Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die ersten 3500 Bäume sind gepflanzt

Für jeden Einwohner einen Baum: Mit 35.000 Bäumen sollen die Wälder in Wermelskir­chen in den kommenden 3,5 Jahren aufgeforst­et werden. In Dabringhau­sen fiel jetzt der Startschus­s für die erste von vielen Pflanzakti­onen.

- VON KATHRIN KELLERMANN

DABRINGHAU­SEN Echte Jungs können im Wald nicht mit Kunststoff-Spaten für Kinder arbeiten. „Das klappt nicht so gut“, sagt der kleine Aissa (8) ernst. „Mit der Metallscha­ufel geht das viel besser. Drei Bäume habe ich schon eingepflan­zt“, verrät der Junge stolz und zeigt auf eine Kirsche, die mit Beißschutz versehen nun in Ruhe an der Coenenmühl­e wachsen kann und von den Rehen nicht angenagt wird. Die kleine Buche, die daneben ihren Platz gefunden hat, kann frei wachsen: „Die mögen die Rehe nicht.“Bürgermeis­terin Marion Lück habe er übrigens auch tatkräftig beim Bäume pflanzen geholfen, verrät Aissa. Wie gut, dass drei Klassen der Grundschul­e Dabringhau­sen bei der großen Baumpflanz­aktion vor Ort waren, denn auch Dorothea Hoffrogge, Presbyteri­umsvorsitz­ende der Kirchengem­einde Hilgen-Neuenhaus, konnte sich so auf kräftige Arme verlassen: Colin (9) aus der Klasse 3B „hat mich beim Buddeln toll unterstütz­t. Das hat er souverän gemacht, als mir der Arm weh getan hat“, verrät sie lächelnd. Dass Colin die Kunststoff-Spaten, die Tiefbauamt­sleiter Harald Drescher extra für die Kinder besorgt hatte, ebenfalls ignorierte, ist klar. „Im Waldboden kann man mit den anderen Spaten besser arbeiten“, sagt Colin fachmännis­ch. Zumindest kamen aber die Arbeitshan­dschuhe gut an, die die Stadt extra zum Schutz für große und kleine Hände zur Verfügung gestellt hatte.

Auf einer 5000 Quadramete­r großen Fläche wurden am Mittwoch im Rahmen der Aktion: „Verwurzelt in Wermelskir­chen – wir pflanzen 35.000 Bäume, damit die Wälder wider rauschen“die ersten 3.500 Erlen, Hainbuchen, Schlehen, Kirschen und Waldhasel gepflanzt. Entspreche­nde Löcher buddeln musste jeder Freiwillig­e selbst. Nicht nur 100.000 Euro investiert die Stadtspark­asse in die Klimaschut­z-Aktion, sondern auch echte Arbeitskra­ft: Vorsitzend­er Rainer Jahnke leitete morgens um 8 Uhr noch eine Aufsichtsr­atssitzung per Videokonfe­renz.

„Da hatte noch eine Krawatte um, aber auch die Wanderschu­he schon an, um anschließe­nd sofort herzukomme­n und zu helfen“, erzählt er lachend in einer Pflanzpaus­e. Auch das Gymnasium hatte fleißige Unterstütz­er geschickt: Markus Herbertz war mit zwölf Schülern seines Biologie-Kurses am Hang. „Die anderen sind heute im Distanzunt­erricht und sicher enttäuscht, dass sie nicht dabei sind“, sagt er. „Wir haben gerade einige Nachhaltig­keits-Projekte und da passt die Aktion heute sehr gut. Beim Pflanzen rechnen wir schon, wie viel CO2 später durch die Bäume gebunden wird.“

Der Anschauung­sunterrich­t vor Ort, „macht den Kids viel Spaß“, berichtet Forstwirt Benjamin Antrecht, der mit seinen Kollegen Burkhard Eggert und Tino Volkhardt die Gruppen mit Kindern betreut, ihnen mit dem Abstand zwischen den Bäumchen hilft: „1.50 Meter muss dazwischen sein“, sagt er. Am Abend zuvor waren die 3.500 Bäume, die alle etwa zwei Jahre alt und zwischen 50 und 80 Zentimeter groß sind, angeliefer­t worden: „Die Bäume haben wir in der Nähe des Baches gelagert, damit die Wurzeln schattig und nass liegen“, erklärt der Fachmann. Ob alle gepflanzte­n Bäume tatsächlic­h angehen, kann Stadtförst­er Stefan Springer, der die Baumsorten die Hang- und Tallage getroffen hat, noch nicht sagen: „Wahrschein­lich wird es etwas Schwund geben“, sagt er. „Aber das ist normal“, sagt er. „Das kommt jetzt auf die Witterungs­verhältnis­se an.“

Dass an diesem Morgen so viele Freiwillig­e bei der Aufforstun­gs-Aktion dabei sind, freut VVV-Geschäftsf­ührer Harald Röntgen, der großzügig 100 belegte Brötchen und Getränke stiftete. Die Steppkes, die begeistert Bäume pflanzen, haben sich die Stärkung auf jeden Fall verdient. „Die Wermelskir­chener Kinder und Jugendlich­en sind so fleißig, da kommt man gar nicht mit“, sagt Kay Boenig vom Forstamt Bergisches Land lobend.

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FOTOS (5): KATHRIN KELLERMANN Dorothea Hoffrogge, Thomas Marner, Rainer Jahnke, Colin, Marion Lück, Volker Niemz, Harald Drescher, Harald Röntgen, Kay Boenig (v.l.).
 ??  ?? Polizeihau­ptkommissa­r Frank Burkert half Tiefbauamt­sleiter Harald Drescher und Bürgermeis­terin Marion Lück kurz beim Pflanzen einer Kirsche aus.
Polizeihau­ptkommissa­r Frank Burkert half Tiefbauamt­sleiter Harald Drescher und Bürgermeis­terin Marion Lück kurz beim Pflanzen einer Kirsche aus.
 ??  ?? Der VVV spendete 100 belegte Brötchen und Getränke für die Schüler und Helfer, die 3500 Bäume einpflanzt­en.
Der VVV spendete 100 belegte Brötchen und Getränke für die Schüler und Helfer, die 3500 Bäume einpflanzt­en.
 ??  ?? Aissa (8) hatte um 11 Uhr bereits seinen dritten Baum gepflanzt.
Aissa (8) hatte um 11 Uhr bereits seinen dritten Baum gepflanzt.
 ??  ?? Bio-Lehrer Markus Herbertz nahm seine Schüler mit zum Pflanzen.
Bio-Lehrer Markus Herbertz nahm seine Schüler mit zum Pflanzen.

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