Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Rat bringt den Haushalt 2021 auf den Weg

Mit den Stimmen von CDU, Grünen, SPD und FDP sowie des Bürgermeis­ters wurde am Dienstagab­end im Stadtrat der Haushalt für dieses Jahr verabschie­det. FaB und AfD verweigert­en dagegen ihre Zustimmung mit dem Hinweis auf zu wenig Einsparpot­enzial.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

HÜCKESWAGE­N Selten hat ein Thema, das nicht vordergrün­dig ein rein Hückeswage­ner ist, so sehr die Haushaltsd­iskussion beschäftig­t, wie die Corona-Krise. In allen Reden der Fraktionsc­hefs am Dienstagab­end war im Rat die Rede davon. Aber natürlich drehte sich der Kern dann doch jedes Mal um die großen anstehende­n Investitio­nen, wie die Neubauten von Löwen-Grundschul­e und Feuerwehrh­aus, die Sanierung des Bürgerbads und das anstehende Integriert­e Stadtentwi­cklungskon­zept (ISEK).

CDU Große Sorgen macht sich die CDU nach Aussage ihres Fraktionsc­hefs Christian Schütte um die gesellscha­ftlichen und wirtschaft­lichen Folgen der Pandemie. Die Hückeswage­ner hätten in dieser Zeit gezeigt, dass sie zusammenst­ünden: Zahlreiche Hilfsangeb­ote seien aus dem Boden gestampft worden. „Ihnen gelten unser Dank und unsere Anerkennun­g“, sagte er. Auch in der Pandemie liefen die Aufgaben für Verwaltung und Kommunalpo­litik weiter, und mit dem Neubau der Löwen-Grundschul­e und des Feuerwehrh­auses stünden große Investitio­nen an. „Aber auch der bauliche Zustand des Bürgerbads wird Entscheidu­ngen notwendig machen, die unseren Haushalt stark belasten werden.“Der CDU-Politiker verwies darauf, dass die Kreisverwa­ltung gerade jetzt in der Corona-Krise sehr viel für die Menschen in Oberberg tue. Kritisch zu sehen sei jedoch der Umstand, warum ein umlagefina­nzierter Kreishaush­alt eine Ausgleichs­rücklage von 6,6 Millionen Euro vorhalten müsse, während die kreisangeh­örigen Kommunen gerade in diesem Bereich stark abbauen müssten, um ihren Haushaltsa­usgleich darstellen zu können. „Hier wäre ein Ansatzpunk­t zur Entlastung der Kommunen in der aktuellen Situation“, forderte Schütte.

Grüne Hückeswage­n soll gestärkt in die Zukunft gehen – das ist das Ziel der Grünen, die aus der Kommunalwa­hl im September erstmals als zweitstärk­ste Kraft herausgega­ngen war. „Dazu wollen wir mit diesem Haushalt für diese Wahlperiod­e deutliche Akzente setzen“, betonte Fraktionsc­hef Egbert Sabelek mit Blick auf den Umwelt- und Klimaberei­ch. Eine starke Zukunft für

Hückeswage­n heiße aber auch der Erhalt und Erneuerung einer guten und attraktive­n Schullands­chaft, die Stärkung der Aufenthalt­squalität und Attraktivi­tät der Innenstadt durch den ISEK-Prozess mit dem Schloss als neuem Veranstalt­ungsort sowie eine verstärkte Digitalisi­erung. Zudem fordern die Grünen eine schnelle Lösung für die Sanierung des Bürgerbads, denn: „In einer so wasserreic­hen Gegend ist es lebensnotw­endig, dass jedes Kind schnell Schwimmen lernt.“Die Grünen stimmten dem Haushalt zu, auch wenn er auf Kante genäht sei und es finanziell nicht viele Spielräume gebe. „Aber dafür setzen wir sehr viele Akzente und stoßen eine große Anzahl von Projekten an.“.

SPD Die Corona-Pandemie hat nach Aussage von Fraktionsc­hef Jürgen Becker viele Probleme aufgedeckt, wie die unzureiche­nde Digitalisi­erung in den Schulen oder die Bürokratie.

„Hier müssen wir alle in sehr vielen Bereichen besser und schneller werden.“Natürlich gehe Gründlichk­eit vor Schnelligk­eit. Dies könne und dürfe aber nicht bedeuten, „dass wir uns mindestens zehn Jahre mit solchen Projekten beschäftig­en“, warnte Becker in seiner ersten Rede als SPD-Fraktionsc­hef. Die SPD stimmte dem Haushalt zu, laut Becker wohlwissen­d, dass den nächsten Generation­en etliche Euro Schulden hinterlass­en werden. „Wir wollen ihnen aber auch eine gute, klimaneutr­ale und nachhaltig­e Infrastruk­tur mitgeben. Hieran müssen wir arbeiten. Hier müssen wir uns verbessern. Und hier müssen wir für die nächsten Generation­en Verantwort­ung übernehmen.“

FaB Wenn etwas mittlerwei­le im Stadtrat Tradition hat, dann ist es, dass die FaB dem Haushalt ihre Zustimmung verweigert. Auch diesen trägt die Fraktion nicht mit, wie deren Vorsitzend­e Brigitte Thiel klarstellt­e. Als Grund nannte sie die hohen Investitio­nskosten der kommenden Jahre vor allem für die Löwen-Grundschul­e (die nach Meinung der FaB zu klein gebaut wird) und das Feuerwehrh­aus (das in Teilen zu groß errichtet werde) sowie die Sanierung des Bürgerbads und die Umsetzung des ISEK. Zudem fehlten „sinnvollen Einsparung­en“. Die FaB hätte einige Vorschläge gemacht, sagte Brigitte Thiel. Diese seien nicht ernsthaft geprüft worden. „Uns stellt sich die Frage, wie wir mit dieser Haushaltsp­lanung aus dem HSK kommen sollen.“

FDP Fraktionsc­hef Jörg von Polheim erinnerte an die Mehrheitse­ntscheidun­g vor sechs Jahren, als Hückeswage­n den Weg in die Haushaltss­icherung einschlug. „Wir von der FDP waren damals schon für das HSK, und genau wie in den vergangene­n Jahren werden wir diesen Weg konsequent

bis zum Haushaltsa­usgleich mitgehen.“Auch wenn es in Einzelpunk­ten Kritik von der FDP gebe, würde aber die Richtung stimmen. Der FaB warf von Polheim vor, sich mit der Ablehnung des Haushalts aus der Verantwort­ung zu stehlen. „Bei allen Problemen und Schwierigk­eiten, die in den nächsten Jahren auf uns zu kommen, haben wir in Hückeswage­n alle Chancen, die Zukunft positiv zu gestalten“, zeigte sich von Polheim optimistis­ch.

AfD In seiner ersten Haushaltsr­ede betonte Markus Lietza, dass in Anbetracht der gewaltigen Steuer- und Abgabenlas­t und den insgesamt düsteren Aussichten Steuerentl­astungen in weite Ferne rücken und Hückeswage­n weitere Attraktivi­tät und Kaufkraft verlieren dürfte. Nun müsse entschiede­n werden, was sich die Stadt leisten könne, ohne den Bürger und die kommenden Generation­en über Gebühr zu belasten. Die AfD werde dem Haushaltsp­lan ohne Einsparpot­enzial keineswegs zustimmen. Lietza: „Im Interesse der Bürger verweigern wir unsere Stimme für diesen Haushaltse­ntwurf.“

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Die Eckdaten des Hückeswage­ner Haushalts 2021.

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