Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Zweifel an Straßen-Umbenennung
Soll die Ritter-von-Halt-Straße einen neuen Namen bekommen? SPD-Ratsherr Hans Golombek hat den Vorschlag gemacht. Andere Fraktionen können die Kritik am Namensgeber nachvollziehen, fürchten aber den Aufwand.
Soll die Ritter-von-Halt-Straße einen neuen Namen bekommen? SPD-Ratsherr Hans Golombek hat diesen Vorschlag gemacht.
RADEVORMWALD Es war im Jahr 1969, als die Mitglieder des Radevormwalder Rats über die Benennung mehrerer Straßen entschieden. Im so genannten Sportlerviertel im Norden der Stadt sollten verdiente Persönlichkeiten geehrt werden.
Einige Entscheidungen von damals – übrigens einstimmig gefällt – liegen geschichtsbewussten Einwohnern der Bergstadt heute schwer im Magen. So auch dem SPD-Ratsherren Hans Golombek, der vorgeschlagen hat, die Ritter-von-HaltStraße umzubenennen (unsere Zeitung berichtete). Denn Karl Ritter von Halt war ein NS-Sportfunktionär, der unter anderem 1936 die Teilnahme der deutschen Hochsprung-Favoritin Gretel Bergmann verhinderte, weil sie jüdischer Herkunft war. Golombek schlägt daher vor, die Straße in Gretel-Bergmann-Straße umzubenennen. Doch
„Die Anwohner sind ja nicht wegen des Namens dorthin gezogen“
Elisabeth Pech-Büttner Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen
warum wurde die Straße nach dem umstrittenen, 1964 verstorbenen, Sportfunktionär benannt? Heimliche Nazi-Sympathien bei den Ratsmitgliedern lassen sich kaum vermuten, denn gleichzeitig wurde auch ein Sportler wie Werner Seelenbinder mit einer Straße geehrt. Seelenbinder war ein kommunistischer Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime. Der Volksgerichtshof verurteilte ihn 1944 zum Tode.
Bei den anderen Fraktionen im Rat wird der Vorstoß von Hans Golombek ambivalent aufgenommen. Bei der negativen Beurteilung von Karl Ritter von Halt ist man sich einig. „Aber es ist nicht so einfach, einen Straßennamen zu ändern“, meint Dejan Vujinovic, der Fraktionsvorsitzende der CDU. „Man muss das gut durchdenken, bevor man die Bürger vor Ort damit konfrontiert.“
Tatsächlich würde eine Änderung des Namens die Anschriften von vielen Menschen betreffen,
denn es handelt sich nicht um eine kleine Stichstraße. Elisabeth Pech-Büttner, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Grüne, zeigt für das Anliegen von Hans Golombek grundsätzlich Verständnis. „Ich kann diesen Ansatz verstehen. Aber man sollte überlegen, was das für die Anwohner bedeutet, vor allem für jene, die vielleicht ein Geschäft haben und dann alle Unterlagen neu erstellen müssen.“Elisabeth Pech-Büttner hat daher Zweifel, ob die Neubenennung wirklich sinnvoll ist. „Die Anwohner sind ja nicht wegen des Namens dorthin gezogen.“Bernd-Eric Hoffmann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG), hat auch Zweifel, ob eine Umbenennung der Straße sinnvoll sei. „Die Debatte wurde ja angestoßen, weil Frauen als Namensgeberinnen für Straßen in der Stadt unterrepräsentiert wird.“Bei diesem Punkt sei er durchaus der Meinung, dass hier künftig eine andere Linie gefahren werden solle. Was die Ritter-von-Halt-Straße angeht, meint Hoffmann: „Auch wenn der Mann eine unrühmliche Vergangenheit hat, fände ich diese Maßnahme überzogen, zumal wir in der Pandemie genug andere Sorgen haben.“
Grundsätzliche Sympathie für den Vorschlag von Hans Golombek zeigt Rolf Ebbinghaus, Fraktionsvorsitzender der Alternativen Liste (AL): „Man hätte nach diesem Mann keine Straße benennen sollen. Die Ratsmitglieder haben damals offenbar, was die Vergangenheit von Karl Ritter von Halt angeht, nicht genau hingeschaut.“Für das Image der Stadt wäre es sicher gut, wenn der umstrittene Name verschwinden würde.
„Andererseits leben dort sehr viele Menschen, und es kann nicht sein, dass diese dann die Kosten der Umbenennung tragen müssten, wenn es etwa um Änderungen im Personalausweis geht“, meint Ebbinghaus. In diesem Fall müsste dann schon die Stadt die finanzielle Belastung übernehmen.