Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Kirchengemeinde will in Dahlerau einen „Kreuzgarten“einrichten.
In der Karwoche soll an der Kirche in Dahlerau ermöglicht werden, sich mit den Themen Glauben, Leiden, Leben zu beschäftigen.
REMLINGRADE/DAHLERAU Die Corona-Pandemie macht es für die Kirchengemeinden nicht leicht, die hohen christlichen Fest zu feiern. Andererseits befördert die Krise auch den Ideenreichtum.
Die evangelische Kirchengemeinde Remlingrade-Dahlerau bereitet für die Karwoche etwas Besonderes vor. „Der ,Kreuzgarten’ in Dahlerau bietet ab Montag während der ganzen Karwoche verschiedene Möglichkeiten, sich mit dem Kreuz, Glauben, Leiden und Leben auseinanderzusetzen. Dazu passt der Ort neben Kirche und Friedhof“, erklärt Pastor Albrecht Keller. Am Wochenende soll auf der Wiese an der evangelischen Kirche am Siedlungsweg dieser Garten eingerichtet werden
Im vergangenen Jahr hatte die 2020 neu fusionierte Gemeinde einen Kreuzweg zwischen Remlingrade und Dahlerau angelegt. „Das war in den ersten Wochen der Pandemie“, erinnert sich Pastor Keller. Die Idee, einen Kreuzweg anzubieten, sei zwar schon vorher da gewesen, „aber dieser sollte in der Kirche aufgebaut werden“. Stattdessen, unter dem Eindruck der Infektionsgefahr in geschlossenen Räumen, entschied man sich für den Kreuzweg im Außenbereich. Die Resonanz war sehr gut.
Den nun geplanten Kreuzgarten beschreibt der Geistliche so: „An mehreren Stationen zu bestimmten regionalen, aber auch weltweiten Themen finden sie an den Kreuzen neben der Kirche die Möglichkeit zum Innehalten, still werden und zum Nachdenken. An jedem Kreuz wird ein konkretes Thema des Leide(n)s aufgenommen und weitergeführt.“
Ein Kreuz ist den Toten der Corona-Pandemie gewidmet. Ein weiteres erinnert an die schreckliche Bluttat, die sich im Februar in Radevormwald ereignet hat, als eine ganze Familie ausgelöscht wurde. Ein anderes Kreuz wiederum erinnert an die Toten der Eisenbahnkatastrophe von Dahlerau, die sich am 27. Mai zum 50. Mal jährt. Weiterhin es Aktionen, Gedankenimpulse und Lieder zum Thema Leiden, Leben, Glauben und Hoffen geben.
„Die Gemeinschaft von Mensch zu Mensch in den Gemeinden leidet durch die Pandemie“, sagt Pastor Albrecht Keller. Gespräche mit Gemeindemitgliedern zeigen ihm, dass das Durchhaltevermögen bei vielen Menschen nachlässt. „Besonders bei den alten Menschen ist das zu spüren, da herrscht teilweise Verzweiflung über die schon so lange
dauernde Einsamkeit und Isolation“, sagt er. „Das höre ich regelmäßig bei Hausbesuchen.“Dabei hält der Pfarrer natürlich die nötigen Abstände ein. „Zum Beispiel, indem ich das Gespräch durchs Fenster führe.“Doch auch bei jüngeren Menschen, etwa in den Familien, nehme die Ermüdung durch die lange Pandemie und die derzeit noch schleppende Fortschritte zu.
Trotzdem geht das Gemeindeleben, so gut es unter den Einschränkungen möglich ist, seinen Gang. „Der Konfirmandenunterricht findet statt, und zwar digital per Zoom“, berichtet Pastor Keller. Das klappe auch sehr gut, die Jugendlichen hätten durch den Distanzunterricht in den Schule hier bereits eine gewisse Routine. Und trotz der Pandemie sei die Motivation bei den Konfirmandinnen und Konfirmanden groß: „Die sind kreativ und rege.“
„Die Gemeinschaft von Mensch zu Mensch leidet“Albrecht Keller Pfarrer der Kirchengemeinde RemlingradeDahlerau