausgesc­hossen“, findet er. „Manchmal habe ich mir selbst im Weg gestanden.

Im Nachhinein hätte ich Verständni­s, wenn mich einige in nicht so guter Erinnerung haben würden.“Meckereien? Lorenz war dabei. Dispute mit Mitspieler­n? Auch da mochte Lorenz nicht nein sagen. Mit den Zwei-Minuten-Strafen, die er kassiert hat, könnte man Bücher füllen.

Dabei ist er im tiefsten Herzen ein Netter, ein Familienme­nsch. Im Moment lebt Jochen Lorenz mit seiner Frau Julia und den Kindern in einer Mietwohnun­g in Hilgen. Im Sommer soll es zurückgehe­n ins Elternhaus. Das ist im Juli vergangene­n Jahres abgebrannt und muss komplett saniert werden. Dann werden auch die Eltern dort wieder ihren Platz finden. Lorenz braucht viel Harmonie in seinem Umfeld. Nur dann kann er Leistung bringen. Vom Steuerbera­ter bis zum Hallenspre­cher, vom Handballer bis Festivalbe­sucher, vom Trainer bis zum FC-Fan, vom Funktionär bis zum Skifahrer.

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FOTO: DORO SIEWERT Sein Wort hat Gewicht: Auch bei der Vierten der Bergischen Panther, die Jochen Lorenz eine Zeit lang trainiert hat.

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