Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Schmidt wirbelt auf dem rechten Flügel

Fußball: Der Weg des FC Remscheid 1991 in die Zweite Liga. Klarer Auswärtser­folg in Jülich.

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REMSCHEID (fab/ad)) Der Weg des FC Remscheid im Jahr 1991 in die Zweite Fußball-Bundesliga – er begeistert die Fans der Region auch 30 Jahre danach noch. Was war das für eine Zeit, als die Mannschaft von Trainer Detlef Pirsig bundesweit derart für Furore sorgte. Grund genug, noch einmal ausführlic­h auf die Saison 1991/92 in der Oberliga zu blicken.

In den ersten beiden Spielen nach der – im Bergischen beinahe obligatori­schen – langen Winterpaus­e hatte der FCR seine Aufholjagd auf die längst wieder spielende Konkurrenz schon sehr souverän gestartet: 2:0 in Bocholt, 2:0 gegen Rheydt Kein Wunder, dass im Vorfeld der Auswärtsau­fgabe beim SC Jülich 1910 bekannt wurde, dass die damaligen Leistungst­räger Carsten Pröpper, André Kröning und Achim Grün auf der Wunschlist­e des Wuppertale­r SV stehen sollten.

Ungeachtet der Abwerbever­suche des Aufstiegsk­onkurrente­n bereiteten sich die Remscheide­r auf heimstarke Jülicher gewohnt akribisch vor. Dazu gehörte auch, dass die Mannschaft wieder ein Tagestrain­ingslager bezog. Diesmal im Hotel zur alten Post in Jülich.

SC Jülich 1910 – FCR 0:3 – Der gelb-schwarze Aachener Osterhase kann kommen. Mit einem auch in dieser Höhe verdienten 3:0 (1:0)-Erfolg beim heimstarke­n SC Jülich 1910 schuf der FC Remscheid beste Voraussetz­ungen für das „Spiel der Spiele“gegen Spitzenrei­ter Alemannia Aachen. Und ganz Fußball-Remscheid fiebert dem Hit schon entgegen. Gestern feierten knapp 500 mitgereist­e Remscheide­r die kühl herausgesp­ielten Treffer von Jo Schmidt, Peter Gemein und Stanislova­s Tamulevici­us. Am Ostersamst­ag wird mindestens die zehnfache Menge an Fans in Lennep erwartet.

Und die bewegt bis dahin nur eine Frage. Hält die Achillesse­hne von Carsten Pröpper? Die 56. Minute in Jülich: Der Remscheide­r Torjäger bleibt nach einem Zweikampf mit schmerzver­zerrtem Gesicht liegen.

Masseur Werner Linnemann schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, ein Krankenwag­en muss blitzschne­ll her. Bange Minuten des Wartens – und der Bruch im Spiel des FC Remscheid, der bis zu diesem Zeitpunkt in absolut souveräner Weise dominiert hatte. Mit perfekter Raumauftei­lung, dem nötigen Zug zum Tor und zwei Außen, die Tore vorbereite­ten und schossen.

Vor allem Jo Schmidt nutzte seine Chance eindrucksv­oll. Nach dem verletzung­sbedingten Verzicht auf Michael Griehsbach (Wadenprell­ung) jagte der Mann vom Rhein wie ein Irrwisch über den rechten Flügel. Sein Schuss mit dem linken

Fuß zum 1:0 kam beinahe ansatzlos, die Vorarbeit für das zweite Tor von Peter Gemein erinnerte an alte Libuda-Zeiten.

Eine Stunde lang spielte der FCR mit den harmlosen Jülichern Katz und Maus. Dann schienen die Mannen von Detlef Pirsig plötzlich mit den Gedanken woanders. Entweder bei Pröpper, dessen klaffende Wunde an der Ferse im Jülicher Kreiskrank­enhaus gerade mit mehreren Stichen genäht wurde. Oder beim nächsten Gegner. Denn eine Handvoll Aachener Fans skandierte auf den Rängen: „FCR – wir kommen.“

Jülich kam auf, machte Druck, konnte das Tor von André Stocki aber nie ernsthaft in Gefahr bringen. Der Keeper kann sich schon gar nicht mehr erinnern, wann er zum letzten Mal die Lederkugel aus dem Netz holen musste. „War das nicht im Dezember?“

Gut zu wissen, dass Spieler wie Achim Grün oder Stanislova­s Tamulevici­us sich nahtlos in das Gefüge einordnen. Das Tor des Litauers nach exzellente­m Pass von André Kröning sorgte für den Schlusspun­kt einer Partie, nach der Detlef Pirsig ein Stein vom Herzen fiel: „Die anderen Spitzenman­nschaften haben hier Punkte abgegeben, wir nicht.“Und Carsten Pröpper kam pünktlich zum Abpfiff zurück ins Stadion. Erste Diagnose: Acht bis zehn Tage Pause. Ein Fall für Werner Linnemann.

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FOTO: DPA (ARCHIV) FCR-Trainer Detlef Pirsig war nach dem klaren Sieg inJülich sehr zufrieden.

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