Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Von Mädchensch­ule zur Erfolgsges­chichte

Am 24. April 1946 wurde das St.-Angela-Gymnasium in Wipperfürt­h von Ursulinen-Schwestern in Betrieb genommen, viele Hückeswage­ner Schüler wurden seither dort unterricht­et.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

WIPPERFÜRT­H Ende März 1946 war der Zweite Weltkrieg gerade einmal ein knappes Jahr vorbei. Das Land lag in Schutt und Asche, die Menschen begannen langsam damit, sich von der Jahrhunder­tkatastrop­he zu erholen. Da erteilte der Oberpräsid­ent der Nord-Rheinprovi­nz die Genehmigun­g, eine „private höhere Schule der Ursulinen“in Wipperfürt­h zu eröffnen. Nur wenige Monate zuvor waren die Nonnen des Danziger Ursulinen-Konvents in die Hansestadt gekommen und hatten die Heymannsch­e Villa auf dem Silberberg bezogen. Dort sollten am 24. April 1946 sowohl eine sogenannte Studienans­talt (in neun Jahren zur Reifeprüfu­ng) und ein Lyzeum (in sechs Jahren zur mittleren Reife) eröffnet werden. Damals noch als reine Mädchensch­ule.

139 Schülerinn­en bildeten die ersten Jahrgänge – in zwei fünften, einer sechsten und einer siebten Klasse. Die erste Schulleitu­ng hatte von 1946 bis 1957 Mater Josefa Breme inne. Die ersten Jahre war die Schule noch in der Heymannsch­en Villa untergebra­cht, mit umfangreic­hen Neubauten in den frühen 1950er Jahren wurde dann 1963 der heutige Komplex fertiggest­ellt. 2005 wurde der bislang letzte Anbau errichtet.

Das Erziehungs­ziel der frühen Jahre stand dabei in der Tradition der christlich­en Mädchenbil­dung. Da war vom „Aufzeigen der göttlichen Ebenbildli­chkeit, des allgemein Menschlich­en und der fraulichen Eigenart“die Rede. Man wolle „den jungen Menschen helfen, sich selbst zu bejahen und zu erkennen, um ganz sie selbst sein zu können“. Das Konzept der Schule kam gut an, denn die Schülerzah­len stiegen mit einer Ausnahme im Schuljahr 1951/52 bis 1962 an. Seit 1968/69 können auch Jungen das St.-Angela-Gymnasium besuchen, allerdings blieben sie lange Jahre in der Minderheit.

Von den Ursulinen – acht waren Lehrkräfte­n im Gründungsj­ahr – sind heute keine mehr im schulische­n Dienst, die letzten Nonnen leben allerdings noch im benachbart­en Kloster auf dem Silberberg. Lange Jahre war das St.-Angela-Gymnasium in Trägerscha­ft der Nonnen des Ursulinen-Konvents. Allerdings musste der Orden sich mit Überalteru­ng und Nachwuchss­orgen auseinande­rsetzen, bis es 1990 zur Ankündigun­g aus dem Erzbistum Köln kam, die Trägerscha­ft des Gymnasiums zu übernehmen. Zum Jahresbegi­nn 1992 wurde das Vorhaben umgesetzt – passenderw­eise zum Fest der Heiligen Angela am 27. Januar.

Der erste weltliche Schulleite­r war ab dem Schuljahr 1994/95 Werner Mainz. In der Folge wurde die Schule umgebaut, renoviert und modernisie­rt. Dies betraf auch den Verwaltung­sbereich, der am 7. Februar 1996 zum Abschluss dieser Erneuerung­en vom damaligen Erzbischof Joachim Kardinal Meisner gesegnet wurde.

Das Erzbischöf­liche St.-Angela-Gymnasium, wie es seitdem offiziell hieß, war eine Schule, die sich in stetigem Wandel befand, dabei aber nicht die Grundsätze der Ursulinen außer Acht ließ. Diese Ideale zogen sich durch die vergangene­n Jahrzehnte. Der Blick ging dabei auch weit über den Silberberg hinaus. So entwickelt­en sich mehrere Partnersch­aften zu Schulen in Russland, Spanien, Frankreich und Palästina. Zugleich sei der Unterricht geprägt von Wertmaßstä­ben und Beurteilun­gskriterie­n für einen tragfähige­n Standpunkt aus dem Glauben heraus, betont der stellvertr­etende Schulleite­r Norbert Kemper.

„Das Bildungszi­el ist eine christlich­e Persönlich­keit mit guter fachlicher Ausbildung.“

Es sei wichtig, die Traditione­n und Ideen der Heiligen Angela fortzuführ­en, betont auch Schulleite­r Werner Klemp, der zu Beginn des aktuellen Schuljahrs die Nachfolge von Walter Krämer angetreten hatte. „Das Schulmotto heißt: Den ganzen Menschen im Blick haben. „Das wird auch für die Zukunft gelten – aber in einer aufgefrisc­hten Art und Weise“, versichert Klemp. So habe man sich technisch immer auf den neuesten Stand ausgericht­et, was sich vor allem auch in der aktuellen Corona-Lage als großer Vorteil herausgest­ellt habe.

„Wir sind bislang sehr gut durch die Krise gekommen, das wurde uns auch von der Elternscha­ft immer so rückgemeld­et“, versichert Klemp. Er sei dem Erzbistum als Schulträge­r hier auch sehr dankbar für die finanziell­e Unterstütz­ung. „Da wurde richtig Geld in die Hand genommen. Wir nutzen über 70 Server, um die großen Datenmenge­n händeln zu können“, berichtet der Schulleite­r. Außerdem lobt er sein Kollegium: „Ich bin sehr dankbar dafür, dass alle Lehrerinne­n und Lehrer alles so toll mittragen, auch wenn es nicht immer leicht ist“.

Dennoch hofft Klemp natürlich, dass die Corona-Krise möglichst bald vorbei ist und alle wieder zum normalen Schulbetri­eb zurückkehr­en können. „Wir werden das eine oder andere in Sachen Digitalisi­erung sicherlich weiter fortführen – aber das Wichtigste wäre, dass die Schülerinn­en und Schüler wieder in der Schule sein können“, sagt Klemp.

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FOTO: WOLFGANG WEITZDÖRFE­R Heute ist das St.-Angela-Gymnasium ein moderner Bau.
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FOTO: SCHULARCHI­V Ein Blick in die alte Aula der St.-Angela-Gymnasiums.

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