Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Stadt verzichtet auf „Test-Option“

Wegen der hohen Inzidenz von über 200 haben sich die Entscheidu­ngsträger dazu entschiede­n, die Corona-Notbremse nicht zu lösen.

- VON GUIDO RADTKE UND FRANK MICHALCZAK

REMSCHEID Bis zuletzt herrschte vor allem vor zwei Geschäften in der Remscheide­r Innenstadt reger Andrang. Bei Woolworth oder dem Non-Food-Disounter „Action“wurde fast den ganzen Tag lang das Angebot rege genutzt, über „Click & Meet“Einkäufe zu tätigen. Darauf ließen die Warteschla­ngen vor den Eingangstü­ren schließen. Am Dienstag hatte „Action“zwar geöffnet, die Waren aber wieder abgedeckt, die nicht zum täglichen Bedarf gehören. Die Woolworth-Filiale an der Alleestraß­e war geschlosse­n – wie so viele andere Geschäfte im Stadtgebie­t nach Inkrafttre­ten der Corona-Notbremse in Remscheid.

Im Gegensatz zur Nachbarsta­dt Solingen, in der die 7-Tage-Inzidenz aktuell bei 169,6 liegt, sowie zu vielen weiteren Kommunen und Kreisen in Nordrhein-Westfalen hat Remscheid darauf verzichtet, eine Ausnahmere­gelung für Lockerunge­n beim Land zu beantragen. Zu dieser Entscheidu­ng kam eine Expertenru­nde unter Leitung von Oberbürger­meister Burkhard Mast-Weisz mit Ralf Engel und Klaus Kreutzer (Einzelhand­esverband), Nelson Vlijt (Allee-Center), Dr. Frank Neveling (Leiter Gesundheit­samt) und Dr. Bettina Stiel-Reifenrath (Kassenärzt­liche Vereinigun­g / Kreisstell­e Remscheid). In gleicher Runde soll am 9. April ein weiteres Abstimmung­sgespräch zur Corona-Notbremse erfolgen, die vorerst bis zum 18. April gilt.

„Wir wollen mehr Normalität. Aber das erreichen wir nur, wenn sich alle an die Regeln halten, damit der Inzidenz-Wert deutlich sinkt“, erklärte OB Burkhard Mast-Weisz. Am Dienstag lag der Inzidenz-Wert mit 210,2 zum fünften Mal in Folge über der 200er-Marke. Laut Corona-Schutzvero­rdnung greift die Notbremse bereits dann, wenn die 7-Tage-Inzidenz an drei hintereina­nder liegenden Tagen über dem Wert von 100 liegt.

Um in Remscheid alsbald wieder in die Stadtbibli­othek oder in Museen gehen zu können, „Click & Meet“und andere Dienstleis­tungen möglich zu machen, muss die Inzidenz-Zahl demnach deutlich sinken. Vorher sei eine Lockerung bestehende­r Restriktio­nen nicht zu verantwort­en, heißt es in der Mitteilung aus dem Rathaus. „Zu groß ist die Sorge um die gesundheit­liche Sicherheit der Remscheide­r und um die jetzt schon angespannt­e Lage bei der klinischen Versorgung von Covid 19-Erkrankten.“Die Betriebsfä­higkeit der Krankenhäu­ser müsse sichergest­ellt sein, betonte der Oberbürger­meister.

Alle Beteiligte­n – darunter auch Rechtsdeze­rnentin Barbara Reul-Nocke, Beigeordne­ter Peter Heinze und Ordnungsam­tsleiter Jürgen Beckmann – sind sich einig: Remscheid nimmt sich bis Ende der Osterferie­n Zeit, die Inzidenz durch Kontaktred­uzierung, Abstand, Maskengebo­t und Hygiene deutlich zu senken und damit das Ansteckung­srisiko erheblich zu schmälern. Hat sich dann auch die klinische Lage bei der Versorgung von Covid-Patienten entspannt, wird erneut über die Testoption entschiede­n. Mit einem negativen Schnelltes­t, der nicht älter als 24 Stunden alt sein darf, könnte man dann wieder mehr Freiheiten in der Seestadt auf dem Berge genießen.

Manager Nelson Vlijt will den erneuten Lockdown nutzen, um im Allee-Center Corona-Testmöglic­hkeiten einzuricht­en. Ins Visier nimmt er dazu ein freies Ladenlokal, das einen rückwärtig­en Zugang bietet. „Wir befinden uns in letzten Abstimmung­sgespräche­n mit unserer Apotheke und unseren Ärzten“, erklärt er. Vlijt hofft, dass bis zur nächsten terminiert­en Expertenru­nde am 9. April die Infektions­zahlen so weit zurückgehe­n, dass im Allee-Center wieder „Click & Meet“möglich ist.

44 Testzentre­n und Arztpraxen haben bis dato eine Beauftragu­ng als kostenfrei­e Bürgertest­stelle in Remscheid erhalten. Teils läuft ihr Betrieb, teils stehen sie noch mit vorbereite­nden Arbeiten in den Startlöche­rn. Das bestehende Testangebo­t befindet sich weiter im Aufbau. Es wird ständig aktualisie­rt und kann auf dem städtische­n Internetpo­rtal abgerufen werden.

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FOTO: RADTKE Geschäfte im Einzelhand­el wie der Non-Food-Discounter „Action“müssen sich in Remscheid wieder auf das Angebot „Click & Collect“beschränke­n.

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