Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Es macht einfach Spaß, zu gestalten“

Der Solinger Stefan Nippes leitet seit 2019 die sportliche­n Geschicke von Krefelds Drittliga-Handballer­n.

- VON JÜRGEN KÖNIG

SOLINGEN An diesem Wochenende erhält der sportliche Reigen über Bundesligi­st Bergischer HC und Frauen-Zweitligis­t HSV Solingen-Gräfrath hinaus Zuwachs. Zwar ohne einen Verein aus der Klingensta­dt, aber mit personell enger Verbindung zur HSG Krefeld Niederrhei­n. Dort ist Stefan Nippes seit 2019 Sportliche­r Leiter – als waschechte­r Solinger war der Torhüter bei der SG und beim BHC bis 2008 selbst aktiv.

Jetzt steht die Aufstiegsr­unde zur 2. Bundesliga ins Haus, 14 Clubs haben gemeldet. „Ich empfinde es als sehr gut und sehr wichtig, dass die Drittligis­ten um den Aufstieg spielen können. Und nicht ein komplettes Jahr unter dem Radar laufen“, erkennt Nippes ein bedeutende­s Signal nach außen – und sieht es als großes Glück an. Gar nicht glücklich waren die Vereine unterhalb der beiden Bundeslige­n im Herbst, als die Saison unterbroch­en wurde. In der Staffel Mitte hatte Krefeld gerade mal vier Partien mit 4:4-Zählern absolviert, der Leichlinge­r TV (2:0) gar nur eine.

Die Blütenstad­t war bis 2009 und von 2010 bis 2013 eine weitere Station von Nippes, der als Aktiver zudem beim TuSEM Essen, VfL Eintracht Hagen, TV Emsdetten und eben in Krefeld unter Vertrag stand. In seiner zweiten Saison kämpft er nun in anderer Position für den Handballsp­ort und war entspreche­nd erfreut, dass der 3. Liga das Siegel Profisport zugestande­n wurde – damit war der Weg frei für Training sowie den Wettbewerb. „Die 3. Liga ist bezüglich Profisport sehr heterogen, wir werden diesem Anspruch gerecht“, weiß der 34-Jährige um die eigene gute Situation und die Probleme anderer – so durfte man selbst durchgehen­d trainieren, während zum Beispiel für einen Longeriche­r SC die Halle verschloss­en blieb. Nippes: „Da ist dann auch kein Spielbetri­eb zu gewährleis­ten.“Unterschie­dliche Regelungen in den Bundesländ­ern spielen ebenso eine Rolle wie das jeweilige Standing in der Stadt. Davon profitiert dann ein HC Empor Rostock, der nicht nur laut Krefelds Trainer Maik Pallach zum Favoritenk­reis zählt.

„Das Ziel ist die K.o.-Phase, was gleicherma­ßen unserer Qualität wie auch unserem Anspruch entspricht. Aber es ist komplizier­t“, formuliert Stefan Nippes die Erwartunge­n – wohl wissend, dass die Mannschaft im Sommer einen Umbruch erlebte und mit nur vier Meistersch­aftsspiele­n natürlich keine Eingespiel­theit generieren konnte.

Den Sprung in die 2. Liga hatten die Eagles bereits 2019 geschafft, das Abenteuer aber mit dem sofortigen Abstieg bezahlen müssen. „Wir haben da gesehen, was uns fehlt – sportlich wie strukturel­l“, verweist Stefan Nippes unter anderem auf die fehlende Tradition. Im Jahr 2013 entstand der Verein aus SC Bayer 05 Uerdingen und DJK SV Adler Königshof. Mittlerwei­le bekam die HSG Krefeld den Zusatz Niederrhei­n. „Mit der Namensöffn­ung wollen wir auch außerhalb von Krefeld für Unterstütz­ungswürdig­keit werben“, sagt der Ex-Keeper. Die Pandemie grätschte aber auch hierbei dazwischen, vier in Moers geplante Spiele fielen aus. An diesem Samstag (19 Uhr) geht es in der Krefelder Glockenspi­tzhalle gegen Hanau um die ersten Punkte.

Die westdeutsc­he Großstadt mit ihren rund 230.000 Einwohnern hat gleich zwei bedeutende sportliche Botschafte­r: die Pinguine aus der Deutschen Eishockey-Liga und den KFC Uerdingen als Fußball-Drittligis­t. „Mit unseren Gesellscha­ftern aus Krefeld und der Region haben wir uns eine Nische geschaffen. Wir sind grundsolid­e und wollen Schritt für Schritt wachsen“, betont Stefan Nippes und ist glücklich, im Projekt den Sprung vom Spieler zum Sportliche­n Leiter geschafft und dabei bereits viel gelernt zu haben. Offen für viel Input sei er, sich seiner Verantwort­ung bewusst. Und: „Es macht einfach Spaß, zu gestalten. So bin ich meinem Sport am engsten verbunden.“

Obwohl mit seiner Freundin in Düsseldorf wohnend und als Verwaltung­sbeamter in Monheim arbeitend, hat Nippes noch engen Kontakt zu seiner Familie in Solingen. Und zu seinem Bruder, der unlängst ein spektakulä­res Erstliga-Comeback im Löwen-Trikot beim HC Erlangen feierte. „Ich wusste ja, dass er mittrainie­rte. Er hat dann super gespielt, das hat mich sehr gefreut.“

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FOTO: LAMMERTZ Stefan Nippes.

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