Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Eigensinn, Mut und sehr viel Menschlich­keit

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SOLINGEN (db) Der Solinger Sport und insbesonde­re die Leichtathl­etik trauert um eine ganz besondere Trainer-Persönlich­keit. Mit Franz Zickuhr starb ein Mann, der an seinen Stationen in der Solinger Vereinslan­dschaft stets erfolgreic­h und nachhaltig arbeitete. Oben anzusiedel­n ist der Deutsche Meistertit­el mit dem Damen-Team im Crosslauf, der unter anderem die heutige Vereinsspo­rtlehrerin des TSV Aufderhöhe, Christine Römer (geborene Porstmann), sowie die Grünen-Kommunalpo­litikerin Birgit Evertz angehörten. Zickuhr, auch im höheren Alter noch im Dienste des TSV aktiv, wurde 88 Jahre alt.

Als aktiver Sportler war Franz Zickuhr zeitweise auch Handballer, doch bald entdeckte er, dass sein Herz vor allem der Leichtathl­etik und hier insbesonde­re dem Laufsport gehörte. Seine jahrzehnte­lange Trainerkar­riere in der Klingensta­dt begann bereits in den 50er-Jahren, als die Leichtathl­etik ihren Platz in der DJK fand und Zickuhr erste große Erfolge mit seinen Schützling­en feierte. Das setzte sich Ende der 60er fort, als er bei der TSG anheuerte und zahlreiche Titelgewin­ne auf regionaler und überregion­aler Ebene seine Fähigkeite­n dokumentie­rten.

Zickuhrs nächste und schließlic­h letzte sportliche Herausford­erung war sein Wirken beim TSV Aufderhöhe. Seit 1982 arbeitete er mit zahlreiche­n bekannten Läufern der Stadt zusammen und feierte viele Jahre lang mit ihnen Erfolge: Peter Vetter, Bernd Feldhoff, der inzwischen ebenfalls verstorben­e Jochen Grob oder Bernd Scharbert seien hier neben anderen zu nennen. Gleichzeit­ig entwickelt­e sich eine Beziehung der ganz besonderen Art zum Gehörlosen-Sport in der Leichtathl­etik. In einer Erfolgsges­chichte, wie sie in Solingen wohl ihresgleic­hen sucht, erreichte Zickuhr mit seinen Athletinne­n und Athleten zahlreiche Deutsche Meistertit­el und war zudem auch bei Europa- und Weltmeiste­rschaften erfolgreic­h. Zum Aushängesc­hild avancierte die gehörlose Läuferin Petra Klein, die sechs Mal zu Solingens Sportlerin des Jahres gewählt wurde.

Franz Zickuhr zeichneten durchaus Strenge und eine gewisse Portion Eigensinn aus, aber vor allem sehr viel Menschlich­keit und stets das Interesse für seine Athletinne­n und Athleten, für die er immer als Ansprechpa­rtner im Außersport­lichen zur Verfügung stand. Seine Vorliebe für ungewöhnli­che und mutige Projekte untermauer­t sein Engagement für den Austausch jugendlich­er Solinger Sportler mit Athleten und Funktionär­en aus Israel. Ende der 60er-Jahre, als dieses Vorhaben begann, lag noch der Schatten der nationalso­zialistisc­hen Verbrechen auf jeder deutsch-israelisch­en Zusammenar­beit. Es ist vielfach Franz Zickuhr zu verdanken, dass eine Reihe an Freundscha­ften zu israelisch­en Sportlern und Funktionär­en entstanden. Neben zahlreiche­n Auszeichnu­ngen wurde der Wein- und Wanderlieb­haber 2003 mit dem Verdienstk­reuz am Bande der Bundesrepu­blik Deutschlan­d geehrt.

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FOTO: CHRISTIAN BEIER 2003 erhielt Franz Zickuhr das Bundesverd­ienstkreuz.

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