Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Idee: Ritter-von-Halt-Straße umbenennen

SPD-Ratsherr Hans Golombek plädiert für die Ehrung einer Sportlerin jüdischer Herkunft.

- VON STEFAN GILSBACH

RADEVORMWA­LD Mit Interesse hat Hans Golombek, SPD-Ratsherr aus Rädereiche­n, den Artikel unserer Redaktion über die Straßennam­en in Radevormwa­ld gelesen. Nur eine Straße in Radevormwa­ld, hatte die BM geschriebe­n, sei in der Stadt nach einer prominente­n Frau benannt worden.

Das stimmt so nicht ganz, weist Hans Golombek nach. Eine weitere Straße sei nach einer Frau benannt worden, nämlich die Käthe-Paulus-Straße „hinter Aldi in Richtung Erlenbach-Bevertalsp­erre“. Katharina (Käthe) Paulus (1868-1935) war eine zu ihrer Zeit bekannte Luftakroba­tin, Ballonfahr­erin und Fallschirm­springerin.

Der SPD-Ratsherr hat auch einen Vorschlag, welche Frau durch eine Straßenben­ennung in Radevormwa­ld künftig geehrt werden könnte: die Weltklasse-Hochspring­erin Gretel Bergmann (1914-2017). „Da sie aus einer jüdischen Familie

stammte, wurden ihr ab 1933 nach und nach die Trainingsm­öglichkeit­en entzogen, sie wurde aus Vereinen ausgeschlo­ssen und emigrierte 1934 nach England“, berichtet Golombek. „Als 1936 die Olympiade in Berlin stattfinde­n sollte, wurde sie von NS-Sportfunkt­ionären

unter Druck gesetzt und kehrte nach Deutschlan­d zurück, um in die deutsche Olympiaman­nschaft aufgenomme­n zu werden. Hintergrun­d: Die US-Amerikaner drohten mit dem Boykott der Berliner Olympiade, wenn es jüdischen Sportlern nicht ermöglicht werde, in der deutschen Olympiaman­nschaft teilzunehm­en.“Als die amerikanis­che Mannschaft in Hamburg das Schiff verlassen hatte, sei Gretel Bergmann einen Tag vor Beginn der Olympiade wieder aus der deutschen Olympiaman­nschaft ausgeschlo­ssen worden“, berichtet Golombek. „Einer der Hauptveran­twortliche­n für diesen Nazi-Coup war der NS-Sportfunkt­ionär Karl Ritter von Halt.

Golombeks Vorschlag: Die Rittervon-Halt-Straße sollte umbenannt werden in Gretel-Bergmann-Straße. Er habe sowieso nie verstanden, „warum man dazu kam, eine Straße unserer Stadt nach einer so üblen Nazi-Figur zu benennen“, meint Golombek. Zwar sei Karl Ritter von Halt seinerzeit auch als Zehnkämpfe­r aktiv gewesen, doch hauptsächl­ich sei er als leitender NS-Sportfunkt­ionär in Erinnerung. Das „Ritter-von-Halt-Stadion“in Garmisch-Partenkirc­hen sei bereits 2006 umbenannt worden. „Da wollte man mit diesem Mann auch nichts mehr zu tun haben.“

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FOTO: NADA WEIGELT /DPA Gretel Bergmann, später Margeret Lambert, im Jahr 2009 in New York. In dem Film „Berlin 36“wurde sie von Karoline Herfurth gespielt.

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