Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Von Ruanda und Indonesien lernen
Der evangelische Kirchenkreis Lennep, zu dem auch Rade gehört, pflegt eine trilaterale Partnerschaft mit den beiden Ländern. So kommt man ins Gespräch – derzeit über morgendliche Kurzandachten und Zoom-Konferenzen.
REMSCHEID Wie sieht das Leben in den Gemeinden in Ruanda und in Indonesien aus? Vor welche Herausforderungen stellt die Corona-Pandemie die beiden Länder? Seit 2015 pflegt der Evangelische Kirchenkreis Lennep, zu dem auch Radevormwald gehört, eine trilaterale Partnerschaft mit Indonesien und Ruanda. „Das ist das Selbstverständnis von Kirche: Wir sind nicht nur bei uns vor Ort unterwegs, sondern weltweit verbunden“, sagt Pfarrer Matthias Schmid. Gebe es diese Beziehungen nicht, würde der Gemeinschaft
„Zu sehen, wie die Schwestern und Brüder in den anderen Ländern ihren Glauben leben, weitet den Horizont, das ist globales Lernen“
Antje Menn Superintendentin
etwas fehlen. Normalerweise seien solche Partnerschaften bilateral, würden aus zwei Partnern bestehen. „Dass wir drei Partner sind, ist etwas Besonderes. Wir haben nicht nur die Nord-Süd-Beziehung, sondern auch die Süd-Süd-Beziehung von Indonesien und Ruanda untereinander“, erklärt Schmid. Das breche das Gefälle von Nord nach Süd auf, die Partner begegneten sich auf Augenhöhe.
Die Partnerschaft ermögliche dabei, miteinander ins Gespräch zu kommen, zu hören, wie das Leben im anderen Erdteil abläuft. „Die Ziele sind der Austausch, der Kontakt und die Kommunikation. Voneinander und miteinander zu lernen“, sagt Schmid. Etwa alle sechs Wochen werden derzeit Konferenzen über Zoom abgehalten. Themenschwerpunkt sei vor allem die Corona-Pandemie. „Was bedeutet Corona für das Land, die Menschen und die Kirche? Wie geht Kirche in den anderen Ländern mit der Kinder- und Jugendarbeit zu dieser
Zeit um?“, fragt Matthias Schmid. Er finde die Nutzung digitaler Medien in Indonesien und Ruanda besonders spannend. „In großen Regionen sind die Menschen komplett von der Digitalisierung abgeschnitten“, sagt Schmid. Es sei spannend, wie kleinschrittig die Kirchen unterwegs seien und dabei den Kontakt zu Jugendlichen suchen würden. „Das war ein wichtiger Impuls für mich, zu sehen, wie wichtig der persönliche Kontakt ist. Kirche darf sich nicht über das Digitale zurückziehen“, sagt er.
Auch wie sich die Kirchen dort auf sozialdiakonischem Weg für die Armen in der Pandemie einsetze – beispielsweise mit Lebensmittelhilfen oder Saatgut –, finde er spannend. „Wo sind wir da als Kirche in Deutschland unterwegs?“, fragt er sich und andere. Vieles ließe
sich auf die hiesige Situation übertragen. „Das ist das Geschenk einer solchen Beziehung und auch die Kunst, die Ansätze der Partner auf unseren Kontext zu übertragen und Folgerungen daraus zu ziehen.“
Als die Pandemie in den Partnerländern des Evangelischen Kirchenkreises Lennep große Nöte mit sich brachte, habe der Kirchenkreis
schnell reagiert und Projektmittel aus Kollekten- und Spendenmitteln zur Verfügung gestellt, berichtet Schmid. „Das ist eine Frage von Solidarität“– auch wenn die Grundidee, das gemeinsame Lernen, im Vordergrund stehe.
Schmid selbst habe die indonesischen Partner 2017 kennengelernt. „Für mich war es eindrücklich, dass sie in Bezug auf den Klimawandel und die Schöpfung sehr wach sind. Sie sensibilisieren die Menschen mit Blick auf Biolandwirtschaft und regenerative Energien.“Davon könne man auch in Deutschland einiges lernen.
Dreimal wöchentlich, so berichtet Superintendentin Antje Menn, gebe es eine Morgenandacht, einen kurzen, auf Englisch verfassten Impuls aus den jeweiligen Gemeinden. „Zu sehen, wie die Schwestern und Brüder in den anderen Ländern ihren Glauben leben, weitet den Horizont. Das ist globales Lernen“, sagt Menn.
Den persönlichen Kontakt ersetze aber keine Zoom-Konferenz, wenn sie auch die Beziehung intensiviere, sagt Schmid. Für 2022 plant der Kirchenkreis, die indonesischen und ruandischen Partner nach Lennep einzuladen.