Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Impfen in Hausarztpraxen beginnt
18 bis 50 Impfdosen je Arzt habe jede Praxis für die erste Woche bestellen können, erklärt die KV-Vorsitzende Dr. Bettina Stiel-Reifenrath zum nächsten Schritt in der Kampagne gegen das Coronavirus.
REMSCHEID Nach den Pflegeheimen und dem Impfzentrum folgt am heutigen Mittwoch der dritte Schritt der Remscheider Impfkampagne gegen Corona: die ersten Impfungen in Hausarztpraxen. „Es geht los“, freut sich Dr. Bettina Stiel-Reifenrath, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Remscheid.
66 Personen werden heute zum Beispiel in ihrer Lenneper Praxis, die sie zusammen mit Dr. Thomas Ciecholewski betreibt, für die Impfung erwartet. Sie alle seien aktiv angesprochen
„Wenn wir nicht priorisieren müssten, wäre ich der glücklichste Mensch der Welt“
Bettina Stiel-Reifenrath KV-Vorsitzende
worden, berichtet die Ärztin: „Ich habe mir Ostermontag die Zeit genommen und 66 Termine vereinbart.“Zuvor habe man in der Praxis Listen zum Beispiel von chronisch Erkrankten erstellt und deren grundsätzliche Impfbereitschaft abgefragt.
Auch andere Kollegen hätten mögliche Kandidaten für die ersten Impfungen angesprochen, sagt Stiel-Reifenrath. Aber grundsätzlich organisiere das jeder Arzt für sich. Schließlich seien verschiedenste Dinge zu beachten. Von der Lagerung des Impfstoffes bin hin zu Wartebereichen
für die Geimpften, die nach dem Pieks noch gut 15 Minuten zur Beobachtung in der Praxis bleiben müssen: „Das kann ja auch zum Platzproblem werden.“
18 bis 50 Impfdosen je Arzt habe jede Praxis für die erste Woche bestellen können, erklärt die KV-Vorsitzende. „Wir haben die Höchstmenge bestellt, dann aber doch weniger bekommen.“Dass andere Praxen zum Start weniger geordert haben, dafür habe sie Verständnis, sagt Stiel-Reifenrath, die seit den ersten Impfungen Ende Dezember in der Kampagne eingebunden ist. Schließlich habe bisher nicht jeder Mediziner Erfahrung mit dem Impfstoff sammeln können. Verabreicht wird in den Praxen erst einmal das
Vakzin von Biontech, das zuvor rekonstituiert werden muss.
Dass auch Ärzte, die bisher wenig mit Corona-Impfungen zu tun hatten, mit dem wertvollen Impfstoff umgehen können, dafür hat unter anderem die Kassenärztliche Vereinigung gesorgt: „Wir haben alle niedergelassenen Vertragsärztinnen und -ärzte in Nordrhein über entsprechende Praxisinformationen umfassend über den Impfstart in den Praxen informiert“, sagt Sven Ludwig, Pressesprecher der KV Nordrhein. Dabei sei vor allem die Rekonstitution des Impfstoffes „tricky“, wie es Stiel-Reifenrath formuliert: „Die Impfung selber ist banal.“
Auch die Arbeit mit dem Anamneseund dem Aufklärungsbogen sei recht simple, sagt die Medizinerin – wenn der Patient vorbereitet sei: „Bringen Sie ihren Impfpass mit“, rät sie. Zudem darf nur geimpft werden, wer selber fieberfrei ist und zwei Wochen vorher keine andere Impfung erhalten hat.
Durch die aktive Ansprache von Patienten können die Mediziner zwar Einfluss auf die Auswahl der Impflinge nehmen, die Priorisierung der Ständigen Impfkommission gilt aber nach wie vor: „Im ersten Schritt ist vorgesehen, dass vor allem chronisch kranke Menschen und Angehörige von Patienten, die zu Hause gepflegt werden müssen, eine Impfung erhalten“, sagt Pressesprecher Ludwig. Und auch Dr. Bettina Stiel-Reifenrath macht deutlich: „Wir müssen uns an die Empfehlungen der Stiko halten.“
Ein Grund dafür ist sicherlich der Mangel an Impfstoff. „Wenn wir nicht priorisieren müssten, wäre ich der glücklichste Mensch der Welt“, sagt Bettina Stiel-Reifenrath – und rät dazu, im Zweifel lieber mal den eigenen Arzt zu kontaktieren: „Natürlich darf man nachfragen. Etwas aktiv ansprechen, ist immer gut.“