Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Platt: Kreis verzögert digitale Lösung
Landräte in NRW wünschen sich eine zentral lizensierte App zur Kontaktverfolgung.
WERMELSKIRCHEN In der neuen Beschlussvorlage der Bundesregierung, die den nächsten Lockdown regelt, ist unter Punkt 6 eine Möglichkeit aufgeführt, wie die Länder ausgewählten Regionen mit strengen Schutzmaßnahmen und Testkonzepten einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens öffnen können. Zumindest, um mit einem konsequenten Testkonzept zu untersuchen, wie es funktioniert. Das wird bereits in einigen Städten umgesetzt und wäre auch für Wermelskirchen eine Idee. Zumindest könnte sich Oliver Platt vom Bürgerforum das gut vorstellen, um die Innenstadt wieder zu beleben. Voraussetzung dafür sind jedoch unter anderem „IT-gestützte Prozesse zur Kontaktverfolgung sowie eine enge Rückkopplung an den Öffentlichen Gesundheitsdienst“, wie es im Beschluss heißt. Wer also eine App zur digitalen Kontaktverfolgung nutzt, darf überlegen, wie das Leben wieder läuft.
Der Ruf nach der Luca-App wurde bereits vor zwei Wochen in der Stadt laut und im Kreistag wurde vergangene Woche einstimmig beschlossen, dass schnellstmöglich geprüft wird, welche Möglichkeiten bestehen, um kurzfristig eine einheitliche App zur digitalen Kontaktnachverfolgung im Kreis einzusetzen. Auch die NRW-Landräte, unter ihnen Landrat Stephan Santelmann, drängen auf eine mobile Lösung, wie sie in anderen Bundesländern schon eingesetzt wird. „Die Landesregierung wird aufgerufen, eine zentral lizensierte App für die sichere Übertragung von Kontaktpersonen-daten an die Gesundheitsämter zu unterstützen“, hieß es von Thomas Hendele, Präsident des Land-Kreistags NRW, vor einer Woche. Bereits im Dezember hatte der Landkreistag eine App-basierte Lösung
gefordert. Auf Nachfrage dieser Redaktion, ob sich etwas in der Richtung getan habe, gab es bis Redaktionsschluss keine Antwort. Kreissprecherin Birgit Bär sagt auf Nachfrage: „Wir hoffen, dass es da bald voran geht. Es ist jedoch sinnvoller, so zu verfahren als im Kleinklein zu stecken.“
„Ich bin wirklich fassungslos“, sagt Oliver Platt sauer. „Wir haben schon vor Wochen gesagt, dass wir in der Lage sein müssen, die Inzidenzen niedrig zu halten, was mit einer App gelingen könnte. Doch statt endlich eine Lösung zu finden, die mit der Luca-App ja sofort da wäre, wird mal wieder die Möglichkeit verschlafen, um aus diesem Lockdown-Kreislauf rauszukommen.“60 Gesundheitsämter setzen die App bereits ein, im benachbarten Solingen ist die Luca-App ebenfalls seit einer Woche im Einsatz. „Jetzt fehlt nur noch, dass dort nach Ostern die Cafés öffnen können, während wir in die Röhre gucken, weil sich im Rheinisch-Bergischen Kreis nichts bewegt“, sagt der Büfo-Chef, der sich wünscht, „dass der Landrat mal überlegt, ob er Verantwortung übernehmen will oder einfach weiter abwartet und wir dadurch abgehängt werden.“KOMMENTAR