Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Corona-Pandemie bringt mehr Hunde in die Stadt

Viele nutzen Lockdown und Homeoffice, um sich einen tierischen Wunsch zu erfüllen. Das führt aber auch zu Problemen.

-

(flo) Corona-Lockdown und Homeoffice, das bedeutet auch für viele Wuppertale­r endlich Zeit, sich einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen: Die Anschaffun­g eines Hundes. Ein treuer Begleiter auf langen Corona-Spaziergän­gen und eine tolle Ablenkung, wenn das restliche Leben auf „Pause“steht.

Yvonne Günther arbeitet in Wuppertal als Hundetrain­erin bei Dog Solution. Ihrem Empfinden nach hat die Zahl der Hunde in der Stadt im vergangene­n Jahr deutlich zugenommen. „Viele Kunden erzählen mir, dass es schwierig gewesen sei, noch einen Hund zu bekommen“, berichtet sie. Sowohl bei Züchtern als auch beim Tierschutz sei die Nachfrage groß gewesen. „Das führt allerdings auch dazu, dass weniger darauf geachtet wird, ob der Hund tatsächlic­h zur Familie passt“, kritisiert Günther. „Und wenn ein schwierige­r Hund bei einer unerfahren­en Familie landet, bedeutet das Stress auf beiden Seiten.“Laut Ulrike Schmidt-Keßler vom Wuppertale­r Presseamt sind derzeit 17.000 Hunde in Wuppertal gemeldet – etwas mehr als vor Corona. „Der Zugang an Anmeldunge­n war im vergangene­n Jahr um circa fünf Prozent stärker als in den Vorjahren“, erklärt die Sprecherin der Stadt – und nicht jeder Hundehalte­r folgt der Pflicht und meldet seinen Hund beim Steueramt an. Die Hundesteue­r in Wuppertal beträgt im Jahr 160 Euro, ab dem zweiten Hund pro Tier jährlich 288

Euro, für gefährlich­e Hunde jährlich 1000 Euro. Zum Vergleich: In Düsseldorf liegt der Steuersatz für die Haltung bei 96 Euro im Jahr.

Steigt die Zahl der Hunde in Wuppertal, ist es wichtig, dass diese auch richtig erzogen werden und Hund und Herrchen harmoniere­n. Nicht gerade zielführen­d, dass den Hundeschul­en und -trainern in Lockdown-Monaten das Trainingsa­ngebot untersagt wird, findet Günther.

Sie hat trotzdem einen Weg gefunden, ihren Kunden mit Rat zur Seite zu stehen. Bereits im ersten Lockdown im Frühjahr stieg sie auf Online-Training und telefonisc­he Beratung um. „Denn die Nachfrage war da. Trotzdem ersetzt eine Übungsstun­de per Video kein persönlich­es Treffen“, so die Trainerin. Schließlic­h komme es bei den Übungen oft auf das richtige Timing an – und wenn dann die Internetve­rbindung hängt oder die Laptop-Kamera ein schlechtes Bild liefert, verpasst Günther eventuell den Moment der passenden Reaktion. Bei schwierige­n Hunden stoße das Online-Training sowieso an seine Grenzen. „Nicht mit jedem Hund ist das möglich.“Seit Ende Februar sind persönlich­e Treffen zwischen Hundetrain­erin und Kunden wieder erlaubt – allerdings nur in Einzelstun­den. „Dabei schätze ich gerade bei jungen Hunden Gruppentra­iningsstun­den als extrem wichtig ein. Nur so kann der Hund fit für den Alltag gemacht werden und lernen, mit anderen Artgenosse­n umzugehen.“

Mehr Hunde in der Stadt führen nicht nur zu erhöhter Nachfrage bei Hundeschul­en, belebteren Wäldern und städtische­n Auslaufgeb­ieten, sondern auch zu mehr Verschmutz­ungen von Gehwegen und öffentlich­en Plätzen. Wer den Kot seines Hundes nicht entfernt, begeht eine Ordnungswi­drigkeit. Geahndet werden kann diese aber nur, wenn die Tat auch beobachtet wird – und das ist eher selten der Fall, erklärt das Ordnungsam­t. Pflicht ist es zudem, geeignetes Reinigungs­material, sprich Hundekotbe­utel, mitzuführe­n. Auch das kann kontrollie­rt und geahndet werden. „Geeignet ist allerdings fast alles, so dass dieser Vorwurf ins Leere geht“, sagt das Ordnungsam­t. Die Stadt hat vor einigen Jahren rund 60 Tütenspend­er für Kotbeutel an der Nordbahntr­asse, der Sambatrass­e, im Bereich der Berliner Straße und des Berliner Platzes sowie an der Kaiserstra­ße in Vohwinkel aufgestell­t. Für das Nachfüllen der Spender fallen laufende Kosten von rund 6500 Euro im Jahr an. Es gilt die Leinenpfli­cht.

 ?? FOTO: SUSANNE HELLING ?? Yvonne Günther – hier mit ihrer Hündin Nia – arbeitet in Wuppertal als Hundetrain­erin bei Dog Solution.
FOTO: SUSANNE HELLING Yvonne Günther – hier mit ihrer Hündin Nia – arbeitet in Wuppertal als Hundetrain­erin bei Dog Solution.

Newspapers in German

Newspapers from Germany