Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Kunst und Kultur – live aus dem Löf
Zweiter Streaming-Tag in Remscheid. Kreative berichteten von ihren Projekten.
REMSCHEID Die Technik-Crew um Sven Schulte checkt noch einmal die Kanäle für das Live-Streaming, Max Süss, bei dem alle Fäden zwischen Technik und Künstlern zusammenlaufen, wuselt hin und her, Co-Moderatorin Steph Hoffmann sitzt mit der Künstlerin Ute Lennartz-Lembeck im vorderen Bereich der Kegelbahn und wartet auf ihren Einsatz. Auf dem roten Sofa im Löf sitzt das Ehepaar Sieber. Um Viertel nach drei sind die kleinen technischen Unwägbarkeiten besiegt und es geht los: Der zweite Streamingtag von „Kunst und Kultur in Remscheid“startet.
„Ich weiß, wo ich auftreten werde, aber ich weiß noch nicht wann“Florian Alexander Kurz Sänger
Michael Sieber berichtet über seine 40-jährige Tätigkeit als Fotograf und fügt die eine und andere Anekdote an, von denen die über den unter extremer Höhenangst leidenden Hellmuth Karasek im Gedächtnis bleibt. Martina Sieber erzählt, wie und warum sie malt und schlägt den Bogen zur Musik, die das Paar für sich entdeckt hat. Die Veröffentlichung einer CD ist geplant. Sieben eigene Stücke sind bereits aufgenommen, ein Produzent wird noch gesucht.
Der Lenneper Musiker Florian Alexander Kurz belässt es bei einem kurzen Soundcheck. „Alles gut“, lässt er wissen. Vor und hinter dem Mikro arbeiten halt Profis. Der Sound der akustischen Gitarre kommt dank Lennart Süss, dem Tontechniker, glasklar rüber, die wandelbare, hohe Stimme des Sängers gleitet kunstvoll durch die Harmonien. Kurz singt „Das ist der Moment, in dem wir uns finden, das ist die Geschichte, die wir mal erzählen“, intoniert zuweilen mit geschlossenen Augen.
Zwischen den Songs berichtet er über das Leben als Singer/Songwriter in diesen Zeiten. Natürlich plant er, mehr live spielen zu können. „Ich weiß, wo ich auftreten werde“, berichtet er im Gespräch mit Max Süss, „aber ich weiß noch nicht, wann.“Eine Handvoll Songs schließt sich an, mit feiner Dynamik durchsetzt, manchmal den Grad der Traurigkeit streifend, zuweilen auch selbstbewusst-kämpferisch, wie die Zeile „Und ich weiß, ich brauch dich nicht“beweist. Am Ende erklingt „Haus am Meer“.
Auch Steffanie Bieletzki, „EventQueen“der Honsberger Kulturinitiative „Ins Blaue“, berichtet von den
Problemen in Pandemiezeiten. So viel sei geplant, erzählt sie, und es werde auch vieles umgesetzt, nur unter welchen Bedingungen, kann zurzeit noch niemand sagen. Ballonkünstler Hakan Eren präsentiert einen aus 40 Ballons gefertigten Dschinn und die dazugehörige Wunderlampe. Live beweist er seine Fingerfertigkeit, als er einem Zuschauerwunsch folgend in etwas über sechs Minuten ein Einhorn aus Ballons bastelt. Eren arbeitet mit 42 unterschiedlichen Ballonsorten mit insgesamt 200 Farben.
Ute Lennartz-Lembeck handarbeitet live, halbwegs neidisch von Steph Hoffmann begleitet, die zugibt „weder sticken, stricken noch häkeln zu können“. Die beiden Frauen sitzen vor einem immens großen Stück Stoff, zusammengesetzt aus 1200 rechteckigen gestickten und gehäkelten Stoffstücken, die ein Tipi darstellen. Die Grundidee dazu entstand 2012, als die Künstlerin
in Velbert eine sechs Meter hohe Trauerweide „umhäkelte“. Die Idee, Tipis herzustellen, sei ihr gekommen, weil sie mehr mit Licht und Gewebe arbeiten wollte, sagt Lennartz-Lembeck.
Der zweite Streamingtag endet schließlich mit den Heart Devils und ihrem Mix aus Country-Rock‘n’-Roll.
Der ganze Kulturtag kann auf Youtube angesehen werden (kuk-remscheid.de).