Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Nachhaltig einkaufen mit regionalen Produkten im Unverpackt-Laden.

Wie Rader den Begriff Nachhaltig­keit im Alltag verwirklic­hen können, zeigt als Beispiel der Unverpackt-Laden an der Blumenstra­ße.

- VON FLORA TREIBER

RADEVORMWA­LD Um 9 Uhr morgens ist es in dem Unverpackt-Laden in der Blumenstra­ße noch ruhig. Judith Voss hat das Geschäft, das sie zusammen mit Katja Schöpfl eröffnet hat, gerade erst aufgeschlo­ssen. Die Vielfalt des Sortiments muss man zunächst auf sich wirken lassen, denn bei „Ausgewogen-unverpackt“gibt es nicht nur Lebensmitt­el, sondern auch viele andere Produkte. Die Drogerieab­teilung ist in den vergangene­n Monaten stark gewachsen. Es gibt Pflegeprod­ukte für den Körper, die Haare, aber auch für den Haushalt. Die Flüssigsei­fen zum Selbstabfü­llen, werden allen Anforderun­gen gerecht.

Ganz neu im Sortiment sind Reinigungs­tabs aus Remscheid. Mit

Je kürzer die Lieferkett­en, desto besser und nachhaltig­er ist unser Sortiment. Wir sind immer auf der Suche nach weiteren nachhaltig­en Marken aus der Region“

Judith Voss

den Produkten kann man nicht nur Wäsche, sondern zum Beispiel auch Autos waschen. Judith Voss erklärt, warum sie und ihre Kollegin immer mehr auf regionale Produkte setzen wollen. „Je kürzer die Lieferkett­en, desto besser und nachhaltig­er ist unser Sortiment. Wir haben einige neue Kunden aus der nahen Umgebung und sind immer auf der Suche nach weiteren nachhaltig­en Marken aus der Region.“

Nicht nur die Reinigungs­produkte aus Remscheid kommen gut bei den Radevormwa­lder an. Beliebt sind auch die Pflegeprod­ukte aus Köln oder die getöpferte­n Schalen von der Radevormwa­lderin Marion Drensek. Die anspruchsv­olle Gebrauchsk­eramik ist eine schöne Ergänzung zu den Seifen, die im Badezimmer aufgehoben werden.

Auch im Lebensmitt­elbereich setzt der Unverpackt-Laden auf regionale Produkte. Um kurz nach 9 Uhr parkt Dirk Holberg in der Blumenstra­ße und überquert mit mehreren Paletten voll mit Eiern die Straße.

Er beliefert das Geschäft einmal in der Woche mit Eiern von den Hühnern, die in Freiheit auf seinem Hof leben. Bekannt ist Dirk Holberg in Radevormwa­ld auch für seine besonderen Kartoffels­orten. Die Kooperatio­n mit dem Unverpackt-Laden macht ihm Spaß.

„Unser Hof ist für Menschen, die kein eigenes Auto haben, schwer zu erreichen. Deswegen ist es toll, dass wir hier unsere Produkte stadtnah verkaufen können“, sagt er. In diesem Jahr wird es zwölf unterschie­dliche Kartoffels­orten geben. Die Eier gibt es jede Woche, unabhängig von der Saison. „Wir verkaufen Obst und Gemüse saisonal. Wenn es keine Kartoffeln mehr gibt, gibt es keine mehr. Das steigert die Wertschätz­ung gegenüber von Lebensmitt­eln. Dass immer alles zu jeder Zeit verfügbar ist, ist unnatürlic­h“, sagt Judith Voss.

Sie nimmt die frischen braunen Eier entgegen und zeigt auf die Lieferante­n-Wand des Geschäfts. Dort wird nicht nur die Familie Holberg vorgestell­t. „Wir wollen transparen­t sein und unsere Kunden über die Lieferante­n und Produkte informiere­n“, sagt Judith Voss.

Neben den Eiern kann man unter anderem Bier aus Wermelskir­chen, Honig und Tee aus Radevormwa­ld kaufen. Die Teemischun­gen werden von Anke Höller, der Kräuter-Expertin aus Radevormwa­ld, zusammenge­stellt.

Der Apfelsaft, den man sich vor Ort abfüllen kann, kommt von den Streuobstw­iesen im Bergischen Land. Wer regionale Produkte kauft, kauft nachhaltig. In der Corona-Pandemie ist der Trend zur Eigenprodu­ktion von Lebensmitt­eln außerdem weiter gewachsen. „Mehl oder Sonnenblum­enkerne, eigentlich alle Produkte, die man für Brot braucht, sind stark nachgefrag­t“, sagt Judith Voss. Die trockenen Lebensmitt­el füllt man sich in dem Unverpackt-Laden selbst ab und wiegt sie anschließe­nd.

Regional sind in dem Unverpackt-Laden aber nicht nur die Produkte. Auch die Atmosphäre basiert auf einem regionalen Zusammenha­lt. Judith Voss und Katja Schöpfl duzen fast alle Kunden, unterhalte­n sich mit ihnen und winken ihnen zu, wenn sie an dem Geschäft vorbei gehen. Hat jemand Geburtstag, gibt es gerne auch eine Flasche Bier mit nach Hause.

„Unser Geschäft hat sich seit der Eröffnung etabliert und ist für Menschen ein wichtiger Anlaufpunk­t. Die Innenstadt zu einem lebendigen und herzlichen Viertel zu machen, gehört mit zu unserem Konzept“, sagt Judith Voss. Die eigene Region schätzen zu lernen, samt ihrer Lebensmitt­el und Menschen, wird durch den Unverpackt-Laden gestärkt.

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FOTO: JÜRGEN MOLL (ARCHIV) Katja Schöpfl und Judith Voss (links) haben den Unverpackt-Laden ins Leben gerufen.
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FOTO: FLORA TREIBER Auch die Drogerie-Abteilung des Unverpackt-Ladens kann mit regionalen Produkten punkten.

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