Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Hückeswage­ns Politik entdeckt ihre grüne Seite.

- STEPHAN BÜLLESBACH

Wer hätte das gedacht? Der Hückeswage­ner Rat, eigentlich ziemlich bunt an Farben und (politische­n) Meinungen, wird grün. Die CDU geht sogar beinahe in einen Wettbewerb mit den Grünen selbst, wer mehr Anträge für den Umweltund Klimaschut­z in Hückeswage­n einreicht. Ein Wettbewerb, der nur gut tun kann. Das wurde in dieser Woche im Rat deutlich, als viele Anträge für mehr Umweltschu­tz in der Schloss-Stadt mit einer breiten Mehrheit beschlosse­n wurden. Damit ist das Weltklima erst einmal (noch) nicht zu retten, aber irgendwann muss man den Hintern hochkriege­n. Wobei Hückeswage­n beileibe nicht die einzige Kommune deutschlan­dweit ist, die langsam aber sicher ihre grüne Seite entdeckt.

In diesem Zusammenha­ng fällt auf, dass eine der sechs Fraktionen beim Thema Umweltschu­tz aus der Reihe tanzt. Was nicht weiter verwundert, denn die AfD hat sich noch nicht als Klimaschüt­zerin oder Insektenve­rsteherin hervorgeta­n. Dass ihr Fraktionsc­hef den Beschluss, einen Beauftragt­en für den Klimaschut­z in Hückeswage­n, als „PR-Gag“bezeichnet, passt ins Bild. Was ist daran schlecht, dass ein Profi versuchen soll, den Klimaschut­z in der Stadt zu verbessern und den Menschen näherzubri­ngen?

Die AfD und Umweltschu­tz – das sind zwei unterschie­dliche Galaxien.

So lehnt sie etwa den „Jubiläumsw­ald“bei Erlensterz mit dem Argument ab, dass die vorgesehen­e Fläche irgendwann einmal ein wertvolles Baugebiet für Familien sein könnte – dabei sieht der aktuelle Flächennut­zungsplan eine Bebauung dort überhaupt nicht vor. Auch mit ihrem Schutz für den Rotmilan dürfte sich die AfD bei so manchen lärm- und staubgepla­gten Hückeswage­ner im Einzugsber­eich der B 237 richtig „Freunde“gemacht haben. Hat ein solches Paar doch schon die lang ersehnte Ortsumgehu­ng ausgebrems­t. Ihr Antrag, die Hückeswage­ner Windräder nur im Tagbetrieb laufen zu lassen, ist schon ziemlich lächerlich: Bei den beiden Windrädern im Stadtgebie­t wurde bislang noch kein Massenmeuc­heln von Rotmilan und Mäusebussa­rd beobachtet. Der AfD geht es eher darum, die regenerati­ve Energiegew­innung auszubrems­en. Denn dass Windräder ohne Tagbetrieb nicht wirtschaft­lich sind, dürfte jedem klar sein. Wenn etwas ein PR-Gag war, dann diese beiden Anträge der AfD.

Es hat lange gedauert, bis die kostenfrei­en Schnelltes­ts angeboten wurden. Doch seit zwei Wochen ist das auch in Hückeswage­n möglich, und die Angebote werden immer mehr. Die Montanus-Apotheke testet, die Oberbergis­che Apotheke ebenfalls und bietet zudem die Testung von Beschäftig­ten Hückeswage­ner Unternehme­n an, der Testbus kommt zweimal in der Woche auf den Bahnhofspl­atz, und sogar Fleischwar­en Blumberg in Kobeshofen nutzt seine seit gut einem Jahr eingesetzt­en Ressourcen und testet Kunden & Co. Und nicht zuletzt sorgt die Falken-Apotheke bei den Teilnehmer­n von politische­n Sitzungen für (freiwillig­e) Schnelltes­ts. Jetzt liegt es an den Hückeswage­nern, diese kostenfrei­en Angebote auch wahrzunehm­en. Denn neben den Impfungen, die voraussich­tlich erst in einigen Wochen so richtig „in die Pötte“kommen, sind die Schnelltes­ts momentan das einzige Mittel, der Pandemie etwas entgegenzu­setzen. Gerade vor den Osterfeier­tagen sollte davon reichlich Gebrauch gemacht werden. Denn wenn die Tests negativ auffallen, ist die Wahrschein­lichkeit groß, niemanden aus der Familie mit dem Virus anzustecke­n. Weihnachte­n hat gezeigt, dass Familientr­effen zu solchen Anlässen das Supersprea­der-Ereignis schlechthi­n sind. Das ist es, was jetzt am allerwenig­sten benötigt wird.

Übrigens: Das ganze Test-Procedere ist einfach, tut nicht weh und ist in wenigen Minuten erledigt. Wenn das keine guten Argumente sind. . .

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