Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Hinze-Wechsel wird eine Zäsur bedeuten
Handball: Die Entscheidung ihres Trainers hat die Profis des Bergischen HC zumindest ein wenig überrascht.
SOLINGEN Die Gerüchte hatte es zwar schon etwas länger gegeben, doch als Sebastian Hinze seine Bundesliga-Mannschaft zum Online-Treffen einlud und dort eröffnete, seinen Vertrag beim Bergischen HC nicht über den 30. Juni 2022 hinaus zu verlängern, waren einige zumindest ein wenig überrascht. „Ich hatte nicht unbedingt damit gerechnet“, sagt Torhüter Christopher Rudeck. „Nach so einer langen Zeit ist das ja doch ein bemerkenswerter Schritt. Ich traue ihm natürlich zu, jede andere Aufgabe erfolgreich zu übernehmen. Aber ich hatte eher seinen Verbleib erwartet.“Bekanntlich soll Hinze ab der Saison 2022/23 die Rhein-Neckar Löwen coachen. Eine offizielle Bestätigung steht allerdings noch aus.
„Seine Entscheidung verlangt mir auch Respekt ab“David Schmidt BHC-Rückraum
Für Rudeck, der seinen Vertrag beim BHC bis Sommer 2023 verlängert hat, bedeutet dies in 15 Monaten eine Zäsur. „Bis auf eine Saison bei Mors-Thy Handbold in Dänemark habe ich im Profibereich nur unter Sebastian Hinze trainiert. Der Wechsel ist also auch für mich sehr spannend“, erläutert der seit 2015 für die Löwen auflaufende Keeper. „Die Dinge sind sehr eingespielt, so dass sich die Arbeit natürlich in irgendeiner Form verändern wird. Das meine ich völlig wertfrei.“
Bis es so weit ist, rechnet Rudeck mit einem störungsfreien Ablauf. „Wir haben unsere Ziele, die wir alle zusammen erreichen wollen“, stellt der 26-Jährige klar. „Ich bin komplett überzeugt, dass man es nicht merken wird, dass uns der Trainer im Sommer 2022 verlässt. In der Mannschaft ist das überhaupt kein Thema.“Das sieht auch David Schmidt so. Der Rückraumspieler absolviert seine erste Saison unter Hinze, hat wie Rudeck einen laufenden Vertrag bis 2023. „Bei mir war es beim TVB Stuttgart eine ähnliche Situation“, erinnert sich der Linkshänder, der seit Mitte 2020 für die Bergischen antritt. „Es war schon ein Jahr vorher bekannt, dass ich den Verein Richtung BHC verlasse. Trotzdem hat sich dadurch nichts geändert. Die Mannschaft ist mit mir genauso umgegangen wie vorher auch.“Letztlich sei ein Wechsel ein völlig normaler Vorgang, der zum Profigeschäft dazugehört – bei Spielern und Trainern.
Dass Hinze seit Gründung des BHC 2006 als Spieler, Jugendkoordinator oder Coach fester Bestandteil des Clubs ist und dieses Kapitel nach 16 Jahren – zehn davon als Cheftrainer – zu Ende gehen wird, ist natürlich dennoch etwas Besonderes. „Seine Entscheidung verlangt mir auch Respekt ab“, sagt Schmidt. „Er verlässt schließlich seine Komfortzone.“Und dann betont der Rückraumspieler etwas, das jeder, der Hinze auch nur einigermaßen kennt, wohl sofort bekräftigen würde: „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass er in seiner verbleibenden BHC-Zeit genauso akribisch arbeiten wird wie in den Jahren vorher auch – vielleicht sogar noch akribischer, um sich hier mit etwas ganz Besonderem zu verabschieden.“
Nichts deutet derzeit auf einen vorzeitigen Abgang des Trainers hin. Die Geschäftsführung um Jörg Föste hat kein Geheimnis daraus gemacht, dass der 41-Jährige bis zum 30. Juni 2022 Coach bleiben und „die Rückendeckung, die er derzeit in seiner neunten Saison erhält, auch in seiner zehnten bekommen“werde. Entsprechend sorgfältig läuft nun die Suche eines Nachfolgers an. Föste hat angekündigt, die Mannschaft in den Entscheidungsprozess einzubeziehen. Präsent ist die Thematik in diesen Tagen allerdings noch kaum. „Über ein Anforderungsprofil habe ich mir bisher gar keine Gedanken gemacht“, sagt Schmidt.
Keeper Rudeck nennt natürlich auch keine Namen, hat aber eine grundsätzliche Idee. „Jede Mannschaft in der Bundesliga würde wohl von sich behaupten, dass sie hart arbeitet. Ich bin aber überzeugt, dass bei uns wirklich jeder Einzelne eine sehr positive und gute Arbeitseinstellung an den Tag legt und ins Training geht, um sich zu verbessern“, holt der Schlussmann aus. „Da Sebastian ein Trainer ist, der voll auf die Entwicklung einer Mannschaft setzt, hat er natürlich perfekt gepasst. Wir brauchen keinen Coach, der genau wie er ist, aber ein paar Ähnlichkeiten braucht es eben doch. Daher kann ich mir auch einen jungen Trainer mit innovativem Ansatz gut für uns vorstellen.“
In den sozialen Medien tauchen in diesen Tagen verschiedene Namen vermehrt auf. Oft genannt sind Kai Wandschneider und Jamal Naji. Während Erstgenannter nach dieser Saison bei der HSG Wetzlar aufhört und erst einmal eine Pause einlegen möchte, steht Jamal Naji beim Bundesligisten TuSEM Essen unter Vertrag. Dieser soll bis zum 30. Juni 2022 laufen. Daraus aber irgendetwas abzuleiten, wäre zu früh – viel zu früh sogar.