Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Idee: Ritter-von-Halt-Straße umbenennen
SPD-Ratsherr Hans Golombek plädiert für die Ehrung einer Sportlerin jüdischer Herkunft.
RADEVORMWALD Mit Interesse hat Hans Golombek, SPD-Ratsherr aus Rädereichen, den Artikel unserer Redaktion über die Straßennamen in Radevormwald gelesen. Nur eine Straße in Radevormwald, hatte die BM geschrieben, sei in der Stadt nach einer prominenten Frau benannt worden.
Das stimmt so nicht ganz, weist Hans Golombek nach. Eine weitere Straße sei nach einer Frau benannt worden, nämlich die Käthe-Paulus-Straße „hinter Aldi in Richtung Erlenbach-Bevertalsperre“. Katharina (Käthe) Paulus (1868-1935) war eine zu ihrer Zeit bekannte Luftakrobatin, Ballonfahrerin und Fallschirmspringerin.
Der SPD-Ratsherr hat auch einen Vorschlag, welche Frau durch eine Straßenbenennung in Radevormwald künftig geehrt werden könnte: die Weltklasse-Hochspringerin Gretel Bergmann (1914-2017). „Da sie aus einer jüdischen Familie
stammte, wurden ihr ab 1933 nach und nach die Trainingsmöglichkeiten entzogen, sie wurde aus Vereinen ausgeschlossen und emigrierte 1934 nach England“, berichtet Golombek. „Als 1936 die Olympiade in Berlin stattfinden sollte, wurde sie von NS-Sportfunktionären
unter Druck gesetzt und kehrte nach Deutschland zurück, um in die deutsche Olympiamannschaft aufgenommen zu werden. Hintergrund: Die US-Amerikaner drohten mit dem Boykott der Berliner Olympiade, wenn es jüdischen Sportlern nicht ermöglicht werde, in der deutschen Olympiamannschaft teilzunehmen.“Als die amerikanische Mannschaft in Hamburg das Schiff verlassen hatte, sei Gretel Bergmann einen Tag vor Beginn der Olympiade wieder aus der deutschen Olympiamannschaft ausgeschlossen worden“, berichtet Golombek. „Einer der Hauptverantwortlichen für diesen Nazi-Coup war der NS-Sportfunktionär Karl Ritter von Halt.
Golombeks Vorschlag: Die Rittervon-Halt-Straße sollte umbenannt werden in Gretel-Bergmann-Straße. Er habe sowieso nie verstanden, „warum man dazu kam, eine Straße unserer Stadt nach einer so üblen Nazi-Figur zu benennen“, meint Golombek. Zwar sei Karl Ritter von Halt seinerzeit auch als Zehnkämpfer aktiv gewesen, doch hauptsächlich sei er als leitender NS-Sportfunktionär in Erinnerung. Das „Ritter-von-Halt-Stadion“in Garmisch-Partenkirchen sei bereits 2006 umbenannt worden. „Da wollte man mit diesem Mann auch nichts mehr zu tun haben.“