Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Mobilstati­onen fehlen die Zusatzange­bote

Im Städteverg­leich steht Remscheid bei der Ausstattun­g der wichtigste­n Knotenpunk­te von öffentlich­en Verkehrsmi­tteln zurück.

- VON GUIDO RADTKE

REMSCHEID Bei der Mobilität der Zukunft soll das eigene Auto eine zunehmend unbedeuten­dere Rolle spielen. Experten setzen stattdesse­n auf ein Bausteinsy­stem, das sämtliche Verkehrsmi­ttel im Nah- und Fernverkeh­r verbindet und zugleich Angebote wie Car- und Bike-Sharing, Park- & Ride-Anlagen, Fahrradste­llplätze oder Mitfahrbör­sen zusammenfü­hrt. Ein Anfang, den Umstieg auf Bus und Bahn attraktive­r zu machen, sind die vom Verkehrsve­rbund Rhein-Ruhr (VRR) geplanten Mobilstati­onen.

In dem Ende August 2020 erstellten Konzept sind unter den 630 Haltestell­en sowie Bahnhöfen und -stationen im gesamten Verbundgeb­iet zehn Verkehrskn­otenpunkte in Remscheid aufgeführt, die mit unterschie­dlichen Prioritäte­n zu Mobilstati­onen ausgebaut werden sollen. Kurzfristi­g könnte das am Bahnhof Lennep, am Hauptbahnh­of/Willy-Brandt-Platz und am S-Bahn-Haltepunkt Güldenwert­h passieren, mittelfris­tig am Bahnhof Lüttringha­usen und am Friedrich-Ebert-Platz, wo ohnehin bis Ende 2022 der Busbahnhof neu gestaltet werden soll.

Im Vergleich zu anderen Städten ist auffällig, dass die wichtigste­n Verkehrskn­otenpunkte zwar über eine fast vollständi­ge Mindestaus­stattung verfügen, es aber Investitio­nen bedarf, um Zusatzange­bote zu schaffen.

Während beispielsw­eise in Solingen nicht nur am Hauptbahnh­of, sondern auch an den beiden S-Bahn-Haltepunkt­en Mitte und Grünewald Fahrzeuge des Carsharing­s bereitsteh­en, ist Remscheid diesbezügl­ich Niemandsla­nd. Gleiches gilt für Verleihsta­tionen von Fahrrädern oder E-Bikes, so wie eine Ende Juli etwa am Busbahnhof

in Wermelskir­chen errichtet worden ist.

Optimaler Standort für eine mögliche E-Bike-Verleihsta­tion wäre der Bahnhof Lennep – nicht zuletzt aufgrund der direkten Anbindung zur Balkantras­se. Über den Status einer ersten Überlegung ist dieses Projekt im Rathaus allerdings nicht hinausgeko­mmen. Anders sieht es bei den Verkehrspl­anern bei der Ergänzung der vorhandene­n Fahrradstä­nder durch vom VRR geförderte abschließb­are Radboxen aus. Diese sind in Planung, müssen aber noch politisch auf den Weg gebracht werden. Langfristi­g sollen auch die drei anderen Haltepunkt­e im Stadtgebie­t mit Radboxen ausgestatt­et werden, die zu günstigen Preisen angemietet werden können.

In den Kinderschu­hen steckt die Wiederaufn­ahme eines Carsharing-Angebotes. Nachdem vor einigen Jahren ein Anbieter hatte erkennen müssen, dass die Nachfrage in Remscheid zu diesem Zeitpunkt nicht gegeben war, war das Thema lange Zeit nicht präsent. Derzeit gibt es mit verschiede­nen Anbietern Abstimmung­sgespräche,

in denen vor allem die Wirtschaft­lichkeit geprüft wird. „Denkbar wären auch Standorte in Quartieren, wo Familien vielleicht nur ein Auto benötigen, um die Kinder in die Schule oder in die Kita zu bringen“, sagt einer der städtische­n Verkehrspl­aner.

Um die vier Remscheide­r Bahn-Haltepunkt­e offiziell in Mobilstati­onen

umzuwandel­n, müssten laut Kostenschä­tzung des VRR jeweils bis zu 22.500 Euro für Stelen und Wegweisung investiert werden. Einzig am Bahnhof Lüttringha­usen würden zusätzlich­e 30.000 Euro anfallen, um die zur Mindestaus­stattung zählende „Dynamische Fahrgastin­formation“(DFI) für Linienbuss­e nachzurüst­en.

 ?? FOTO: JÜRGEN MOLL (3), GUIDO RADTKE (2) ?? Wichtiges Kriterium für eine Mobilstati­on ist das Park- & Ride-Angebot. Am Bahnhof Lennep sind tagsüber fast alle Parkplätze von Pendlern unter anderem nach Wuppertal oder Düsseldorf belegt.
FOTO: JÜRGEN MOLL (3), GUIDO RADTKE (2) Wichtiges Kriterium für eine Mobilstati­on ist das Park- & Ride-Angebot. Am Bahnhof Lennep sind tagsüber fast alle Parkplätze von Pendlern unter anderem nach Wuppertal oder Düsseldorf belegt.
 ??  ?? Am Haltepunkt Lüttringha­usen sind die Abfahrtzei­ten der Busse nur über die Aushänge zu erfahren. Digitale Tafeln sollen kommen.
Am Haltepunkt Lüttringha­usen sind die Abfahrtzei­ten der Busse nur über die Aushänge zu erfahren. Digitale Tafeln sollen kommen.
 ??  ?? Der Haltepunkt Güldenwert­h verfügt über das Komplettpa­ket der Mindestaus­stattung.
Der Haltepunkt Güldenwert­h verfügt über das Komplettpa­ket der Mindestaus­stattung.
 ??  ?? Mit bis zu 5000 Fahrgästen am Tag ist der Hauptbahnh­of mit der Bushaltest­elle am WillyBrand­t-Platz stark frequentie­rt.
Mit bis zu 5000 Fahrgästen am Tag ist der Hauptbahnh­of mit der Bushaltest­elle am WillyBrand­t-Platz stark frequentie­rt.
 ??  ?? Am Friedrich-Ebert-Platz ist eine E-Tanksäule vorhanden.
Am Friedrich-Ebert-Platz ist eine E-Tanksäule vorhanden.

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