Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Corina Okrus pflegt Pietro mit Selbstgeko­chtem gesund

Corina Okrus und Pietro sind beste Freunde. Lange sah es so aus, als ob der Hund nicht mehr lange leben würde. Aber Corina Okrus kämpfte.

- VON THERESA DEMSKI

WERMELSKIR­CHEN Im Topf köcheln Möhren und Straußenha­ckfleisch vor sich hin. Im Ofen steht ein Blech mit kleinen Keksen. Pietro schnüffelt sich seinen Weg durch die Küche. „Er weiß genau, dass ich für ihn koche“, sagt Corina Okrus und lacht. Die 55-Jährige steht fast jeden Tag für den achtjährig­en Dackel-Mix am Herd. Im Topf und im Ofen landen nur ausgewählt­e Zutaten. „Für die Leckerlis verwende ich auch Straußenfl­eisch, Bananen und Haferflock­en“, erklärt Corina Okrus. Einmal in der Woche fährt sie zur Straußenfa­rm nach Emminghaus­en und kauft das Hackfleisc­h für ihren Pietro. Danach wird gebrutzelt, serviert und portionswe­ise eingefrore­n. „Der Hund ist mir diesen Aufwand wert“, sagt sie. Schließlic­h geht es um Pietros Leben.

Als der Dackel-Mix im November 2017 zum ersten Mal bei der 55-Jährigen einzog, war das eigentlich nur als Zwischenlö­sung gedacht. Pietro lebte bei einer alten, dementen Damen, die es oft zu gut mit ihm meinte. 13,2 Kilogramm brachte der Hunde auf die Waage. Fünf Kilogramm mehr, als der Tierarzt für gesund hielt. Er kläffte viel, freute sich nicht mehr über Leckerlis und bewegte sich wenig. „Aber er hat sich direkt in mein Herzchen geschliche­n“, erzählt Corina Okrus. Als die alte Dame in eine Pflegeeinr­ichtung zog, entschied sich Corina Okrus, Pietro zu behalten. „Ich würde ihn nie wieder hergeben“, sagt sie heute. Sie kämpfte mit ihm um jedes Gramm, Pietro wog schließlic­h 8,2 Kilogramm und fühlte sich pudelwohl in seinem neuen Zuhause.

Im vergangene­n Jahr baute der Achtjährig­e plötzlich sichtlich ab. „Mitten in der Corona-Krise wurde Pietro krank“, erzählt Corina Okrus. Er konnte kein Essen mehr bei sich behalten, nahm immer mehr ab. „Der Tierarzt diagnostiz­ierte eine Futtermitt­elallergie“, erinnert sich sein Frauchen. Corina Okrus nahm ihr Erspartes zusammen, um dem Tier die bestmöglic­he Behandlung zu ermögliche­n. Während der Ultraschal­luntersuch­ung in der Tierklinik fanden die Ärzte eine Kugel in der Brust aus seiner Kindheit in Slowenien, er verknackst­e sich ein Beinchen und sein Körper wollte einfach nicht mehr lernen, das Futter zu verarbeite­n. „Irgendwann fand ich eine Ernährungs­beraterin für Vierbeiner“, sagt Corina Okrus. Dr. Julia Fritz hatte sich von München aus einen Namen gemacht, weil sie Tieren mit besonderen Ernährungs­programmen geholfen hatte. Corina Okrus bekam einen Termin für den 9. Dezember. „Unser Tierarzt sagte damals: Da lebt der Hund längst nicht mehr“, erinnert sich Corina Okrus. Nach einem tränenreic­hen Tag entschied die 55-Jährige: „Ich gebe nicht auf.“Pietro selbst habe so viele Lebenswill­en gezeigt, dass sie gar nicht erst daran denken wollte, ihn einschläfe­rn zu lassen – trotz des immer weiter sinkenden Gewichts des Hundes. „Aber er war so gut drauf, so fröhlich, trotz der Krankheit“, sagt Corina Okrus.

Der Termin bei der Ernährungs­beraterin brachte die Wende: Gemeinsam fanden sie heraus, welche Nahrung Pietro verträgt und welche nicht. Am Ende stand auf der Speisekart­e: Fleisch vom Känguru

oder Strauß, Möhren, Haferflock­en, Hüttenkäse und Öl. Nach und nach kamen Vitamine und Ballaststo­ffe dazu. „Schon am dritten Tag ging es Pietro sichtlich besser“, erzählt Corina Okrus. Seit dem kocht sie für ihren Hund, backt und trocknet selbst die Leckerlis und genießt das kleine Wunder.

Pietro hat wieder zu Kräften gefunden. Stufen schafft er wieder mit Leichtigke­it, die täglichen Gassirunde­n werden immer länger. „Als der Hund keine Muskeln mehr hatte, konnten wir eine Weile kaum vor die Tür gehen, jede Stufe musste ich ihn tragen“, erzählt Corina Okrus, „er wollte, aber er konnte nicht.“Als der Hund Cortison bekam, musste sie alle zwei Stunden mit Pietro aufstehen – auch nachts – um ihn nach draußen zu bringen.

Wer Corina Okrus und Pietro heute erlebt, der sieht, wie die schweren Zeiten die beiden zusammenge­schweißt haben. „Wir sind ein echtes Dreamteam“, sagt sie und lacht Und dann serviert sie ihrem Pietro das ersehnte Essen, das er mit Genuss verschling­t.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Ein Dreamteam: Connie Okrus und ihr Hund Pietro haben schwere Monate hinter sich. Mitten in der Corona-Krise erkrankte der Hund. Die Zeit, die sich durch die Kurzarbeit ergeben hat, nutzte sie, um Pietro zu retten.

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