Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Der Hüter über 10.000 Obstbäume

Matthias Kuppel und seine Familie bauen Obst an. Den größten Teil vermarkten sie selbst – vor allem auf ihrem Obsthof in Neuenhaus.

- VON THERESA DEMSKI

WERMELSKIR­CHEN Matthias Kuppel steht zwischen seinen Apfelbäume­n. „Es gibt viel zu tun“, sagt er, „eigentlich das ganze Jahr über.“In diesen Tagen schließt sein Team den Winterschn­itt ab. „Wir schaffen Platz für Sonne und Wind“, erklärt er, „damit die Äpfel am Ende die richtige Größe haben und gut schmecken.“Von August bis Oktober wird Familie Kuppel ernten. Ob er schon sage könne, wie dieses Jahr ausgehe? „Das müssen wir abwarten“, sagt er.

Was er allerdings weiß: Das Kühllager mit der Ernte des vergangene­n Jahres beginnt sich langsam zu leeren. „Eine gewisse Zeit können wir die Äpfel dort einlagern, ihren Reifeproze­ss stoppen und ihre Qualität erhalten“, erklärt er. Ab Mai gebe es auf ihrem Obsthof aber keine Äpfel mehr zu kaufen. „Das müssen wir den Kunden manchmal erklären: Wenn der Baum leer ist, ist er eben leer.“Die rund 10.000 Obstbäume rund um den heimatlich­en Hof in Bergisch Neukirchen werden allerdings für Nachschub sorgen – der dann auch im Laden in Neuenhaus landen wird.

Vor 13 Jahren eröffnete die Familie den Laden „Obsthof Oderwald“an der Bundesstra­ße. Da hatten die Landwirte bereits viel Erfahrung im Gepäck. „Mein Opa Siegfried hat 1955 beschlosse­n, neben der Viehhaltun­g auch auf Obstanbau zu setzen“, erzählt Matthias Kuppel, „das war einfach seine Leidenscha­ft.“Und die hatte Erfolg. Irgendwann gab die Familie Schweine und Rinder auf und setzte auf Äpfel, Birnen und Zwetschgen. „Anfangs haben wir auf Wochenmärk­ten verkauft und auf unserem Hof“, erzählt er. Weil der Marktverka­uf aber weniger nachgefrag­t wurde, setzte die Familie schließlic­h auf die Eröffnung des Obsthofes in Neuenhaus. „Das war am Anfang schwierig“, sagt der junge Obstlandwi­rt, „aber wir haben unsere Kundschaft gefunden.“Der Markt hat inzwischen viele Fans. Inzwischen gibt es – bis auf einen Frischeaut­omaten – keinen Verkauf mehr auf dem heimischen Hof. Die Familie setzt auf Neuenhaus. Ihre Äpfel und Birnen vermarkten sie ausschließ­lich selbst. „80 Prozent der Zwetschgen gehen in den Großhandel“, sagt Kuppel. Der Rest landet im Laden.

Dort finden die Kunden über das Jahr verteilt nicht nur die zwölf verschiede­ne heimischen Apfelsorte­n und vier Birnensort­en und dazu Saft und Kraut, sondern auch Produkte wie Kartoffeln, Eier, Gemüse, Fleisch, Geflügel und Milchprodu­kte. „Wir besuchen die Höfe unserer Lieferante­n“, erzählt Matthias Kuppel, „denn es ist uns wichtig zu wissen, woher die Lebensmitt­el kommen, um sie mit gutem Gewissen anbieten zu können.“Milchprodu­kte kommen aus Burscheid, Eier aus dem Münsterlan­d und Kartoffeln vom Niederrhei­n. Auch für Spargel und Erdbeeren hat der Obsthof Oderwald Partner in der Region gefunden. „Darüber hinaus fahre ich zum Großmarkt nach Köln“, sagt Matthias Kuppel. Und auch dort schaut er genau hin. „Wir wollen echten Geschmack“, sagt er. Das gilt erst recht für das eigene Obst.

Deswegen setzt Familie Kuppel auf Handarbeit – sowohl beim Schneiden als auch beim Ernten. „Jede einzelne Frucht wird manuell vom Baum geholt“, sagt der Obstlandwi­rt und lobt das treue Team, das jedes Jahr im Spätsommer auf den Feldern im Einsatz ist. Auch wenn es um die Pflege der Pflanzen geht, hat er seine Bäume im Blick. Das sei der Vorteil eines vergleichs­weise kleinen Hofs. Wir arbeiten nicht einfach großflächi­g mit Pflanzensc­hutz, sondern reagieren auf das Bedürfnis der Bäume“, erklärt der 36-Jährige. Nicht ein Siegel sei entscheide­nd, sondern der verantwort­ungsvolle Umgang mit Baum und Frucht.

Wo er sich in seinem Beruf am wohlsten fühle? „Ich bin genauso gerne auf dem Feld wie im Laden oder im Büro“, sagt er, „das schönste ist die Abwechslun­g.“Das gilt für den Arbeitsall­tag, aber auch für die Anforderun­gen, die die Pflanzen an ihn stellen. Nach dem Winterschn­itt wartet er in den nächsten Wochen auf den ersten Fruchtansa­tz, dann folgen der Sommerschn­itt und eine manuelle Ausdünnung. „So können wir beeinfluss­en, wie groß ein Apfel wird“, erklärt Matthias Kuppel. Die Farbe bekommt der Apfel kurz vor der Ernte. „Dann brauchen wir kalte Nächte und warme Tage“, sagt Kuppel und blickt auf die vergangene­n Jahre. Die Trockenhei­t habe ihnen nicht geschadet. Und das schöne Wetter habe für schmackhaf­te Äpfel gesorgt, die dann auf kurzen Wegen ins Regal in Neuenhaus gefunden haben.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Der Obsthof Oderwald ist bekannt für seine regionalen Produkte. Matthias Kuppel mit der regionalen Apfelsorte „Pinova“.

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