Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Wechsel von Behler überrascht Politik
Wann Thomas Behler Radevormwald in Richtung Schleswig-Holstein verlassen wird, steht noch nicht genau fest.
Der SWR.-Chef Thomas Behler geht nach Pinneberg. Er hatte seinen Hauptwohnsitz in Schleswig-Holstein behalten.
RADEVORMWALD/PINNEBERG Dass die Nachricht so rasch bekannt werden würde, damit hatte Thomas Behler nicht gerechnet. Am vergangenen Donnerstag hatte der Rat der Kreisstadt Pinneberg in Schleswig-Holstein beschlossen, ihn zum künftigen Geschäftsführer der örtlichen Stadtwerke zu machen – im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung. Dennoch wurde die Personalie in den Tagen darauf bekannt und landete in der örtlichen Zeitung, dem „Pinneberger Tageblatt“. Auch Hunderte von Kilometern südwestlich wurde die Nachricht mit Interesse aufgenommen: Thomas Behler ist seit neun Jahren Geschäftsführer der Stadtwerke Radevormwald.
Wann der Wechsel nach Norddeutschland geschehen wird, konnte Thomas Behler aufs Datum genau auf Anfrage unserer Redaktion noch nicht sagen. „Auf jeden Fall vor Ende des Jahres“, sagt er. Privat ist er bereits seit Jahren mit Schleswig-Holstein verbunden, dort hat er seinen Hauptwohnsitz, in Flensburg, wo er von 2007 bis 2010 auch bei den Stadtwerken tätig war. Seit 2012, als er die Geschäftsführung der Stadtwerke in Radevormwald übernahm, hat er die Strecke vom Rheinland an die Flensburger Förde viele Male mit den Auto zurückgelegt. Künftig wird er es nicht so weit zur Arbeit haben, obwohl Pinneberg auch noch ein gutes Stück von Flensburg entfernt liegt.
Wenn Thomas Behler auf die vergangenen Jahre in Radevormwald zurückschaut, dann sieht er vor allem eine „kontinuierliche Modernisierung“der Stadtwerke. Themen wie erneuerbare Energien wurden nach vorne gebracht, die E-Mobilität gefördert. Die Bilanzen des Unternehmens seien ebenso saniert worden wie das Wassernetz. Behler hebt als wichtig auch die Entscheidung aus dem Jahr 2015 hervor, die Kohlekraftwerksbeteiligung (Gekko) zu kappen. „Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen, der Verlust wäre sonst auf 20 Jahren hinaus viel höher gewesen“, hatte er bereits 2016 zu diesem Thema erklärt. Damals war sein Vertrag gerade verlängert worden.
Nicht ohne Stolz verweist Thomas Behler auch auf überregionale Auszeichnungen für das Unternehmen, etwa den „Energiewende Award“der Bonner Markt- und Wirtschaftsforscher EuPD Research (2019) oder einen der vorderen Plätze im Ranking für energetische Beratung im „Kundenmonitor Energiemarkt“, der 2020 durch das Kölner Forschungsund Beratungsinstitut Sirius Campus aus Köln veröffentlicht worden war. Hier gab es für die SWR. ein „sehr gut“.
In der Politik herrscht über Behlers Weggang Überraschung. Zugleich schauen einige Fraktionsvorsitzende voraus, welche Aufgaben in der nächsten Zeit wichtig sein werden. Dietmar Stark, Fraktionschef der SPD, denkt dabei vor allem an den Ausbau des Breitbandnetzes. Von einer Einbindung der Stadtwerke war bereits seit einiger Zeit gesprochen worden.
Rolf Ebbinghaus, Fraktionsvorsitzender der Alternativen Liste (AL), erklärt, angesichts der kommenden Herausforderungen „würden wir uns einen neuen Geschäftsführer mit kaufmännischen Hintergrund wünschen“.
Auch Dejan Vujinovic, Fraktionsvorsitzender der CDU, zeigt sich überrascht von der Nachricht von Behlers bevorstehendem Wechsel. „Ich gratuliere ihm natürlich zu der neuen Aufgabe“, sagt Vujinovic. „In Radevormwald hat Herr Behler viel geleistet und ist nach meinem Eindruck auch bei den Mitarbeitern beliebt.“