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Wie die Unis jetzt mit der Pandemie umgehen
Viele Hochschulen verwerfen Pläne, das Sommersemester in Präsenz anzubieten. Die Infektionszahlen lassen diese Lehrform nicht zu.
DÜSSELDORF Präsenzstudium, Online-Semester oder eine Kombination aus beidem – die Universitäten in Nordrhein-Westfalen bereiten sich auf das kommende Sommersemester vor, das in wenigen Wochen beginnt. Angesichts der steigenden Corona-Infiziertenzahlen wenden sich immer mehr Universitäten aber von den ursprünglichen Konzepten für ein Hybridsemester ab. Stattdessen bleibt vieles beim alten.
Als eine der ersten Hochschulen hatte die Universität Siegen angekündigt, auch das Sommersemester 2021 weiterhin als Online-Semester zu führen. Rektor Holger Burckhart gab bekannt, dass abweichend von bisherigen Plänen das Semester nicht wie ursprünglich vorgesehen und vorbereitet als Hybridsemester beginnen wird. „Im Sommer hatten wir eine Inzidenz von 2,5 oder etwas ähnliches, heute hat Siegen-Wittgenstein 108, 109, 110. In der Bundesrepublik gehen wir über die 80, die Zahlen steigen“, sagte Burckhardt in der Konferenz vor wenigen Tagen. „Das sah vor drei Wochen alles etwas anders aus.“
Damals sei ein Testregime in Aussicht gestellt worden, eine entsprechende Strategie sei ebenfalls an der Universität Siegen ausgearbeitet worden. „Vor diesem Hintergrund hatten wir vor drei Wochen noch die Hoffnung, dass wir in ein reguliertes Hybridsemester starten können“, sagt Burckhardt weiter und fügt hinzu: „Das ist im Moment aus unserer Sicht nicht verantwortbar und nicht zumutbar. Wir haben uns deshalb entschlossen, dass wir den Betrieb bis zum 24. Mai komplett auf digital umstellen werden.“Wie es darüber hinaus aussieht, könne derzeit noch nicht gesagt werden und müsse dann entsprechend neu geprüft werden, so der Rektor. Fest stehe jedoch, dass die Lehrveranstaltungen, die nur an der Uni stattfinden können, weil sie auf spezifische Räume oder Ausstattungen angewiesen sind, auch weiterhin in Präsenz stattfinden können und werden, sagte Alexandra Nonnenmacher, Prorektorin für Bildung der Uni Siegen.
Ähnliche Strategien verfolgen auch andere Hochschulen. Die Universität Duisburg-Essen wird
„Eine große Rückkehr in die Hörsäle und Seminarräume wird es nicht geben“
Cathrin Becker Universität Duisburg-Essen
das Sommersemester 2021 ebenfalls „vorrangig im Online-Betrieb“stattfinden lassen, sagt Cathrin Becker von der Stabsstelle des Rektorats. „Wenn es um labor-, sport- und kunstpraktische Studien geht, sind Veranstaltungen – unter Einhaltung der geltenden Hygiene- und Abstandsmaßnahmen – in einem kleinen Rahmen möglich. Eine große Rückkehr in die Hörsäle und Seminarräume wird es aber nicht geben.“Dabei werde auf die Erfahrungen aus den vorangegangenen Semestern zurückgegriffen. „Unser besonderes Augenmerk gilt auch im Sommersemester den Studienanfängern, auch wenn diese Zahl traditionell kleiner ist als zum Start des Wintersemesters“, sagt Becker. Deshalb habe man das Mentoringsystem verstärkt und die Sprechstunden der Studienberatung und anderer Servicestellen umgestellt und ausgeweitet.
Auch an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) wird derzeit über ein passendes Szenario für das kommende Sommersemester nachgedacht. Eine finale Rektoratssitzung findet in diesen Tagen statt, teilte Pressereferent Jens Wylkop auf Anfrage unserer Redaktion mit.
Die RUB hat derzeit vier Szenarien für verschiedene Pandemielagen ausgearbeitet: eine Präsenzlehre wie vor der Pandemie, ein reines Online-Semester, ein Hybridsemester und den sogenannten reduzierten Betrieb. Damit könne die Lehre schnell und flexibel an die Entwicklung des Infektionsgeschehens angepasst werden, so Wylkop weiter. Einen finalen Entschluss, welches Szenario für das kommende Semester gewählt wird, gäbe es zwar noch nicht, am wahrscheinlichsten sei aber der „reduzierte Betrieb“, sagt Wylkop – also eine ähnliche Lösung wie sie auch in Duisburg-Essen und Siegen zum Tragen kommt.
„Dieses Szenario entspricht der Situation an der RUB von Mitte Mai 2020 bis zum Ende des Sommersemesters 2020 und dem Szenario Ende des Wintersemesters 2020/21“, sagt Wylkop und betont: „Die Lehre findet in der Regel online-gestützt statt. Nur besondere Veranstaltungsformate wie Laborpraktika und sportpraktische Übungen sowie das mündliche und schriftliche Prüfungsgeschehen sind – unter Einhaltung der geltenden Hygienevorschriften unter besonderen Umständen – auf dem Campus erlaubt.“