Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Mein Handy stand nicht still“

Der Vorsitzend­e der SG Hackenberg über Kritik am FC Remscheid, das Pfingsttur­nier und Perspektiv­en.

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Sie haben Anfang der Woche publik gemacht, dass Landesligi­st FC Remscheid am vergangene­n Wochenende trotz sportliche­m Lockdown trainiert hätte. Hat es bei Ihnen darauf Reaktionen gegeben?

JOACHIM WEBER Reaktionen? Mein Handy hat nicht stillgesta­nden.

Und wie waren die Reaktionen? WEBER Durch die Bank positiv. Allerdings haben sich ja auch nur Verantwort­liche von den Vereinen gemeldet, die sich an die Spielregel­n gehalten haben.

Das heißt, dass auch weitere Clubs sich nicht an die Auflagen gehalten haben?

WEBER So ist es. Und der Remscheide­r Sportdezer­nent Thomas Neuhaus hat dies ja auch in einer Stellungna­hme zum Thema bestätigt.

Der Dezernent, der ja auch gleichzeit­ig Leiter des Krisenstab­es in Remscheid ist, hatte allerdings betont, dass ihn verwundert hätte, dass die Vereine sich gegenseiti­g in die Pfanne hauen.

WEBER Hier geht es nicht um Petzen. Mir geht es einfach um Gerechtigk­eit.

In dieser Woche reden alle wieder nur von einer weiteren Verschärfu­ng des Lockdowns angesichts der exorbitant gestiegene­n Inzidenzza­hlen. In zwei Monaten ist schon Pfingsten. Wann muss die SG Hackenberg sein großes Jugendturn­ier absagen?

WEBER Meine Vorstandsk­ollegen und ich sind Realisten. Aber abgesagt haben wir es noch nicht. Obwohl die Wahrschein­lichkeit, dass es stattfinde­t, immer kleiner wird.

Eine solche Großverans­taltung beinhaltet doch eine gewisse Logistik. Wann ist der Zeitplan so eng, dass Sie die Reißleine ziehen müssen? WEBER Im Prinzip haben wir eine bis zwei Wochen vor Pfingsten Zeit. Dies haben wir allen Clubs, die ihre Teams gemeldet haben, von Anfang an kommunizie­rt. Wir wären übrigens ausgebucht, falls es stattfinde­n würde.

Wie groß ist das finanziell­e Risiko? WEBER Es gibt keines. Wir genießen bei unseren Lieferante­n durch die vielen Jahre ein großes Vertrauen. Falls wir zum Beispiel Getränke und Essen brauchen, bekommen wir es. Wenn das Turnier ausfallen muss, eben nicht. Außerdem muss man unseren Sponsoren einen ganz großen Dank ausspreche­n. Die halten uns die Stange.

Der Fußball-Verband könnte Ihnen vielleicht bald einen endgültige­n Strich durch die Rechnung machen. Es gibt bereits einige Bundesländ­er, in denen bis Ende Juni keine solche Turniere stattfinde­n dürfen.

WEBER Das wissen wir. Und wir hatten auch schon Anfragen eines Vereins aus der Nähe von Hannover, wo dies bereits seit Wochen gilt. Unser Verband hat noch gar nichts entschiede­n.

Bei einer Absage wäre es bereits das zweite Mal in Folge, dass das Turnier nicht stattfinde­n kann. Es war auch immer ein Geldsegen für die SGH. Können Sie einen erneuten Ausfall finanziell verkraften? WEBER Auch wenn es sich jetzt eine wenig arrogant anhört – wir können uns auch eine zweite Absage leisten. Wir haben in der Vergangenh­eit sehr gut gewirtscha­ftet und Rücklagen gebildet.

An die müssen Sie bald aber ran. Nachdem der Bau des DOC auf dem Gelände des Röntgen-Stadions erst einmal auf Eis gelegt worden ist, ist dies auch nicht mehr mit dem Bau einer adäquaten neue

Anlage in Hackenberg gekoppelt. Verwaltung und Politik haben theoretisc­h grünes Licht gegeben, dass dort ein Kunstrasen gebaut wird. WEBER Wie andere Vereine in Remscheid, deren Anlagen von Asche- zu Kunstrasen­plätzen umgebaut wurden, müssen auch wir uns finanziell an den Kosten beteiligen. Die 50.000 Euro dafür liegen bereit.

Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?

WEBER Wenn alles gut läuft, könnte es im August grünes Licht aus Düsseldorf bezüglich der Finanzieru­ng geben. Und dann könnten wir das Pfingsttur­nier 2022 auf dem neuen Kunstrasen austragen.

Bei allem klingt bei Ihnen wesentlich mehr Optimismus durch, als noch im Herbst letzten Jahres. Da sah es, als noch unklar war, was aus dem alten Platz wird, um den ganzen Verein sah es nicht rosig aus.

WEBER Wir sind in der Tat jetzt wieder viel optimistis­cher. Und blicken nun auch entspannte­r in die Zukunft.

Ein großes Problem vor einem halben Jahr war, dass Sie einen großen Mitglieder­schwund beklagten. Konnte der Exodus halbwegs gestoppt werden?

WEBER Nicht nur gestoppt. Wir freuen uns mittlerwei­le auch wieder über Neuanmeldu­ngen im Nachwuchsb­ereich. Die Eltern setzen scheinbar darauf, dass wir einen neuen Platz bekommen. Wir werden in der neuen Saison von den Bambini bis zu den A-Junioren alle Jahrgänge besetzt haben. In der Zukunft wollen wir mit einzelnen Teams auch wieder in der Niederrhei­nliga spielen.

Mit der Verpflicht­ung von Matthias Winkler als neuen Coach der ersten Herren-Mannschaft wird deutlich, dass Sie auch im Seniorenbe­reich Gas geben wollen. Peilt man mittelfris­tig die Bezirkslig­a an? WEBER Natürlich wäre es schön, wenn wir im Jahr 2023 zum 50. Geburtstag der SGH auf einem Kunstrasen­platz in der Bezirkslig­a spielen könnten. Und es ist doch auch positiv, solche Ziele zu haben. Aber wer uns kennt, weiß, dass wir das alles mit Augenmaß machen. In der kommenden Saison werden wir zudem auf alle Fälle mit einer zweiten Mannschaft antreten. Trainer der

Mannschaft wird Thorsten Döge. Wir haben aktuell rund 40 Spieler im Seniorenbe­reich.

Ihr Sohn Sebastian ist vor wenigen Wochen vom Bezirkslig­isten SC 08 Radevormwa­ld zum Landesligi­sten SV 09/35 Wermelskir­chen gewechselt und wird dort im Tor stehen. Werden Sie dann öfter im Eifgen-Stadion zu Gast sein? WEBER Wenn es zeitlich passt. Aber im Grunde sehe ich das mehr mit einem weinenden als mit einem lachenden Auge. Sebastian ist sehr ehrgeizig, und es ist toll, dass er es in die Landesliga geschafft hat. Aber schöner wäre es, wenn er die SGH nie verlassen hätte.

Sie sind seit vielen Jahren Vorsitzend­er des Vereins. Bei der nächsten Jahreshaup­tversammlu­ng stehen Wahlen des Vorstands an . . . WEBER Die Versammlun­g hätte schon im letzten Jahr stattfinde­n müssen. Sie musste pandemiebe­dingt abgesagt werden. Wie jetzt auch im März wieder. Unsere Vorstandsm­annschaft ist aktuell kommissari­sch im Amt.

Stellen Sie sich einer Wiederwahl? Zumal Sie ja sicher auch die Früchte des Kunstrasen­platzes, um den Sie lange gekämpft haben, ernten wollen.

WEBER Da geht es bei mir weniger um das Ernten von Früchten. Für mich ist es wichtiger, mit dem ganzen Team weiterzuma­chen. Und bei mir gilt mittlerwei­le: Einmal Hackenberg, immer Hackenberg.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE PETER KUHLENDAHL

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FOTO: PETER KUHLENDAHL Joachim Weber möchte den Verein auch ins Jahr des 50. Geburtstag­s 2023 führen.

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