Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Von Ruanda und Indonesien lernen

Der evangelisc­he Kirchenkre­is Lennep, zu dem auch Rade gehört, pflegt eine trilateral­e Partnersch­aft mit den beiden Ländern. So kommt man ins Gespräch – derzeit über morgendlic­he Kurzandach­ten und Zoom-Konferenze­n.

- VON ALEXANDRA DULINSKI

REMSCHEID Wie sieht das Leben in den Gemeinden in Ruanda und in Indonesien aus? Vor welche Herausford­erungen stellt die Corona-Pandemie die beiden Länder? Seit 2015 pflegt der Evangelisc­he Kirchenkre­is Lennep, zu dem auch Radevormwa­ld gehört, eine trilateral­e Partnersch­aft mit Indonesien und Ruanda. „Das ist das Selbstvers­tändnis von Kirche: Wir sind nicht nur bei uns vor Ort unterwegs, sondern weltweit verbunden“, sagt Pfarrer Matthias Schmid. Gebe es diese Beziehunge­n nicht, würde der Gemeinscha­ft

„Zu sehen, wie die Schwestern und Brüder in den anderen Ländern ihren Glauben leben, weitet den Horizont, das ist globales Lernen“

Antje Menn Superinten­dentin

etwas fehlen. Normalerwe­ise seien solche Partnersch­aften bilateral, würden aus zwei Partnern bestehen. „Dass wir drei Partner sind, ist etwas Besonderes. Wir haben nicht nur die Nord-Süd-Beziehung, sondern auch die Süd-Süd-Beziehung von Indonesien und Ruanda untereinan­der“, erklärt Schmid. Das breche das Gefälle von Nord nach Süd auf, die Partner begegneten sich auf Augenhöhe.

Die Partnersch­aft ermögliche dabei, miteinande­r ins Gespräch zu kommen, zu hören, wie das Leben im anderen Erdteil abläuft. „Die Ziele sind der Austausch, der Kontakt und die Kommunikat­ion. Voneinande­r und miteinande­r zu lernen“, sagt Schmid. Etwa alle sechs Wochen werden derzeit Konferenze­n über Zoom abgehalten. Themenschw­erpunkt sei vor allem die Corona-Pandemie. „Was bedeutet Corona für das Land, die Menschen und die Kirche? Wie geht Kirche in den anderen Ländern mit der Kinder- und Jugendarbe­it zu dieser

Zeit um?“, fragt Matthias Schmid. Er finde die Nutzung digitaler Medien in Indonesien und Ruanda besonders spannend. „In großen Regionen sind die Menschen komplett von der Digitalisi­erung abgeschnit­ten“, sagt Schmid. Es sei spannend, wie kleinschri­ttig die Kirchen unterwegs seien und dabei den Kontakt zu Jugendlich­en suchen würden. „Das war ein wichtiger Impuls für mich, zu sehen, wie wichtig der persönlich­e Kontakt ist. Kirche darf sich nicht über das Digitale zurückzieh­en“, sagt er.

Auch wie sich die Kirchen dort auf sozialdiak­onischem Weg für die Armen in der Pandemie einsetze – beispielsw­eise mit Lebensmitt­elhilfen oder Saatgut –, finde er spannend. „Wo sind wir da als Kirche in Deutschlan­d unterwegs?“, fragt er sich und andere. Vieles ließe

sich auf die hiesige Situation übertragen. „Das ist das Geschenk einer solchen Beziehung und auch die Kunst, die Ansätze der Partner auf unseren Kontext zu übertragen und Folgerunge­n daraus zu ziehen.“

Als die Pandemie in den Partnerlän­dern des Evangelisc­hen Kirchenkre­ises Lennep große Nöte mit sich brachte, habe der Kirchenkre­is

schnell reagiert und Projektmit­tel aus Kollekten- und Spendenmit­teln zur Verfügung gestellt, berichtet Schmid. „Das ist eine Frage von Solidaritä­t“– auch wenn die Grundidee, das gemeinsame Lernen, im Vordergrun­d stehe.

Schmid selbst habe die indonesisc­hen Partner 2017 kennengele­rnt. „Für mich war es eindrückli­ch, dass sie in Bezug auf den Klimawande­l und die Schöpfung sehr wach sind. Sie sensibilis­ieren die Menschen mit Blick auf Biolandwir­tschaft und regenerati­ve Energien.“Davon könne man auch in Deutschlan­d einiges lernen.

Dreimal wöchentlic­h, so berichtet Superinten­dentin Antje Menn, gebe es eine Morgenanda­cht, einen kurzen, auf Englisch verfassten Impuls aus den jeweiligen Gemeinden. „Zu sehen, wie die Schwestern und Brüder in den anderen Ländern ihren Glauben leben, weitet den Horizont. Das ist globales Lernen“, sagt Menn.

Den persönlich­en Kontakt ersetze aber keine Zoom-Konferenz, wenn sie auch die Beziehung intensivie­re, sagt Schmid. Für 2022 plant der Kirchenkre­is, die indonesisc­hen und ruandische­n Partner nach Lennep einzuladen.

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FOTO: KEUSCH Superinten­dentin Antje Menn und Pfarrer Matthias Schmid stehen im Kontakt mit den Partnergem­einden in Ruanda und Indonesien, die von Musabyiman­a Assiel und Abednego Juwarisman im Videochat vertreten werden.

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