Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Arbeiten an der Rheinbrücke gehen weiter.
Nach fast einjährigem Baustopp wurden am Donnerstag die Bauarbeiten an der Leverkusener A1-Brücke am linken Ufer fortgesetzt.
LEVERKUSEN Auf der Baustelle am Kölner Rheinufer in Mechernich herrscht reger Betrieb. Bagger- und Walzfahrzeuge umkurven die mächtigen provisorischen Betonpfeiler, die bereits in Brückenhöhe emporragen und aussehen wie Türme aus Riesenlegosteinen. Zwischen Kieshaufen und Containern gibt es wieder Bewegung, nachdem fast ein Jahr lang Ruhe geherrscht hatte.
Bereits in der vergangenen Woche war dem neu beauftragten Konsortium das Baufeld übergeben worden. Eine Bietergemeinschaft aus den Unternehmen SEH Engineering, Hochtief und Max Bögl hatte den Zuschlag erhalten. Der Auftrag hat einen Wert von 216 Millionen Euro brutto.
Mit stoischer Ruhe presst der Bohrer eine von 24 stählernen Stützen 34 Meter tief in den Boden, die linksrheinisch noch fehlen, um einen der beiden tragenden Brückenpfeiler an den Uferseiten zu gründen. 240 Meter misst die Spannbreite zwischen ihnen. Auf den beiden Pfeilern soll am Ende dann die stählerne Brückenkonstruktion ruhen, die voraussichtlich ab Herbst aus 40 Teilen zusammengefügt werden wird. Zunächst wird sie auf eine Behelfskonstruktion von provisorischen Stützpfeilern angelegt. Die Einzelteile werden mit Schiffen über den Rhein transportiert und dann verarbeitet, erkärt Jan Felgendreher, Projektleiter bei Hochtief. Sein Kollege Thomas Müller, Projektleiter bei der Autobahn GmbH, ist zuversichtlich, dass die erste von zwei Brücken bis Ende 2023 fertig sein wird. „Wir liegen gut im Zeitplan“, sagt er.
Das Brückenbau-Projekt wurde
„Wir liegen gut im Zeitplan“
Thomas Müller Projektleiter Autobahn GmbH
zum Jahresbeginn 2021 durch die Autobahn GmbH des Bundes von Straßen NRW übernommen. Sie trieb das Ausschreibungsverfahren gemeinsam mit der betreuenden Niederlassung Rheinland voran. Es hatte immer wieder Bauverzögerungen gegeben. Zuletzt wegen Streitigkeiten im Bieterverfahren. Ein unterlegener Bieter hatte mehrfach Einwände bei der Vergabestelle erhoben. Dadurch war die Bindefrist für die Angebote abgelaufen, der Auftrag musste neu ausgeschrieben werden.
Die Großbaustelle an der Leverkusener Rheinbrücke steht seit Ende April 2020 still. Damals hatte der Landesbetrieb dem österreichischen Baukonzern Porr AG als Generalunternehmer gekündigt. Grund waren irreparable Mängel an 22 in China produzierten Stahlbauteilen. Porr hatte ein Angebot von 363 Millionen Euro für beide Brückenteile und den Abbruch der alten Brücke abgegeben. Der Auftrag musste daraufhin neu ausgeschrieben werden. Die Bauzeit verlängert sich um fast zwei Jahre gegenüber dem ursprünglich avisierten Termin der Fertigstellung. Der Baustopp bezog sich auf das Brückenbauwerk selbst. An den Zufahrten rechts und links des Rheins, die angepasst werden müssen, wurde weitergearbeitet.
Die bisherigen Brücken-Bauwerke sind zum Teil über 60 Jahre alt und werden sowohl dem heutigen und dem zukünftig prognostizierten Verkehrsaufkommen als auch den Lasten nicht mehr gerecht. Vorsorglich war die marode Brücke für den Lkw-Verkehr gesperrt worden. Insgesamt sind zwei Brückenteile vorgesehen, die den Autobahnverkehr dann jeweils vierspurig tragen sollen.
Der Bau der zweiten Brücke könnte erfolgen, nachdem die alte entfernt wurde. Er müsste zudem neu ausgeschrieben werden. Mit einer kompletten Fertigstellung wäre also kaum vor 2027 zu rechnen.