Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Die Ranger-App eröffnet Chancen
Zurück zu mehr Normalität: Bereits in fünf Schnelltestzentren in Wuppertal kommt die App Hygiene-Ranger zum Einsatz. Dadurch könnten womöglich Veranstaltungen bald wieder stattfinden. Es gibt Anfragen aus anderen Städten.
Impfen und Testen – das sind die Königswege aus dem Lockdown. Worüber sich die Experten und Politiker einig sind, wird bisher nur mangelhaft umgesetzt. Impfstoff ist nicht ausreichend vorhanden oder liegt auf Halde, weil es an der Flexibilität bei der Vergabe an die Impfgruppen fehlt. Die Zahl der Testungen (Schnelltests oder PCR-Tests) hat sich zwar deutlich erhöht, aber es gibt keine Konzepte, um den höchstmöglichen Nutzen aus den Testergebnissen zu ziehen.
Mit der digitalen Verknüpfung der Schnelltestzentren mit dem Gesundheitsamt und Unternehmen des Handels, der Gastronomie, Hotellerie sowie von Kultur und Sport durch die Ranger App will die Wuppertaler Medien- und Designagentur inproma GmbH dazu beitragen, den Teufelskreis aus Lockdown und Lockerungen zu beenden. Ziel ist es, wieder den Besuch von Veranstaltungen zu ermöglichen oder mehr Freiheiten beim Einkaufsbummel zu verschaffen.
Geschäftsführer Eberhard Fiedler hat die Ranger App entwickelt, die bereits in fünf Schnelltestzentren in Wuppertal zum Einsatz kommt. Fiedler hofft, dass weitere Testzentren den Hygiene Ranger zum Einsatz bringen. „Das könnte zu einem Leuchtturmprojekt für Wuppertal werden. Der Bund gibt 18 Euro für jeden kostenfreien Schnelltest aus. Bisher wird daraus aber nicht der größtmögliche Nutzen gezogen“, sagt Fiedler. Das sieht offensichtlich auch die Stadt so, denn die inproma GmbH und die Verwaltung gingen fast zeitgleich aufeinander zu und arbeiten nun über eine gemeinsame digitale Schnittstelle im
Gesundheitsamt zusammen. „Das erleichtert die Arbeit des Gesundheitsamtes bei der Auswertung der Tests“, sagt Johannes Slawig, Leiter des Krisenstabes. Es sei aber allen Testzentren freigestellt, wie sie ihre Daten übermitteln.
Bei der Entwicklung der Ranger App trat Eberhard Fiedler mit seinem Unternehmen finanziell in Vorleistung. Wie er sagt, fühle er sich verpflichtet, dabei mitzuhelfen, den Wuppertalern wieder Perspektiven zu eröffnen. Der Hygiene Ranger baut auf ein Verfahren auf, das bereits zur digitalen Registrierung in der Gastronomie im Sommer angewendet wurde. Als der Kitchen Klub seine Strandbar am Schauspielhaus in Betrieb nahm, meldeten sich die Gäste über ihr Handy an. Insgesamt seien über die für die Gastronomie entwickelte App innerhalb von sechs Wochen 700.000 CheckIns gelaufen.
Inzwischen klingt Gastronomie wie Zukunftsmusik und die Disco Kitchen Klub an der Aue wurde zum Schnelltestzentrum umfunktioniert. Dort wird bei der Anmeldung der Besucher die App eingesetzt, parallel dazu ist eine Registrierung per Formular möglich. „Der Vorteil ist, dass das Testergebnis digital und ohne Zeitverlust beim Gesundheitsamt unter Berücksichtigung des Datenschutzes gemeldet wird. 15 Minuten nach dem Test wird eine Mail mit einem Link gesendet, über den das Ergebnis abgerufen werden kann. Wer negativ getestet ist, erhält ein Zertifikat auf das Handy oder ausgedruckt, das 72 Stunden Gültigkeit hat“, erklärt Fiedler. Wer positiv getestet ist, muss einen PCR-Test machen, der zuverlässigere Ergebnisse liefert. Der Vorteil der Ranger App liege darin, dass eine einmalige Anmeldung erforderlich sei. Die Ranger App ist eine Online Applikation, daher ist kein Download in einem App Store notwendig.
Am Mittwoch, 24. März, eröffnet Kitchen-Klub-Betreiber Paolo Frisella in der Stadthalle ein weiteres Schnelltestzentrum. Silke Asbeck, Geschäftsführerin der Stadthallen GmbH, sieht in der Anwendung eines digitalen Werkzeugs wie der Ranger App die Chance zur Rückkehr zu Live-Veranstaltungen in Wuppertal. „Wir werden acht Testkabinen in einem ansprechenden Ambiente einrichten, was einen großen Durchlauf zum Beispiel vor einer Veranstaltung ermöglicht. Wenn die Getesteten am Eingang ihr Zertifikat für einen negativen Test vorweisen, und wir die Sicherheitsvorgaben wie Abstand und das Tragen von Masken konsequent einhalten, würde es mir keine schlaflose Nacht bereiten, eine Live-Veranstaltung mit bis zu 500 Besuchern zuzulassen“, sagt Silke Asbeck.
Dass die Ranger App mehr bietet als die bundesweit diskutierten Gastro-Apps, hat man nicht allein in Wuppertal registriert. „Bei uns liegen Anfragen aus zehn anderen Städten vor, darunter Bonn, Hamm und Minden“, sagt Eberhard Fiedler.