Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Ein Leben am Karabinerhaken
Roland Klampfl ist Industriekletterer und ehrenamtlicher Höhenretter beim DRK. Am Ostermontag war er beim Einsatz am Windrad in Vormwald dabei. Der 62-Jährige erzählt über seine Profession und sein Hobby.
OBERBERG / HÜCKESWAGEN Es ist spektakulär, wenn Schauspieler Sebastian Ströbel, der den Chef der Ramsauer Bergrettung Markus Kofler spielt, das Seil mittels Karabinerhaken unter dem gelben Hubschrauber einhakt, sich in die Höhe zieht und am Berg bis auf wenige Zentimeter an den Verunglückten fliegen lässt. Alles nur Show für die TV-Dramaturgie ? Mitnichten.
Auch Roland Klampfl hängt unter dem Helikopter, wenn auch nicht unter ihm, sondern seitlich an der Seilwinde. Das hat etwas mit dem Flugverfahren zu tun, das in Deutschland anders praktiziert wird als in Österreich. Letztlich versucht auch der Leiter der Höhenrettung des DRK-Kreisverbandes Oberberg, Menschen aus scheinbar ausweglosen Situationen zu retten.
Das war etwa im August 2019 der Fall, als in einem ehemaligen Steinbruch in Wiehl ein Wanderer abgestürzt war. „Terrestrisch gab es keine Möglichkeit, zu dem Verunglückten zu gelangen“, erinnert sich der heute 62-Jährige. Also hakte sich Klampfl an die Seilwinde eines Bundeswehrhubschraubers, ließ sich über den Absturzort fliegen und zu dem Verletzten herab und barg ihn auf diese Weise.
2011 hatte er mit Daniel Siegmann die Höhenrettung innerhalb der Bergwacht des Kreisverbands des Deutschen Roten Kreuzes gegründet, der mittlerweile weitere acht Gleichgesinnte angehören. „Unser erster Einsatz war 2012 in der Nähe von Hückeswagen, als wir einen Hund gerettet haben“, berichtet der gebürtige Münchener, der seit vielen Jahren in Köln lebt. Am Montag verschlug es ihn und seine Kameraden erneut in die SchlossStadt, wo sie halfen, einen verletzten Monteur aus der etwa 100 Meter hochgelegenen Kanzel eines Windrads in Vormwald zu bergen.
Das Klettern wurde Roland Klampfl in die Wiege gelegt, denn in seiner Kindheit ging es mit seinen Eltern von der Heimatstadt München in die nahen Berge vor allem bei Garmisch-Partenkirchen oder am Chiemsee wie Kampenwand oder Zugspitze. Nach der Ausbildung zum Betriebsschlosser folgte 1978 bis 1980 eine zum Rettungsassistenten. 15 Jahre arbeitete er in München in diesem Beruf, darunter vier Jahre in der Luftrettung. Später wechselte Klampfl in die Immobilienwirtschaft, weswegen es ihn ins Rheinland verschlug, als er Geschäftsführer einen luftfahrttechnischen Betriebs in Bonn-Hangelar wurde.
1995 folgte der Schritt in die Selbstständigkeit, als er Bauvorhaben, Instandhaltungen und Reparaturen bei technischen Immobilien betreute. „Über diesen Weg bin ich zur Industriekletterei gekommen“, erzählt er. Effzeh-Fans dürften neidisch werden, denn Klampfl hängt bis zu 120 Tage im Jahr unter dem Dach des Kölner Stadions, in dem der 1. FC Köln seine Spiele austrägt. Dort wartet er etwa Wasserleitungen und technische Anlagen.
2008 wollte sich der Wahl-Kölner und Vater von zwei erwachsenen Kindern wieder ehrenamtlich engagieren, was drei Jahre später zur Gründung der Höhenrettungsgruppe des DRK Oberberg führte. „Wir versuchen, alle 14 Tage gemeinsam zu trainieren“, sagt er. Geübt werden die Abseil- und Sicherungsmethoden etwa im Kieswerk Gummersbach-Becke, am Turm in Marienheide-Unnenberg oder im Lindlarer Klettergarten. Wegen der Corona-Pandemie ist das in den Hintergrund gerückt. Aber etwa alle sechs Wochen wird gemeinsam online die Theorie des Rettens vertieft. Zudem bildet Klampfl Höhenretter aus, etwa die der Berufsfeuerwehr Köln, die den Schwerverletzten Anfang am Ostermontag aus dem Windrad bargen.
Das Klettern in der Freizeit hat der 62-Jährige inzwischen drangegeben. Es reicht ihm, das beruflich zu machen. „Zumal die körperliche Belastung immer größer wird“, betont er. Wenn es aber einen Einsatz gibt wie jetzt in Hückeswagen, steht der Höhenretter sofort unter Strom. Das hat er mit dem Bergretter Markus Kofler durchaus gemeinsam.
Kontakt Wer sich als Höhenretter beim DRK engagieren will, kann sich unter hoehenrettung@oberberg.drk.de melden.