Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Abschied für den Mentor der Jugendlich­en

Gerd Dietrich-Wingender geht am 1. April in den Ruhestand. Der Jugendrat verabschie­dete ihn auf besondere Weise.

- VON ANDREAS WEBER

REMSCHEID Es gibt nicht viele Verwaltung­smitarbeit­er, die darauf hoffen dürfen, mit so vielen wohlmeinen­den und von Herzen kommenden Worten verabschie­det zu werden. Gerd Dietrich-Wingender, Geschäftsf­ührer des Jugendrate­s, wurde diese Ehre zuteil. 17 Jahre hat er das politische Nachwuchsg­remium betreut, mit dem 1. April geht er in den Ruhestand. Zu der letzten Jugendrats­sitzung, die in seiner Regie lief, waren fast alle ehemaligen Jugendrats-Vorsitzend­en online zugeschalt­et. Bis auf Yakub Arslan (8. Jugendrat) ließ es sich keiner nehmen, dem einstigen Begleiter ein letztes Mal in sehr emotionale­n Momenten Danke zu sagen.

Als die aktuelle Vorsitzend­e Burcu Aksoyek in die Bildschirm­runde fragte, welche Adjektive den Gerd auszeichne­n, trugen die Zugeschalt­eten sechs zusammen: „herzlich, respektvol­l, zuverlässi­g, geduldig, gut gelaunt, nachsichti­g“. Bei Substantiv­en fielen „Mentor, Schutzenge­l, Freund“. Gerd Dietrich-Wingender ist enorm beliebt bei den Jugendlich­en.

Dennis Staniol (3. Jugendrat) lobte: „Du hast uns jungen Leuten vieles möglich gemacht, bisweilen einen Schubs gegeben. Ohne Dich wäre der Jugendrat nicht das, was er heute ist.“Vielen gab sein Einsatz einen Schub in ihrer Persönlich­keitsentwi­cklung. „Mit den großen Tieren reden können“, nannte Staniol ein Beispiel. Gerd Dietrich-Wingender legte Wert darauf, dass die Jugendlich­en „auf Augenhöhe mit den Politikern sprechen“und dass sie „ernst genommen werden, wie sie es verdienen“.

Emre Nachtwein, Sohn der SPD-Politikeri­n Erden Ankay-Nachtwein, erinnerte sich, wie es nach der 1. Wahl bei der konstituie­renden Sitzung 2004 lief. Da rief ihm der damalige Oberbürger­meister Fred Schulz im großen Sitzungssa­al zu: „Emre, komm hoch, regiere.“75 Kandidaten hatten sich für den 1. Jugendrat beworben. Eine Resonanz, die heute nicht mehr annähernd erreicht wird. Die Debütanten wurden noch als „Party-Komitee“belächelt. „Was aber nicht stimmte“, widerspric­ht Gerd Dietrich-Wingender, der im Rathaus dem Fachdienst Jugend, Soziales und Wohnen zugeordnet war. Sofia Rodriguez, die den 9. Jugendrat als nicht gewähltes Mitglied rege begleitet, fühlte sich durch ihn bestärkt: „Du siehst Dich nicht als Vorschreib­er, sondern hast gesagt: Entscheide­t Ihr.“Auch Burcu Aksoyek hat sein aufmuntern­des „Mach mal“gut in Erinnerung. Rückblicke­nd freut den scheidende­n Sozialarbe­iter besonders eins: „Ich bin stolz darauf, dass aus jungen Menschen gestandene Persönlich­keiten geworden sind.“Mathias Heidtmann, der dem 2. Jugendrat vorstand, ist eine solche. Der Lehrer an der Nelson-Mandela-Schule wurde Anfang März zum Remscheide­r CDU-Vorsitzend­en gewählt.

Ahmet Murat (5. Jugendrat) war ein schwierige­r Typ damals. Der Jugendrat prägte ihn. „Gerd musste mich immer wieder zügeln. Er hat Tacheles mit mir geredet. Das hat mir viel gebracht. Ich habe vor allem gelernt, zuhören zu können.“Als Geschenk des aktuellen Rats, den Gerd Dietrich-Wingender im Jahr 2020 unter erschwerte­n Corona-Bedingunge­n begleitete, gab es eine Fotocollag­e mit Porträts aller Mitglieder, die Dankeszett­el in der Hand trugen. „Sie wird einen Platz in meinem Wohnzimmer erhalten“, versprach der Pensionär. Darauf stehen Würdigunge­n wie „Danke für die Türen, die Du geöffnet hast.“

Oberbürger­meister Burkard MastWeisz, der zu Beginn der 2000er-Jahre als Sozialdeze­rnent maßgeblich daran beteiligt war, dass die Jugendbete­iligung in Remscheid eingeführt wurde, nannte die Personalie Gerd Dietrich-Wingender eine „kluge Entscheidu­ng“. Die 17 Jahre mit ihm seien weit mehr als Arbeit gewesen, geprägt nämlich durch „Verbundenh­eit und Freundscha­ft“, hielt MastWeisz fest.

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FOTO: DORO SIEWERT Gerd Dietrich-Wingender zeigt die Fotocollag­e des Jugendrate­s, die er zum Abschied geschenkt bekommen hat.

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