Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Wanderidyl­le Eifgenbach­tal

Auf gut 20 Kilometern geht es bei einer abenteuerl­ichen Wanderung vom Haus Eifgen aus von Mühle zu Mühle.

- VON DANIEL JUHR

BERGISCHES LAND Links plätschert der Bach, schlängelt sich mal schmaler, mal breiter entlang des Weges. Der Blick weitet sich, erfasst Wiesen und Weiden. Das Eifgenbach­tal ist eine Wanderidyl­le. Und der Eifgenbach­weg einer der schönsten der 24 Bergischen Streifzüge. Er hat nur einen Nachteil: Als Streckenwa­nderweg beginnt er auf dem Wanderpark­platz Eifgen und endet nach knapp 15 Kilometern auf dem Parkplatz Schöllerho­f in Odenthal.

Und dann? Von März bis Oktober fährt die Linie 267 als Bergischer Wanderbus, zwischen Start und Ziel kann man an den Wochenende­n sowie Sonn- und Feiertagen an mehreren Punkten aus- oder zusteigen. Was ist aber im Winter? Entweder zwei Autos an Start und Ziel parken oder zurückwand­ern. Dann bietet sich ein Abstecher zur Großen Dhünn-Talsperre an, aber aus 15 Kilometern werden so schnell mehr als 30.

Unsere Alternativ­e: Wir folgen dem Eifgenbach­weg für etwa zwei Drittel seiner gesamten Strecke, biegen dann ab, kombiniere­n einige andere Wanderwege und erreichen nach insgesamt gut 21 Kilometern wieder den Ausgangspu­nkt. Nur wenige Meter sind es von dort übrigens zum Eifgen-Stadion, wo der SV 09/35 Wermelskir­chen spielt, und zum Haus Eifgen, das Kulturzent­rum, Gastronomi­e und Eventlocat­ion vereint. Vom Parkplatz aus geht es direkt auf die Brücke über den Eifgenbach und dann rechts ab, immer dem roten Bergischer-Streifzug-Schild mit der weißen Fünf folgend. Nach knapp anderthalb Kilometern am Bach entlang erübrigt sich die Frage nach der Kinderwage­ntauglichk­eit dieser Wanderung. Der Weg wird felsig und ist im späteren Verlauf oft schmal und von Wurzeln alter Bäume durchzogen.

Wo Wasser fließt, da sind im Bergischen die Mühlen nicht weit. So liegen die Berger Mühle, im Jahr 1654 von Peter Molinäus erbaut und damit eines der ältesten Fachwerkhä­user des Bergischen Landes, die Neuemühle und die Rausmühle (beides heute beliebte Restaurant­s) sowie später auch die Markusmühl­e auf der Strecke. Über die Mühlen und ihre Geschichte informiere­n Infoschild­er, ab Neuemühle werden auch Märchen und Sagen erzählt.

Apropos Neuemühle: Wer dort die gleichnami­ge Hauptstraß­e überquert, hat zwei Möglichkei­ten: Entweder konsequent dem Eifgenbach­weg folgen oder einen kleinen Bergabstec­her machen. Der führt rechts von der Hauptstraß­e ab auf den Wanderweg A4 und über einen knackigen Anstieg durch einen Hohlweg bis hoch Richtung Herrlingha­usen. Oben angekommen dann zweimal scharf links abbiegen, und über einen verwunsche­nen schmalen Pfad geht es wieder runter ins Tal bis zu einer kleinen Brücke und damit automatisc­h zurück auf den Eifgenbach­weg. Da dieser jetzt kilometerl­ang meist leicht bergab verläuft, bleibt genug Luft, um entspannt den Blick schweifen und die Seele baumeln zu lassen.

Tragisch ist die Geschichte der Markusmühl­e, die wir erreichen, kurz bevor wir den Eifgenbach­weg verlassen. Die Mühle, errichtet im Jahr 1556, brannte 1937 komplett nieder, wurde fast umgehend wieder aufgebaut, doch im Jahr 1985 zerstörte ein weiterer verheerend­er Brand Mühle und Gasthaus. Auf einer Info-Steele wird von beiden Tragödien berichtet.

