Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Gemeinsam für ein sauberes Wuppertal
100 Tonnen Müll in Parks und auf Spielplätzen sowie weitere 40 Tonnen aus Wäldern gesammelt. In der Corona-Zeit bleibt noch mehr Unrat in Grünanlagen zurück. Die Stadt, ASW und ESW rufen zu Achtsamkeit und Engagement auf.
Ein Herd liegt im Wald, um ihn herum Schränke, Schubladen und eine Kinderrutsche. Am Mollenkotten hat jemand Hausrat entsorgt – kein Einzelfall. Rund 500 wilde Müllkippen werden der Stadt jährlich gemeldet und an vielen Stellen der Stadt sammelt sich Kleinmüll – vom To-go-Becher bis zum Autoreifen – obwohl Mitarbeiter von Stadt, Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) und Eigenbetrieb Straßenreinigung (ESW) täglich unterwegs sind.
Denn oft ist kurz nach der Reinigung neuer Müll da. Deshalb rufen Stadt, AWG und ESW dazu auf, für ein saubereres Stadtbild zu sorgen – durch mehr Achtsamkeit, das richtige Entsorgen, durch das Aufsammeln und Melden von Müll.
Um 5.30 Uhr beginnen die Reinigungskräfte des ESW ihre Touren. Mehr als 1000 Kilometer Straße sind ihr Revier, dazu gehören die Nordbahntrasse, 469 Treppen mit 12.383 Stufen und 3500 Abfalleimer. Am Döppersberg mit mehreren 10.000 Passanten am Tag wird besonders auf Sauberkeit geachtet. Der ESW reinigt mit akkubetriebenen Kehrund Putzmaschinen, gegen festgetretene Kaugummis hilft am besten Handarbeit mit einem Kratzer. Rund 100 Gummiflecken werden täglich vom Pflaster gekratzt. Mit witzigen Sprüchen auf poppigen Plakaten wirbt der ESW dafür, Kaugummis und Zigarettenkippen in Abfallbehälter statt auf den Boden zu werfen. Wem ein sauberes Stadtbild etwas wert ist, macht das ohnehin.
In Corona-Zeiten landen mehr Essensverpackungen in den Papierkörben: „Am Döppersberg haben wir ja extra große Mülleimer aufstellen lassen – die leeren wir viermal am Tag“, so Carsten Melech vom ESW vergangenes Jahr. Aktuell mahnt Andreas Spiegelhauer für den ESW eindringlich: „Trinkbecher und Pizzakartons bitte kleinmachen!“Denn wenn diese die Mülleimer verstopfen, landet der nächste Müll daneben.
Verstopfung ist auch ein Problem an den 440 Standorten mit Recycling-Containern. Unzerteilte Kartons in der Klappe behindern die Entsorgung weiterer Papierabfälle. Was nicht hineinpasst, darf übrigens nicht neben die Container gestellt werden. Das gilt auch für Flaschen. Wer sein Recyclinggut dann zu einem anderen Container bringt, trägt zur Sauberkeit der Stadt bei. Auch deshalb, weil der erste Karton die Hemmschwelle für weitere senkt.
Zwei- bis dreimal pro Woche leert die AWG die Container per Kran. Das Entfernen von Gegenständen neben den Containern ist Handarbeit, die wie das Entsorgen extra kostet. Drei AWG-Mitarbeiter nehmen als „Mülldetektive“die Standorte in den Blick, um Beweise gegen die Verursacher zu finden. Dann kann das Ordnungsamt Bußgeldverfahren einleiten.
Dass Müll wieder mitzunehmen ist, gilt auch für städtische Grünflächen und Spielplätze: Sonst müssen ihn Stadtmitarbeiter vor dem Gärtnern einsammeln. Rund 15 Prozent der Arbeitszeit sind sie mit Müll-Entsorgung beschäftigt: „Das schmälert die Ressourcen für Aufgaben wie Rückschnitt, Baumkontrolle oder Pflanzungen“, so Stadtsprecherin Martina Eckermann.
2020 wurden aus Grünanlagen und von Spielplätzen 100 Tonnen Müll gesammelt. Dazu kamen 40 Tonnen Müll aus den Wäldern. Auf wilden Müllkippen landen Hausmüll, Sperrmüll, Autoreifen und so kuriose Dinge wie 1,5 Tonnen gebrauchte Schuhe.
In der Corona-Zeit bleibt noch mehr Müll in Grünanlagen zurück. Im Sommer 2020 hat die Stadt daher zusätzlich eine Firma beauftragt, am Wochenende beliebte Anlagen wie Schusterplatz, Nützenberg, Stationsgarten oder Deweerthscher Garten Müll zu säubern. Kosten: 25.000 Euro. Für 2021 rechnet die Stadt mit doppelt so viel Bedarf.
An vielen Stellen erhalten die Profis schon Unterstützung, etwa durch Mitarbeiter von Beschäftigungsmaßnahmen wie Clean Streets, Gesa oder Wichernhaus auf Spielplätzen, der Hardt und an der Nordbahntrasse. Und viele Bürger engagieren sich – als ehrenamtliche Paten der Nordbahntrasse und am Wupperufer. Noch mehr Wuppertaler packen bei Aktionen wie dem Frühjahrsputz auf der Nordbahntrasse und dem „Wupperputz“an, der dieses Jahr wegen Corona ausfiel. Viele Bürger sammeln aus Eigeninitiative Müll am Wegesrand auf. Vereine, Schulen und Kitas rufen regelmäßig zu Säuberungsaktionen auf. Martina Eckermann ermutigt zu solchen Aktionen: „Die Stadt unterstützt das mit Ausrüstung und holt den Müll auch ab.“