Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Endlich angekommen im Gigabit-Zeitalter.
In Wipperfürth sind die ersten Kunden an das schnelle Internet angeschlossen worden. Für Hückeswagen wird die Freischaltung noch dauern, bis Ende 2021 sollen aber alle Interessenten Glasfasern bis ins Haus gelegt bekommen.
WIPPERFÜRTH/HÜCKESWAGEN René Dreiner und seine Partnerin Tatjana Kliewer sind im Gigabit-Zeitalter angekommen. Der Wipperfürther, der für eine Münchener Firma arbeitet, hatte den Glasfaseranschluss besonders herbeigesehnt. Schon vor der Corona-Pandemie arbeitete er zur Hälfte im Homeoffice. „Das war mit der alten Kupferleitung allerdings schwierig“, berichtet er. Denn als IT-Forensiker – jemand, der digitale Spuren sucht und analysiert – befasst er sich mit künstlicher Intelligenz und Analysesoftware für digitale Beweismittel. Der Wipperfürther benötigte jedes Mal eine Ewigkeit, um Software oder Dateien im zweistelligen Gigabyte-Bereich herunterzuladen. Selbst bei wichtigen Aufträgen musste Dreiner den Kunden damit vertrösten, erst in zwei, drei Tagen reinschauen zu können. „Das ist ein Unding – heute müssen Sachen manchmal sofort passieren“, sagt er.
Solcher Ärger ist nun passé: Dank des neuen Glasfaseranschlusses hat der IT-Experte innerhalb einer halben Stunde ein Datenpaket mit 70 Gigabyte locker auf seinem Rechner. Auch Tatjana Kliewer freut sich, dass sie jetzt endlich ruckelfrei Netflix-Serien und andere TV-Kanäle streamen kann.
„In vielen ländlichen Ortsteilen von Wipperfürth und vor allem in Hückeswagen laufen die Tiefbauarbeiten für das turboschnelle Internet weiter auf Hochtouren“, berichtet Sonja Gerrath Pressereferentin der Bergischen Energie- und Wasser-GmbH (BEW). Aktuell sind die Bauarbeiter etwa im Bereich von Reinshagensbever und der „Zornigen Ameise“dabei, die Lehrrohre zu verlegen. Mehr als 200 Kilometer dieser orangefarbenen Rohre wurden bereits in beiden Städten in die Erde gelegt, jetzt fehlen nur noch 70 Kilometer.
In einigen Bereichen sind bereits die Glasfaserkabel durch die Lehrrohre „eingeblasen“worden, so dass die ersten Kunden das neue Glasfasernetz nutzen können. Und das mit Datenübertragungsraten von bis zu 1000 Mbit/s. Für den Alltag bedeutet das etwa, dass alle Familienmitglieder gleichzeitig mit Highspeed im Internet surfen, telefonieren, Dateien in die Cloud laden und Videokonferenzen abhalten können.
Zu den ersten Nutzern zählen auch Mirko Lotz-Blumberg und Mirja Vollmann, die trotz eines noch laufenden alten Vertrags den neuen Glasfaseranschluss mit 250 Mbit/s abgeschlossen haben. „Lieber zahlen wir doppelt“, sagt Ingenieur Mirko Lotz-Blumberg, der Dozent an der Fakultät für Informatik und Ingenieurwissenschaften der TH Köln ist. In Online-Vorlesungen sei es bis dato vorgekommen, dass seine Internetverbindung mittendrin abriss. „Ein absolutes No-Go“, stellt er klar. Der Wipperfürther hat zudem ein eigenes Ingenieurbüro, das Elektronikprodukte entwickelt. Dafür muss er oft komplexe Berechnungen in der Internet-Cloud anstellen, die ein extrem hohes Datenvolumen verbrauchen.
Bis die ersten Hückeswagener in den Außenbereichen ans schnelle Internet angeschlossen sind, wird es allerdings noch etwas dauern. Sonja Gerrath kann noch nicht sagen, wann das geschehen wird. „Es wird aber auf jedem Fall im Bereich des Bauclusters 9b sein“, versichert sie.
Das umfasst den Süden der Schloss-Stadt mit Ortschaften wie Kaisersbusch, Neuenholte, Niederund Oberburghof, Oberholl, Odenholler Mühle, Purd und Warth. Inzwischen ist der Hauptverteiler an der Wiehagener Gerhard-Rottlaender-Straße aktiv geschaltet worden. „Das heißt, das Signal ist jetzt auch in Hückeswagen angekommen“, berichtet BEW-Sprecherin Sonja Gerrath.