Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ein Appell für mehr Solidaritä­t

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Nun ist es doch wieder passiert: Schule zu, Kindergart­en bitte nur wenn es nicht anders geht. Aber Großeltern auch nicht. Die Nerven liegen blank. Bei den Eltern, aber so langsam auch bei den Kindern. Meine Tochter ist sechs und in der ersten Klasse. Mein Sohn ist fünf und im letzten Jahr im Kindergart­en. Morgens früh geht’s schon lustig in den Tag: Die Große geht zuerst ins Bad und träumt vor sich hin. Der Kleine nölt schon im Bett, er will nicht aufstehen, schließlic­h darf seine Schwester ja bei der Oma bleiben. „Ich will lieber in die Schule!“sagt die Große. „Ich will bei der Oma bleiben!“mosert der Kleine. Ich weiß, dass es nicht nur bei uns so zugeht, sondern dass viele andere Eltern die gleichen Diskussion­en führen. Langsam geht auch den Kindern die Puste aus. Während aus dem Radio die neuesten Infos tönen („Mallorca wir kommen!“), geht es hier nur darum, ob man zum Geburtstag die zahlreiche­n Omas und Opas gemeinsam einladen darf. Wir sind auf die Großeltern angewiesen, da sonst weder ich als Krankensch­wester in Teilzeit noch mein Mann in seinem systemrele­vanten Beruf unserer Pflicht nachkommen können. „Das solltet Ihr Euch überlegen. Die sind Risikogrup­pe.“Das ist uns bewusst, so wie auch den Großeltern, allesamt rüstig und gesund. Aber wohin sonst mit den Kindern? Besser sie gehen nicht in den Kindergart­en. Stattdesse­n sind sie zu Hause, wo sie die ganze Woche nur Mama und Papa und ihre Geschwiste­r sehen. So sind wir also im Homeschool­ing. Die Große hat keine Lust „Schulaufga­ben zu Hause“

zu erledigen – hat ja eine gewisse Logik. Während der Kleine ständig neben mir steht, um mir zu erzählen, dass der grüne Ninja gerade den Chase von der Paw Patrol mitgenomme­n hat.

Dann sind die Schulaufga­ben erledigt, und eigentlich könnte man sich zur Abwechslun­g mal mit einer Freundin treffen, was aber nicht geht. Mittlerwei­le fragen meine Kinder gar nicht mehr, ob sie sich mit Freunden treffen dürfen: „Mama ich weiß schon, das geht nicht wegen Corona.“Und im gleichen Moment, in dem ich mit meinem Sohn darüber diskutiere, dass er jetzt bitte leise ist, damit seine Schwester ihre Aufgaben machen kann, wird darüber entschiede­n, ob man in den Osterferie­n nach Mallorca fliegen kann.

Uns allen setzt diese Situation zu, Erwachsene­n wie den Kindern. Aber vielleicht ist es an der Zeit, sich nicht mit der Nachbarin eine

Zigarette zu teilen oder ohne Maske über den Etapler Platz zu stolzieren, sondern sich ein bisschen sozial und solidarisc­h zu verhalten – zum Wohle aller. Damit wir vielleicht bald alle nicht nur nach Malle verreisen können, sondern auch an die Nordsee oder die Ostsee, in die Berge, zum Camping. . .

Nathalie Plank per Mail

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