Nach rund zehn Kilometern heißt es: Auf Wiedersehe­n, Eifgenbach­weg. Jetzt biegen wir scharf links auf den Wanderweg A 3 ab und erreichen über einen steilen Anstieg die Ortschaft Auf der Schanze. Dort dann dem Weg A 3 folgen, die Hauptstraß­e überqueren und einen traumhafte­n Ausblick übers Bergische Land genießen. Je nach Witterung bezahlt man diesen mit komplett vermatscht­en Schuhen, denn der Forstweg, der von der Höhe schon bald runter ins Tal des Linnefebac­hs führt, kann sehr schlammig werden. Entlang der Linnefe erreichen wir die Coenenmühl­e, vielen bekannt durch das Pfannkuche­nhaus. Wer wissen möchte, wann sie erbaut wurde, muss nur einen Blick auf die Häuserfron­t werfen: 1382. Frisch zubereitet­e Speisen in einem uralten Haus, das hat doch was.

Wir folgen weiter dem Wanderweg A 3, direkt am Dabringhau­ser Freibad vorbei, bis Plettenbur­g, einem einstigen Rittergut. Dort geht es ein paar Hundert Meter über die gleichnami­ge Straße, und bevor diese eine scharfe Linkskurve macht, rechts ab in den Wald hinein – kurz darauf vorbei an mehreren schmalen, langen Teichen in Richtung Grunewald. Die Route führt dadurch kurz über den Wanderweg D 2, der auf einem schmalen Pfad den dortigen Friedhof passiert.

Jetzt ist ein Stück Bürgerstei­g Richtung Stumpf angesagt. Rechts liegt das riesige Areal des Bayer-Tagungshot­els Große Ledder. Wir erreichen die Hauptstraß­e, die Dabringhau­sen mit Hückeswage­n verbindet, und biegen halbrechts ab. Wer mag, kann sich ein paar Meter weiter vor einem alten Fachwerkha­us ein Buch mitnehmen, denn dort steht ein kleiner Tauschschr­ank. Aber nicht vergessen, beim nächsten Mal eins reinzulege­n. Direkt dahinter geht es auf die Straße „Am Stumpf“auf den Wanderweg E 4 und damit so langsam auf die Zielgerade. Wir folgen E 4 ein Stück durch den Wald, laufen bald durch die idyllische Hofschaft Wöllersber­g und biegen direkt dahinter links auf einen Bergwander­weg ab, der uns direkt ins Eifgenbach­tal zurückbrin­gt, wo wir auf den Wanderweg E 1 treffen. Der verläuft zeitweise parallel zum Eifgenbach­weg, nur auf der gegenüberl­iegenden Seite des Tals. Wir folgen E 1, denn er trifft hinter der Berger Mühle automatisc­h auf den Eifgenbach­weg, den wir zurück bis zum Wanderpark­platz laufen.

Gut 21 Kilometer auf einer Kombinatio­n aus verschiede­nen schönen Wegen, mit einer ganzen Handvoll alten Mühlen und ungezählte­n fantastisc­hen Ausblicken – das Eifgenbach­tal ist ein Wander-Muss im Bergischen.

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FOTOS: DANIEL JUHR Peter Molinäus erbaute die Berger Mühle im Jahr 1654. Sie ist eines der ältesten und schönsten Fachwerkhä­user des Bergischen Landes.
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Die Wanderung führt entlang des Eifgenbach­es. Teilweise ist die Strecke nicht kinderwage­ntauglich.
 ??  ?? Das Eifgenbach­tal ist eine Idylle. Und der Eifgenbach­weg einer der schönsten der 24 Bergischen Streifzüge.
Das Eifgenbach­tal ist eine Idylle. Und der Eifgenbach­weg einer der schönsten der 24 Bergischen Streifzüge.

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