Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Stadt verzichtet auf „Test-Option“
Wegen der hohen Inzidenz von über 200 haben sich die Entscheidungsträger dazu entschieden, die Corona-Notbremse nicht zu lösen.
REMSCHEID Bis zuletzt herrschte vor allem vor zwei Geschäften in der Remscheider Innenstadt reger Andrang. Bei Woolworth oder dem Non-Food-Disounter „Action“wurde fast den ganzen Tag lang das Angebot rege genutzt, über „Click & Meet“Einkäufe zu tätigen. Darauf ließen die Warteschlangen vor den Eingangstüren schließen. Am Dienstag hatte „Action“zwar geöffnet, die Waren aber wieder abgedeckt, die nicht zum täglichen Bedarf gehören. Die Woolworth-Filiale an der Alleestraße war geschlossen – wie so viele andere Geschäfte im Stadtgebiet nach Inkrafttreten der Corona-Notbremse in Remscheid.
Im Gegensatz zur Nachbarstadt Solingen, in der die 7-Tage-Inzidenz aktuell bei 169,6 liegt, sowie zu vielen weiteren Kommunen und Kreisen in Nordrhein-Westfalen hat Remscheid darauf verzichtet, eine Ausnahmeregelung für Lockerungen beim Land zu beantragen. Zu dieser Entscheidung kam eine Expertenrunde unter Leitung von Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz mit Ralf Engel und Klaus Kreutzer (Einzelhandesverband), Nelson Vlijt (Allee-Center), Dr. Frank Neveling (Leiter Gesundheitsamt) und Dr. Bettina Stiel-Reifenrath (Kassenärztliche Vereinigung / Kreisstelle Remscheid). In gleicher Runde soll am 9. April ein weiteres Abstimmungsgespräch zur Corona-Notbremse erfolgen, die vorerst bis zum 18. April gilt.
„Wir wollen mehr Normalität. Aber das erreichen wir nur, wenn sich alle an die Regeln halten, damit der Inzidenz-Wert deutlich sinkt“, erklärte OB Burkhard Mast-Weisz. Am Dienstag lag der Inzidenz-Wert mit 210,2 zum fünften Mal in Folge über der 200er-Marke. Laut Corona-Schutzverordnung greift die Notbremse bereits dann, wenn die 7-Tage-Inzidenz an drei hintereinander liegenden Tagen über dem Wert von 100 liegt.
Um in Remscheid alsbald wieder in die Stadtbibliothek oder in Museen gehen zu können, „Click & Meet“und andere Dienstleistungen möglich zu machen, muss die Inzidenz-Zahl demnach deutlich sinken. Vorher sei eine Lockerung bestehender Restriktionen nicht zu verantworten, heißt es in der Mitteilung aus dem Rathaus. „Zu groß ist die Sorge um die gesundheitliche Sicherheit der Remscheider und um die jetzt schon angespannte Lage bei der klinischen Versorgung von Covid 19-Erkrankten.“Die Betriebsfähigkeit der Krankenhäuser müsse sichergestellt sein, betonte der Oberbürgermeister.
Alle Beteiligten – darunter auch Rechtsdezernentin Barbara Reul-Nocke, Beigeordneter Peter Heinze und Ordnungsamtsleiter Jürgen Beckmann – sind sich einig: Remscheid nimmt sich bis Ende der Osterferien Zeit, die Inzidenz durch Kontaktreduzierung, Abstand, Maskengebot und Hygiene deutlich zu senken und damit das Ansteckungsrisiko erheblich zu schmälern. Hat sich dann auch die klinische Lage bei der Versorgung von Covid-Patienten entspannt, wird erneut über die Testoption entschieden. Mit einem negativen Schnelltest, der nicht älter als 24 Stunden alt sein darf, könnte man dann wieder mehr Freiheiten in der Seestadt auf dem Berge genießen.
Manager Nelson Vlijt will den erneuten Lockdown nutzen, um im Allee-Center Corona-Testmöglichkeiten einzurichten. Ins Visier nimmt er dazu ein freies Ladenlokal, das einen rückwärtigen Zugang bietet. „Wir befinden uns in letzten Abstimmungsgesprächen mit unserer Apotheke und unseren Ärzten“, erklärt er. Vlijt hofft, dass bis zur nächsten terminierten Expertenrunde am 9. April die Infektionszahlen so weit zurückgehen, dass im Allee-Center wieder „Click & Meet“möglich ist.
44 Testzentren und Arztpraxen haben bis dato eine Beauftragung als kostenfreie Bürgerteststelle in Remscheid erhalten. Teils läuft ihr Betrieb, teils stehen sie noch mit vorbereitenden Arbeiten in den Startlöchern. Das bestehende Testangebot befindet sich weiter im Aufbau. Es wird ständig aktualisiert und kann auf dem städtischen Internetportal abgerufen werden.