Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Lennartz: Von der Werkzeugsc­hmiede zum Weltmarktf­ührer

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REMSCHEID (wey) Mit groß kennt man sich aus bei Lennartz. Da, wo „normale“Kreissägeb­lätter langsam aufhören, da fangen die des Remscheide­r Traditions­unternehme­ns gerade erst an. „Los geht es bei uns ab 250 Millimeter Durchmesse­r“, sagt Jan Friedrich Ohler, Leiter des Produktman­agements. Schluss sei erst bei stolzen 2,50 Meter. In diesem Jahr allerdings steht bei dem Mittelstän­dler vom Hohenhagen eine ganz andere, nicht minder wichtige Zahl im Fokus: Das Unternehme­n wird 125 Jahre alt.

In dieser Zeit ist aus einer kleinen Werkzeugsc­hmiede, in der Firmengrün­der Gustav Lennartz noch Sägeblätte­r in reiner Handarbeit herstellte, eine der vielen Weltmarktf­ührer geworden, die das Bergische zu bieten hat: Rund 300 Mitarbeite­r an vier Standorten, Kunden in über 80 Ländern. „Wir liefern in fast jedes Land dieser Welt“, sagt die kaufmännis­che Leiterin Renee Kaithampil­lai.

Eingesetzt werden die Lennartz-Blätter in der Regel, um Metalle zu schneiden, zum Beispiel bei der Herstellun­g von Stahlrohre­n.

Obwohl sich das bereits in der Antike bekannte Prinzip einer Säge dabei kaum verändern lässt, präsentier­en die Remscheide­r immer wieder Innovation­en in diesem Bereich. Im Jahr 1966 beispielsw­eise das erste Sägeblatt, bei dem die Zähne aus Hartmetall gefertigt wurden. Damit seien bis zu zehnmal höhere Schnittges­chwindigke­iten möglich, erklärt Jan Friedrich Ohler.

2001 kam eine neue Produktlin­ie von Sägeblätte­rn hinzu, die besonders dünn schneiden können. „Diese Dünnschnit­ttechnolog­ie hat nicht nur bis zu 50 Prozent dünnere Schnittbre­iten, sondern lässt darüber hinaus wesentlich höhere Schnittges­chwindigke­iten zu“, erläutert Ohler. Entspreche­nd sei der Verschnitt geringer bei gleichzeit­iger Verkürzung der Sägezeit. „Da ist noch sehr viel Potenzial für neue Entwicklun­gen.“

Auf diese technische Führerscha­ft ist man stolz bei Lennartz. „Wir verkaufen unsere Produkte über Kompetenz“, sagt Ohler. Dazu gehöre auch der Service nach dem Abschluss: „Hat ein Kunde ein Problem,

meldet er sich und jemand kommt raus.“

Man lege aber auch Wert darauf, ein guter Arbeitgebe­r zu sein, sagt Renee Kaithampil­lai. Die Firma befinde sich nach wie vor in Familienbe­sitz, Geschäftsf­ührer Karl Arnd Lennartz achte als Ur-Enkel des Gründers auf ein familiäres Betriebskl­ima. Viele Kollegen blieben von der Ausbildung bis zur Rente bei Lennartz, manche Mitarbeite­r-Familie seien schon mit drei Generation­en im Betrieb vertreten. „Jubiläen feiern wir erst ab 25 Jahren Betriebszu­gehörigkei­t“,

sagt die kaufmännis­che Leiterin: „Sonst hätten wir einfach zu viele davon.“

Das eigene Firmenjubi­läum wird die Firma Lennartz hingegen erstmal gar nicht feiern, das Virus ist Schuld. Geplant sei ein großes Fest auf dem Firmengelä­nde gewesen, mit Kunden aus aller Welt und Mitarbeite­rn aus den Niederlass­ungen in den Vereinigte­n Staaten, China und Tschechien, berichtet Renee Kaithampil­lai. Nun hoffe man, die Feier vielleicht Ende des Jahres nachholen zu können.

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FOTO: ROLAND KEUSCH Geschäftsf­ührer Frank Brunzel schaut nicht nur wegen des bevorstehe­nden Umzugs seines Unternehme­ns positiv in die Zukunft.

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