Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
200 Protestler ziehen durch die City
Fünf Parteien fordern dazu auf, sich nicht vor den Karren spannen zu lassen.
(AWe) Zehnmal hatten sie sich zuvor montags in Lennep versammelt, nun protestierten die Corona-Leugner erstmals in der Innenstadt. 150 Teilnehmer hatte der Remscheider Veranstalter vorab kalkuliert, um sich gegen die „Unverhältnismäßigkeit der Lockdown-Maßnahmen und gegen eine direkte / indirekte Impfpflicht“zu wehren. Nachdem vor zwei Wochen auch schon mal 250 dem Aufruf gefolgt waren, marschierten diesmal 200 vom Theodor-Heuss-Platz über die Hindenburgstraße, einige Nebenstraßen und wieder zurück. Vorneweg der rechte Verschwörungstheoretiker und YouTuber Carsten Jahn (früher NPD) aus Lennep, der Organisator des Treffens.
Es blieb friedlich, Masken wurden getragen, Abstände beachtet. Mit Trillerpfeifen, Trommeln und Kerzen zogen die Protestler 40 Minuten durch die Straßen, begleitet von Polizei und Ordnungsdienst. Das Banner „Deutschland – Gegen den Wahnsinn“trugen sie vor sich her, bevor sie zurück vor dem Rathaus Westernhagens „Freiheit“erschallen ließen, Jahn den „Irrsinn“der Regierenden anprangerte und die Demonstranten über sein Megafon aufforderte: „Lasst Euch nicht beirren, macht weiter.“Die skandierten zurück: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Freiheit klaut.“
SPD, CDU, Grüne, Linke und W.i.R. bereitet derweil Sorge, dass es immer mehr Menschen werden könnten. In einer Presseerklärung, die von den fünf Parteien und Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz getragen wurde, setzen die Unterzeichner auf Dialog und fordern die Remscheider auf, sich nicht vor diesen Karren spannen zu lassen: „Es bringt nichts, wenn Menschen mit schwarz-rot-goldenen Fahnen, Rasseln, Pfeifen und Trommeln und viel Getöse durch unsere Stadt ziehen und gegen einen vermeintlichen ‚Corona-Wahn‘ zu Felde ziehen.“Corona könne man nicht auf Knopfdruck beenden, die Viruskrankheit sei kein Hirngespinst. „Und wenn bei solchen ‚Spaziergängen‘ rechtsextreme Parolen verbreitet werden und sich die Teilnehmer – vielleicht sogar mit Gewalt – gegen bestehende Regeln wenden, ist eine Grenze überschritten“, heißt es weiter.
Soweit ging es am Montag nicht. Nach einer Stunde löste sich die Demo auf. Nächste Woche soll sie in Lennep fortgesetzt werden. MastWeisz betonte: „Das Demonstrationsrecht ist ein sehr hohes Gut und muss geschützt werden, auch wenn man dort vertretene Meinungen nicht teilt.“Aber, so fügte er hinzu: „Wer demonstrieren geht, sollte wissen, wem er hinterherläuft.“