Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Mast-Weisz: Nächtliche Ausgangssp­erre droht

Inzidenzwe­rt von 194,9 war am Freitag der höchste in NRW. Die meisten Geschäfte bleiben zu. Expertenru­nde tagt wieder am 23. April.

- VON FRANK MICHALCZAK

REMSCHEID Es bleibt in Remscheid vorerst beim Lockdown im Einzelhand­el. Das heißt, die Kunden dürfen lediglich jene Geschäfte betreten, die Waren für den täglichen Bedarf anbieten. Zu diesem Ergebnis kam an diesem Freitag eine Expertenru­nde mit Vertretern des Handels und des Gesundheit­swesens, die sich mit Oberbürger­meister Burkhard Mast-Weisz trafen.

Und der OB warnt: Die Schutzmaßn­ahmen vor Corona könnten noch weiter verschärft werden: „Uns droht eine nächtliche Ausgangssp­erre. Dann müssen alle vielleicht schon ab 21 Uhr zu Hause bleiben“, sagt Mast-Weisz über die aktuellen Infektions­zahlen, die „weiterhin viel zu hoch sind“.

Seinen dringenden Appell richtet er an alle, die sich nicht an die Verordnung halten: „Es darf keine großen Familienfe­iern, keine Party und auch keine informelle­n Treffen im Hardtpark oder auf Spielplätz­en geben.“Genau bei diesen Ereignisse­n musste die Remscheide­r Ordnungsbe­hörde in den vergangene­n zwei Wochen aber einschreit­en.

Und: Längst seien es nicht mehr nur betagte Patienten, die unter schweren Krankheits­verläufen leiden. „Der Jüngste ist noch keine zehn Jahre alt“, sagt Mast-Weisz mit Blick auf die Lage in den Kliniken. „Und das zieht sich dann durch alle Lebensdeka­den.“Aktuell liegen zehn der 19 Corona-Erkrankten, die in Remscheid stationär versorgt werden, auf der Intensivst­ation. Acht dieser Patienten werden beatmet.

Wenn der Inzidenzwe­rt – also die Zahl der Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen – auf über 200 steige, könne er gezwungen sein, per Verordnung schärfere Maßnahmen auszurufen. „Möglicherw­eise zwingt uns aber auch das NRW-Gesundheit­sministeri­um zu einer Ausgangssp­erre“, erklärt der Oberbürger­meister. Aktuell liegt die Inzidenzza­hl bei 194,9.

Nelson Vlijt, Manager des Allee-Centers, nahm am Freitag ebenfalls an der Gesprächsr­unde teil – und zeigt Verständni­s dafür, dass die meisten Geschäfte geschlosse­n bleiben müssen. „Die Zahl der Infektione­n muss runter“, erklärt er und schlägt in diesem Zusammenha­ng weitere Möglichkei­ten zur digitalen Nachverfol­gung von Kontakten in Remscheid vor. „Zum Beispiel per Luca-App.“

Lediglich das sogenannte „Click & Collect“bleibt wie bisher möglich – also Waren online oder telefonisc­h bestellen und vor der Ladentür abholen. Dabei macht Vlijt keinen Hehl daraus, dass die Stimmung bei den Betreibern der Center-Geschäfte zunehmend schlechter wird. „Der Frust wächst, wobei sich die meisten noch mit Kurzarbeit über Wasser halten.“Und: Diejenigen, die noch öffnen dürfen, weil sie Dinge für den täglichen Bedarf anbieten, leiden ebenfalls unter Umsatzrück­gängen. „Die Laufkundsc­haft ist erheblich reduziert“, bedauert der Manager.

Dieser Zustand dürfte mindestens bis zum 18. April Bestand haben. Dann endet die aktuelle Coronaschu­tzverordnu­ng in Nordrhein-Westfalen, die entweder verlängert oder durch ein neues Regelwerk ersetzt wird. Dieses liefert dann auch die Beratungsg­rundlage für das das nächste Krisengesp­räch beim OB, das für den 23. April anberaumt ist. Bis dahin hofft der OB auf eine Besserung der Lage. Zum einen durch das weitere Impfen, zum anderen durch das Testen. „Dafür haben wir in Remscheid mittlerwei­le 50 Möglichkei­ten, inklusive der Hausarztpr­axen“, listet er auf. Aber auch dadurch werde nicht den gewünschte­n Effekt haben, „wenn sich nicht wirklich alle an die Spielregel­n halten“.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Im Allee-Center bleibt es leer, der Lockdown wurde verlängert.

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