Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Hückeswagens Politik entdeckt ihre grüne Seite.
Wer hätte das gedacht? Der Hückeswagener Rat, eigentlich ziemlich bunt an Farben und (politischen) Meinungen, wird grün. Die CDU geht sogar beinahe in einen Wettbewerb mit den Grünen selbst, wer mehr Anträge für den Umweltund Klimaschutz in Hückeswagen einreicht. Ein Wettbewerb, der nur gut tun kann. Das wurde in dieser Woche im Rat deutlich, als viele Anträge für mehr Umweltschutz in der Schloss-Stadt mit einer breiten Mehrheit beschlossen wurden. Damit ist das Weltklima erst einmal (noch) nicht zu retten, aber irgendwann muss man den Hintern hochkriegen. Wobei Hückeswagen beileibe nicht die einzige Kommune deutschlandweit ist, die langsam aber sicher ihre grüne Seite entdeckt.
In diesem Zusammenhang fällt auf, dass eine der sechs Fraktionen beim Thema Umweltschutz aus der Reihe tanzt. Was nicht weiter verwundert, denn die AfD hat sich noch nicht als Klimaschützerin oder Insektenversteherin hervorgetan. Dass ihr Fraktionschef den Beschluss, einen Beauftragten für den Klimaschutz in Hückeswagen, als „PR-Gag“bezeichnet, passt ins Bild. Was ist daran schlecht, dass ein Profi versuchen soll, den Klimaschutz in der Stadt zu verbessern und den Menschen näherzubringen?
Die AfD und Umweltschutz – das sind zwei unterschiedliche Galaxien.
So lehnt sie etwa den „Jubiläumswald“bei Erlensterz mit dem Argument ab, dass die vorgesehene Fläche irgendwann einmal ein wertvolles Baugebiet für Familien sein könnte – dabei sieht der aktuelle Flächennutzungsplan eine Bebauung dort überhaupt nicht vor. Auch mit ihrem Schutz für den Rotmilan dürfte sich die AfD bei so manchen lärm- und staubgeplagten Hückeswagener im Einzugsbereich der B 237 richtig „Freunde“gemacht haben. Hat ein solches Paar doch schon die lang ersehnte Ortsumgehung ausgebremst. Ihr Antrag, die Hückeswagener Windräder nur im Tagbetrieb laufen zu lassen, ist schon ziemlich lächerlich: Bei den beiden Windrädern im Stadtgebiet wurde bislang noch kein Massenmeucheln von Rotmilan und Mäusebussard beobachtet. Der AfD geht es eher darum, die regenerative Energiegewinnung auszubremsen. Denn dass Windräder ohne Tagbetrieb nicht wirtschaftlich sind, dürfte jedem klar sein. Wenn etwas ein PR-Gag war, dann diese beiden Anträge der AfD.
Es hat lange gedauert, bis die kostenfreien Schnelltests angeboten wurden. Doch seit zwei Wochen ist das auch in Hückeswagen möglich, und die Angebote werden immer mehr. Die Montanus-Apotheke testet, die Oberbergische Apotheke ebenfalls und bietet zudem die Testung von Beschäftigten Hückeswagener Unternehmen an, der Testbus kommt zweimal in der Woche auf den Bahnhofsplatz, und sogar Fleischwaren Blumberg in Kobeshofen nutzt seine seit gut einem Jahr eingesetzten Ressourcen und testet Kunden & Co. Und nicht zuletzt sorgt die Falken-Apotheke bei den Teilnehmern von politischen Sitzungen für (freiwillige) Schnelltests. Jetzt liegt es an den Hückeswagenern, diese kostenfreien Angebote auch wahrzunehmen. Denn neben den Impfungen, die voraussichtlich erst in einigen Wochen so richtig „in die Pötte“kommen, sind die Schnelltests momentan das einzige Mittel, der Pandemie etwas entgegenzusetzen. Gerade vor den Osterfeiertagen sollte davon reichlich Gebrauch gemacht werden. Denn wenn die Tests negativ auffallen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, niemanden aus der Familie mit dem Virus anzustecken. Weihnachten hat gezeigt, dass Familientreffen zu solchen Anlässen das Superspreader-Ereignis schlechthin sind. Das ist es, was jetzt am allerwenigsten benötigt wird.
Übrigens: Das ganze Test-Procedere ist einfach, tut nicht weh und ist in wenigen Minuten erledigt. Wenn das keine guten Argumente sind. . .