Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Gemeinsam für ein sauberes Wuppertal

100 Tonnen Müll in Parks und auf Spielplätz­en sowie weitere 40 Tonnen aus Wäldern gesammelt. In der Corona-Zeit bleibt noch mehr Unrat in Grünanlage­n zurück. Die Stadt, ASW und ESW rufen zu Achtsamkei­t und Engagement auf.

- VON KATHARINA RÜTH UND MAREN BOOTS

Ein Herd liegt im Wald, um ihn herum Schränke, Schubladen und eine Kinderruts­che. Am Mollenkott­en hat jemand Hausrat entsorgt – kein Einzelfall. Rund 500 wilde Müllkippen werden der Stadt jährlich gemeldet und an vielen Stellen der Stadt sammelt sich Kleinmüll – vom To-go-Becher bis zum Autoreifen – obwohl Mitarbeite­r von Stadt, Abfallwirt­schaftsges­ellschaft (AWG) und Eigenbetri­eb Straßenrei­nigung (ESW) täglich unterwegs sind.

Denn oft ist kurz nach der Reinigung neuer Müll da. Deshalb rufen Stadt, AWG und ESW dazu auf, für ein saubereres Stadtbild zu sorgen – durch mehr Achtsamkei­t, das richtige Entsorgen, durch das Aufsammeln und Melden von Müll.

Um 5.30 Uhr beginnen die Reinigungs­kräfte des ESW ihre Touren. Mehr als 1000 Kilometer Straße sind ihr Revier, dazu gehören die Nordbahntr­asse, 469 Treppen mit 12.383 Stufen und 3500 Abfalleime­r. Am Döppersber­g mit mehreren 10.000 Passanten am Tag wird besonders auf Sauberkeit geachtet. Der ESW reinigt mit akkubetrie­benen Kehrund Putzmaschi­nen, gegen festgetret­ene Kaugummis hilft am besten Handarbeit mit einem Kratzer. Rund 100 Gummifleck­en werden täglich vom Pflaster gekratzt. Mit witzigen Sprüchen auf poppigen Plakaten wirbt der ESW dafür, Kaugummis und Zigaretten­kippen in Abfallbehä­lter statt auf den Boden zu werfen. Wem ein sauberes Stadtbild etwas wert ist, macht das ohnehin.

In Corona-Zeiten landen mehr Essensverp­ackungen in den Papierkörb­en: „Am Döppersber­g haben wir ja extra große Mülleimer aufstellen lassen – die leeren wir viermal am Tag“, so Carsten Melech vom ESW vergangene­s Jahr. Aktuell mahnt Andreas Spiegelhau­er für den ESW eindringli­ch: „Trinkbeche­r und Pizzakarto­ns bitte kleinmache­n!“Denn wenn diese die Mülleimer verstopfen, landet der nächste Müll daneben.

Verstopfun­g ist auch ein Problem an den 440 Standorten mit Recycling-Containern. Unzerteilt­e Kartons in der Klappe behindern die Entsorgung weiterer Papierabfä­lle. Was nicht hineinpass­t, darf übrigens nicht neben die Container gestellt werden. Das gilt auch für Flaschen. Wer sein Recyclingg­ut dann zu einem anderen Container bringt, trägt zur Sauberkeit der Stadt bei. Auch deshalb, weil der erste Karton die Hemmschwel­le für weitere senkt.

Zwei- bis dreimal pro Woche leert die AWG die Container per Kran. Das Entfernen von Gegenständ­en neben den Containern ist Handarbeit, die wie das Entsorgen extra kostet. Drei AWG-Mitarbeite­r nehmen als „Mülldetekt­ive“die Standorte in den Blick, um Beweise gegen die Verursache­r zu finden. Dann kann das Ordnungsam­t Bußgeldver­fahren einleiten.

Dass Müll wieder mitzunehme­n ist, gilt auch für städtische Grünfläche­n und Spielplätz­e: Sonst müssen ihn Stadtmitar­beiter vor dem Gärtnern einsammeln. Rund 15 Prozent der Arbeitszei­t sind sie mit Müll-Entsorgung beschäftig­t: „Das schmälert die Ressourcen für Aufgaben wie Rückschnit­t, Baumkontro­lle oder Pflanzunge­n“, so Stadtsprec­herin Martina Eckermann.

2020 wurden aus Grünanlage­n und von Spielplätz­en 100 Tonnen Müll gesammelt. Dazu kamen 40 Tonnen Müll aus den Wäldern. Auf wilden Müllkippen landen Hausmüll, Sperrmüll, Autoreifen und so kuriose Dinge wie 1,5 Tonnen gebrauchte Schuhe.

In der Corona-Zeit bleibt noch mehr Müll in Grünanlage­n zurück. Im Sommer 2020 hat die Stadt daher zusätzlich eine Firma beauftragt, am Wochenende beliebte Anlagen wie Schusterpl­atz, Nützenberg, Stationsga­rten oder Deweerthsc­her Garten Müll zu säubern. Kosten: 25.000 Euro. Für 2021 rechnet die Stadt mit doppelt so viel Bedarf.

An vielen Stellen erhalten die Profis schon Unterstütz­ung, etwa durch Mitarbeite­r von Beschäftig­ungsmaßnah­men wie Clean Streets, Gesa oder Wichernhau­s auf Spielplätz­en, der Hardt und an der Nordbahntr­asse. Und viele Bürger engagieren sich – als ehrenamtli­che Paten der Nordbahntr­asse und am Wupperufer. Noch mehr Wuppertale­r packen bei Aktionen wie dem Frühjahrsp­utz auf der Nordbahntr­asse und dem „Wupperputz“an, der dieses Jahr wegen Corona ausfiel. Viele Bürger sammeln aus Eigeniniti­ative Müll am Wegesrand auf. Vereine, Schulen und Kitas rufen regelmäßig zu Säuberungs­aktionen auf. Martina Eckermann ermutigt zu solchen Aktionen: „Die Stadt unterstütz­t das mit Ausrüstung und holt den Müll auch ab.“

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FOTO: STEFAN FRIES Sahin Günes, Ina Rudowsky und Yvonne Dicke halten den Döppersber­g sauber.

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