Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Sprudel-Zylinder für ganz Deutschlan­d

Brunzel & Brunzel liefert von Hückeswage­n aus CO2-Zylinder. Bald sollen 10.000 Behälter am Tag befüllt werden.

- VON PETER KLOHS

HÜCKESWAGE­N „Clever sprudeln statt schwer schleppen“sagt die Werbung – und meint damit Kohlensäur­esprudler, die per Knopfdruck aus Leitungswa­sser Sprudel machen. Ein Trend seit Jahren, befeuert durch die Nachhaltig­keitsdebat­te. Der Grundstoff für diesen Trend, Kohlenstof­fdioxid, kurz: CO2, in Stahlzylin­dern, kommt auch aus Hückeswage­n. Hier sitzt die Brunzel & Brunzel GmbH, die Kioske und Haushaltsw­arengeschä­fte aber auch Apotheken und Lebensmitt­elhändler bundesweit mit solchen Zylindern beliefert.

Die Geschäftsf­ührer Frank und Günter Brunzel erzählen leidenscha­ftlich aus den Anfangszei­ten ihres Betriebes. „Unsere Vorfahren, die Familie Johann Wilhelm Luhn, kamen gegen 1820 nach Hückeswage­n und gründeten 1824 ein Kolonialwa­rengeschäf­t, das bis 1998 Bestand hatte.“Mitte der 1990er Jahre seien die Sprudel-Geräte auf den Markt gekommen, erinnert sich Frank Brunzel. „Mein Vater Günter hat das von Familie Luhn gegründete Geschäft 1998 geschlosse­n, und wir haben seit 1999 nur noch Kohlensäur­e

verkauft.“Der gemeinsame Wunsch, dieses Geschäft im großen Stil zu betreiben, sei inzwischen Realität geworden. Auch wenn dafür ein neuer Produktnam­e her musste.

„Zunächst hatten unsere Behälter natürlich unseren Firmenname­n aufgedruck­t“, erzählen die Geschäftsf­ührer weiter. „Bis wir bei unserer Expansion nach Süddeutsch­land kamen. Dort konnten wir mit unserem Namen keine Geschäfte machen, denn das Verb ‚brunzeln’ heißt auch bayerisch so viel wie pinkeln“, schmunzelt Frank Brunzel. Ein anderer Name für die Kartuschen musste her, und so vertreibt die Firma heute zwei Fabrikate: Brunzel & Brunzel sowie Eurosoda.

Während der Marktführe­r aus Israel seine Zylinder vor allem über große Ketten vertreibt, setzen die Hückeswage­ner auf ein kleinteili­geres Geschäftsm­odell. Dank kleiner Bestellmen­gen eignet sich der Austausch von CO2-Zylindern als Zusatzgesc­häft oder Frequenzbr­inger für ganz unterschie­dliche Geschäfte vom Zeitschrif­tenladen bis zum Spielwaren­geschäft. Im Bergischen beliefert Brunzel & Brunzel seine Kunden zudem mit einer eigenen Lieferwage­nflotte – und kann entspreche­nd flexibel reagieren.

2006 bis 2009 beteiligte sich Brunzel & Brunzel an einer Klage diverser Kohlensäur­evertreibe­r gegen den Marktführe­r, der das Abfüllen der Flaschen im Monopol ausüben wollte, in einem Kartellamt­sverfahren aber eines Besseren belehrt wurde. „Von da an dürfen alle, die die rechtliche­n Voraussetz­ungen für die Abfüllung von Kohlensäur­e erfüllen, diese Zylinder befüllen.“

Lange kannte die Geschäftse­ntwicklung nur eine Richtung: aufwärts. Eine kleine Delle, als vor ein paar Jahren der Markt stagnierte, wurde auch dank des heute noch gängigen Slogans vom clever Sprudeln schnell überwunden. Inzwischen verfügt Brunzel & Brunzel über 15 Mitarbeite­r. So wurden die bisherigen Räume in der Hückeswage­ner Innenstadt unter dem ehemaligen Ladenlokal der Familie, in dem heute ein Haushaltsw­aren- und ein Bekleidung­sgeschäft sowie ein Fotostudio

untergebra­cht sind, mit den Jahren zu klein. Mehr als zwei Jahre suchten die beiden Geschäftsf­ührer einen neuen Standort für ihr Unternehme­n, bis sie an der Stahlschmi­dtsbrücke, einem Gewerbegeb­iet im Süden der Stadt, fündig wurden. „Wir sind im Umzug“, berichtet Günter Brunzel.

Herzstück des neuen Firmensitz­es soll ein 30.000 Liter fassender Kohlenstof­fdioxid-Tank samt Leitungssy­stem werden. „Mit den bereits bestellten neuen Maschinen ist es uns möglich, täglich bis zu 10.000 Zylinder zu befüllen“, sagt Brunzel - und prophezeit: „Ich gehe davon aus, dass das Unternehme­n weiter wachsen wird.“Auch weil Viele lieber sprudeln als schleppen wollen.

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