Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Die ersten 3500 Bäume sind gepflanzt
Für jeden Einwohner einen Baum: Mit 35.000 Bäumen sollen die Wälder in Wermelskirchen in den kommenden 3,5 Jahren aufgeforstet werden. In Dabringhausen fiel jetzt der Startschuss für die erste von vielen Pflanzaktionen.
DABRINGHAUSEN Echte Jungs können im Wald nicht mit Kunststoff-Spaten für Kinder arbeiten. „Das klappt nicht so gut“, sagt der kleine Aissa (8) ernst. „Mit der Metallschaufel geht das viel besser. Drei Bäume habe ich schon eingepflanzt“, verrät der Junge stolz und zeigt auf eine Kirsche, die mit Beißschutz versehen nun in Ruhe an der Coenenmühle wachsen kann und von den Rehen nicht angenagt wird. Die kleine Buche, die daneben ihren Platz gefunden hat, kann frei wachsen: „Die mögen die Rehe nicht.“Bürgermeisterin Marion Lück habe er übrigens auch tatkräftig beim Bäume pflanzen geholfen, verrät Aissa. Wie gut, dass drei Klassen der Grundschule Dabringhausen bei der großen Baumpflanzaktion vor Ort waren, denn auch Dorothea Hoffrogge, Presbyteriumsvorsitzende der Kirchengemeinde Hilgen-Neuenhaus, konnte sich so auf kräftige Arme verlassen: Colin (9) aus der Klasse 3B „hat mich beim Buddeln toll unterstützt. Das hat er souverän gemacht, als mir der Arm weh getan hat“, verrät sie lächelnd. Dass Colin die Kunststoff-Spaten, die Tiefbauamtsleiter Harald Drescher extra für die Kinder besorgt hatte, ebenfalls ignorierte, ist klar. „Im Waldboden kann man mit den anderen Spaten besser arbeiten“, sagt Colin fachmännisch. Zumindest kamen aber die Arbeitshandschuhe gut an, die die Stadt extra zum Schutz für große und kleine Hände zur Verfügung gestellt hatte.
Auf einer 5000 Quadrameter großen Fläche wurden am Mittwoch im Rahmen der Aktion: „Verwurzelt in Wermelskirchen – wir pflanzen 35.000 Bäume, damit die Wälder wider rauschen“die ersten 3.500 Erlen, Hainbuchen, Schlehen, Kirschen und Waldhasel gepflanzt. Entsprechende Löcher buddeln musste jeder Freiwillige selbst. Nicht nur 100.000 Euro investiert die Stadtsparkasse in die Klimaschutz-Aktion, sondern auch echte Arbeitskraft: Vorsitzender Rainer Jahnke leitete morgens um 8 Uhr noch eine Aufsichtsratssitzung per Videokonferenz.
„Da hatte noch eine Krawatte um, aber auch die Wanderschuhe schon an, um anschließend sofort herzukommen und zu helfen“, erzählt er lachend in einer Pflanzpause. Auch das Gymnasium hatte fleißige Unterstützer geschickt: Markus Herbertz war mit zwölf Schülern seines Biologie-Kurses am Hang. „Die anderen sind heute im Distanzunterricht und sicher enttäuscht, dass sie nicht dabei sind“, sagt er. „Wir haben gerade einige Nachhaltigkeits-Projekte und da passt die Aktion heute sehr gut. Beim Pflanzen rechnen wir schon, wie viel CO2 später durch die Bäume gebunden wird.“
Der Anschauungsunterricht vor Ort, „macht den Kids viel Spaß“, berichtet Forstwirt Benjamin Antrecht, der mit seinen Kollegen Burkhard Eggert und Tino Volkhardt die Gruppen mit Kindern betreut, ihnen mit dem Abstand zwischen den Bäumchen hilft: „1.50 Meter muss dazwischen sein“, sagt er. Am Abend zuvor waren die 3.500 Bäume, die alle etwa zwei Jahre alt und zwischen 50 und 80 Zentimeter groß sind, angeliefert worden: „Die Bäume haben wir in der Nähe des Baches gelagert, damit die Wurzeln schattig und nass liegen“, erklärt der Fachmann. Ob alle gepflanzten Bäume tatsächlich angehen, kann Stadtförster Stefan Springer, der die Baumsorten die Hang- und Tallage getroffen hat, noch nicht sagen: „Wahrscheinlich wird es etwas Schwund geben“, sagt er. „Aber das ist normal“, sagt er. „Das kommt jetzt auf die Witterungsverhältnisse an.“
Dass an diesem Morgen so viele Freiwillige bei der Aufforstungs-Aktion dabei sind, freut VVV-Geschäftsführer Harald Röntgen, der großzügig 100 belegte Brötchen und Getränke stiftete. Die Steppkes, die begeistert Bäume pflanzen, haben sich die Stärkung auf jeden Fall verdient. „Die Wermelskirchener Kinder und Jugendlichen sind so fleißig, da kommt man gar nicht mit“, sagt Kay Boenig vom Forstamt Bergisches Land lobend.