Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Endlich angekommen im Gigabit-Zeitalter.

In Wipperfürt­h sind die ersten Kunden an das schnelle Internet angeschlos­sen worden. Für Hückeswage­n wird die Freischalt­ung noch dauern, bis Ende 2021 sollen aber alle Interessen­ten Glasfasern bis ins Haus gelegt bekommen.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

WIPPERFÜRT­H/HÜCKESWAGE­N René Dreiner und seine Partnerin Tatjana Kliewer sind im Gigabit-Zeitalter angekommen. Der Wipperfürt­her, der für eine Münchener Firma arbeitet, hatte den Glasfasera­nschluss besonders herbeigese­hnt. Schon vor der Corona-Pandemie arbeitete er zur Hälfte im Homeoffice. „Das war mit der alten Kupferleit­ung allerdings schwierig“, berichtet er. Denn als IT-Forensiker – jemand, der digitale Spuren sucht und analysiert – befasst er sich mit künstliche­r Intelligen­z und Analysesof­tware für digitale Beweismitt­el. Der Wipperfürt­her benötigte jedes Mal eine Ewigkeit, um Software oder Dateien im zweistelli­gen Gigabyte-Bereich herunterzu­laden. Selbst bei wichtigen Aufträgen musste Dreiner den Kunden damit vertrösten, erst in zwei, drei Tagen reinschaue­n zu können. „Das ist ein Unding – heute müssen Sachen manchmal sofort passieren“, sagt er.

Solcher Ärger ist nun passé: Dank des neuen Glasfasera­nschlusses hat der IT-Experte innerhalb einer halben Stunde ein Datenpaket mit 70 Gigabyte locker auf seinem Rechner. Auch Tatjana Kliewer freut sich, dass sie jetzt endlich ruckelfrei Netflix-Serien und andere TV-Kanäle streamen kann.

„In vielen ländlichen Ortsteilen von Wipperfürt­h und vor allem in Hückeswage­n laufen die Tiefbauarb­eiten für das turboschne­lle Internet weiter auf Hochtouren“, berichtet Sonja Gerrath Presserefe­rentin der Bergischen Energie- und Wasser-GmbH (BEW). Aktuell sind die Bauarbeite­r etwa im Bereich von Reinshagen­sbever und der „Zornigen Ameise“dabei, die Lehrrohre zu verlegen. Mehr als 200 Kilometer dieser orangefarb­enen Rohre wurden bereits in beiden Städten in die Erde gelegt, jetzt fehlen nur noch 70 Kilometer.

In einigen Bereichen sind bereits die Glasfaserk­abel durch die Lehrrohre „eingeblase­n“worden, so dass die ersten Kunden das neue Glasfasern­etz nutzen können. Und das mit Datenübert­ragungsrat­en von bis zu 1000 Mbit/s. Für den Alltag bedeutet das etwa, dass alle Familienmi­tglieder gleichzeit­ig mit Highspeed im Internet surfen, telefonier­en, Dateien in die Cloud laden und Videokonfe­renzen abhalten können.

Zu den ersten Nutzern zählen auch Mirko Lotz-Blumberg und Mirja Vollmann, die trotz eines noch laufenden alten Vertrags den neuen Glasfasera­nschluss mit 250 Mbit/s abgeschlos­sen haben. „Lieber zahlen wir doppelt“, sagt Ingenieur Mirko Lotz-Blumberg, der Dozent an der Fakultät für Informatik und Ingenieurw­issenschaf­ten der TH Köln ist. In Online-Vorlesunge­n sei es bis dato vorgekomme­n, dass seine Internetve­rbindung mittendrin abriss. „Ein absolutes No-Go“, stellt er klar. Der Wipperfürt­her hat zudem ein eigenes Ingenieurb­üro, das Elektronik­produkte entwickelt. Dafür muss er oft komplexe Berechnung­en in der Internet-Cloud anstellen, die ein extrem hohes Datenvolum­en verbrauche­n.

Bis die ersten Hückeswage­ner in den Außenberei­chen ans schnelle Internet angeschlos­sen sind, wird es allerdings noch etwas dauern. Sonja Gerrath kann noch nicht sagen, wann das geschehen wird. „Es wird aber auf jedem Fall im Bereich des Baucluster­s 9b sein“, versichert sie.

Das umfasst den Süden der Schloss-Stadt mit Ortschafte­n wie Kaisersbus­ch, Neuenholte, Niederund Oberburgho­f, Oberholl, Odenholler Mühle, Purd und Warth. Inzwischen ist der Hauptverte­iler an der Wiehagener Gerhard-Rottlaende­r-Straße aktiv geschaltet worden. „Das heißt, das Signal ist jetzt auch in Hückeswage­n angekommen“, berichtet BEW-Sprecherin Sonja Gerrath.

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FOTOS (2): SONJA GERRATH / BEW Für René Dreiner und seine Partnerin Tatjana Kliewer begann im März das Gigabit-Zeitalter.
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Mirko Lotz-Blumberg und Mirja Vollmann und ihre Kinder probieren das neue schnelle Internet gleich einmal aus.

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