Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Karfreitagsbeben in Alaska
Das Beben begann am frühen Abend. Der 27. März
1964 war ein Karfreitag, viele Bewohner von Anchorage, der größten Stadt Alaskas, waren über die Feiertage weggefahren. Nur deshalb forderte das Erdbeben, das um 17.36 Uhr begann, nach offiziellen Angaben nur 169 Menschenleben. Mit einer Stärke von 9,2 auf der Richterskala war es das schwerste jemals in Nordamerika aufgezeichnete Erdbeben. Weltweit gilt es als das schwerste nach einem Beben 1960 in Chile, bei dem eine Magnitude von 9,5 gemessen wurde. Die Erschütterungen dauerten viereinhalb Minuten. In dieser Zeit tat sich die Erde auf. Autos, Häuser, Menschen verschwanden in der Tiefe, Berge gerieten ins Rutschen, Brücken stürzten ein, überall brachen Brände aus. Das Epizentrum lag im Prinz-William-Sund, Anchorage liegt etwa 120 Kilometer nordwestlich davon. Während des Bebens hob sich der Meeresboden – mancherorts um bis zu elf Meter. Die Folge waren Tsunamis, die die Kleinstädte und Häfen im Sund nahezu ausradierten. Die Wellen erreichten eine Höhe von bis zu 67 Metern, Todesopfer waren sogar noch rund 3000 Kilometer entfernt in Oregon und Kalifornien zu beklagen. Noch Wochen nach dem Beben konnten Seismologen auf der ganzen Welt Vibrationen messen – der Erdball hallte nach wie eine Glocke. Unter der Westküste des nordamerikanischen Kontinents stoßen die Nordamerikanische und die Pazifische Platte aneinander. Durch die Bewegung dieser tektonischen Platten entstehen Spannungen, die sich in gewaltigen Erdbeben entladen können – auch das große Beben, das 1906 San Francisco weitgehend zerstörte, entstand an dieser Grenze.