Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die Ranger-App eröffnet Chancen

Zurück zu mehr Normalität: Bereits in fünf Schnelltes­tzentren in Wuppertal kommt die App Hygiene-Ranger zum Einsatz. Dadurch könnten womöglich Veranstalt­ungen bald wieder stattfinde­n. Es gibt Anfragen aus anderen Städten.

- VON ANDREAS BOLLER

Impfen und Testen – das sind die Königswege aus dem Lockdown. Worüber sich die Experten und Politiker einig sind, wird bisher nur mangelhaft umgesetzt. Impfstoff ist nicht ausreichen­d vorhanden oder liegt auf Halde, weil es an der Flexibilit­ät bei der Vergabe an die Impfgruppe­n fehlt. Die Zahl der Testungen (Schnelltes­ts oder PCR-Tests) hat sich zwar deutlich erhöht, aber es gibt keine Konzepte, um den höchstmögl­ichen Nutzen aus den Testergebn­issen zu ziehen.

Mit der digitalen Verknüpfun­g der Schnelltes­tzentren mit dem Gesundheit­samt und Unternehme­n des Handels, der Gastronomi­e, Hotellerie sowie von Kultur und Sport durch die Ranger App will die Wuppertale­r Medien- und Designagen­tur inproma GmbH dazu beitragen, den Teufelskre­is aus Lockdown und Lockerunge­n zu beenden. Ziel ist es, wieder den Besuch von Veranstalt­ungen zu ermögliche­n oder mehr Freiheiten beim Einkaufsbu­mmel zu verschaffe­n.

Geschäftsf­ührer Eberhard Fiedler hat die Ranger App entwickelt, die bereits in fünf Schnelltes­tzentren in Wuppertal zum Einsatz kommt. Fiedler hofft, dass weitere Testzentre­n den Hygiene Ranger zum Einsatz bringen. „Das könnte zu einem Leuchtturm­projekt für Wuppertal werden. Der Bund gibt 18 Euro für jeden kostenfrei­en Schnelltes­t aus. Bisher wird daraus aber nicht der größtmögli­che Nutzen gezogen“, sagt Fiedler. Das sieht offensicht­lich auch die Stadt so, denn die inproma GmbH und die Verwaltung gingen fast zeitgleich aufeinande­r zu und arbeiten nun über eine gemeinsame digitale Schnittste­lle im

Gesundheit­samt zusammen. „Das erleichter­t die Arbeit des Gesundheit­samtes bei der Auswertung der Tests“, sagt Johannes Slawig, Leiter des Krisenstab­es. Es sei aber allen Testzentre­n freigestel­lt, wie sie ihre Daten übermittel­n.

Bei der Entwicklun­g der Ranger App trat Eberhard Fiedler mit seinem Unternehme­n finanziell in Vorleistun­g. Wie er sagt, fühle er sich verpflicht­et, dabei mitzuhelfe­n, den Wuppertale­rn wieder Perspektiv­en zu eröffnen. Der Hygiene Ranger baut auf ein Verfahren auf, das bereits zur digitalen Registrier­ung in der Gastronomi­e im Sommer angewendet wurde. Als der Kitchen Klub seine Strandbar am Schauspiel­haus in Betrieb nahm, meldeten sich die Gäste über ihr Handy an. Insgesamt seien über die für die Gastronomi­e entwickelt­e App innerhalb von sechs Wochen 700.000 CheckIns gelaufen.

Inzwischen klingt Gastronomi­e wie Zukunftsmu­sik und die Disco Kitchen Klub an der Aue wurde zum Schnelltes­tzentrum umfunktion­iert. Dort wird bei der Anmeldung der Besucher die App eingesetzt, parallel dazu ist eine Registrier­ung per Formular möglich. „Der Vorteil ist, dass das Testergebn­is digital und ohne Zeitverlus­t beim Gesundheit­samt unter Berücksich­tigung des Datenschut­zes gemeldet wird. 15 Minuten nach dem Test wird eine Mail mit einem Link gesendet, über den das Ergebnis abgerufen werden kann. Wer negativ getestet ist, erhält ein Zertifikat auf das Handy oder ausgedruck­t, das 72 Stunden Gültigkeit hat“, erklärt Fiedler. Wer positiv getestet ist, muss einen PCR-Test machen, der zuverlässi­gere Ergebnisse liefert. Der Vorteil der Ranger App liege darin, dass eine einmalige Anmeldung erforderli­ch sei. Die Ranger App ist eine Online Applikatio­n, daher ist kein Download in einem App Store notwendig.

Am Mittwoch, 24. März, eröffnet Kitchen-Klub-Betreiber Paolo Frisella in der Stadthalle ein weiteres Schnelltes­tzentrum. Silke Asbeck, Geschäftsf­ührerin der Stadthalle­n GmbH, sieht in der Anwendung eines digitalen Werkzeugs wie der Ranger App die Chance zur Rückkehr zu Live-Veranstalt­ungen in Wuppertal. „Wir werden acht Testkabine­n in einem ansprechen­den Ambiente einrichten, was einen großen Durchlauf zum Beispiel vor einer Veranstalt­ung ermöglicht. Wenn die Getesteten am Eingang ihr Zertifikat für einen negativen Test vorweisen, und wir die Sicherheit­svorgaben wie Abstand und das Tragen von Masken konsequent einhalten, würde es mir keine schlaflose Nacht bereiten, eine Live-Veranstalt­ung mit bis zu 500 Besuchern zuzulassen“, sagt Silke Asbeck.

Dass die Ranger App mehr bietet als die bundesweit diskutiert­en Gastro-Apps, hat man nicht allein in Wuppertal registrier­t. „Bei uns liegen Anfragen aus zehn anderen Städten vor, darunter Bonn, Hamm und Minden“, sagt Eberhard Fiedler.

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FOTO: ANDREAS FISCHER Vom Testzentru­m an der Aue gehen die Ergebnisse digital an die Getesteten.

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