Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
DSDS hat musikalische Türen geöffnet
Als beste Sängerin der 18. Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“hat Pia-Sophie Remmel nur knapp das Finale verpasst.
REMSCHEID Es ist immer noch ein wenig komisch, dass der Alltag mit einem Schlag wieder Einzug gehalten hat und das Leben in der großen Blase einer Fernsehshow mit Millionenpublikum vorüber ist. 40 Wochen lang ist Pia-Sophie Remmel mit und für die 18. Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“(DSDS) durch dick und dünn gegangen. Nur beim Sahnehäubchen, dem Finale, stand sie nicht mehr auf der Showbühne.
Zu Hause vor dem Fernsehschirm kochten die Emotionen ein letztes Mal in ihr hoch. „Ich war viel nervöser als eine Woche davor, als ich in Duisburg im Halbfinale live gesungen habe“, gesteht die 20-jährige Remscheiderin, die den vier verbliebenen Kandidaten die Daumen drückte.
„Wir sind im Laufe der Zeit extrem zusammengewachsen und waren am Ende weniger Mitbewerber um den Titel als eine große Familie.“Ein Kompliment, in das sie das gesamte Produktionsteam einbezieht. Im Vorfeld hatte sie Kevin Jenewein die Daumen gedrückt, weil dieser sich im dritten DSDS-Anlauf nichts sehnlicher gewünscht hatte, als endlich die Finalshows zu erreichen.
Dass am Ende Nordlicht Jan-Marten Block 100.000 Euro und eine Plattenproduktion abräumte, fand Pia-Sophies ungeteilten Beifall: „Ich habe es Jan-Marten von Herzen gegönnt. Auf Mykonos war er wie ein Papa-Bär, eine starke Schulter für mich. Und in den Recalls habe ich ein Duett mit ihm gesungen.“Jan-Martens Siegersong „Never not try“fand sie erst ein wenig gewöhnungsbedürftig, hat ihn aber mittlerweile x-mal gehört und findet: „Das Lied ist total catchy.“
Denkbar knapp war die Jura-Studentin am vorletzten Wochenende im Halbfinale ausgeschieden. Die im Nachgang veröffentlichten Zahlen von RTL belegen: Mit 7,95 Prozent beim Voting rangierte sie nur knapp hinter dem Viertplatzierten Starian Dwayne McCoy (8,48 %). Ein halbes Prozent fehlten, um sich ins Finale der Top 4 zu performen. Immerhin darf sich Pia-Sophie Remmel als die „beste weibliche Stimme in der 18. DSDS-Staffel“bezeichnen.
Der Traum vom Sieg zwar geplatzt, trotzdem blieb Pia-Sophie nach dem Ausscheiden das, was sie auszeichnet: demütig. „Ich war die Einzige an dem Abend, die nicht weinen musste. Ich war nur dankbar für alles, was ich in den vergangenen Monaten erlebt und erreicht hatte.“Immer noch voller Adrenalin, drückte sie in der Nacht nach der Show in einem Kölner Hotel kein Auge zu, während sie permanent aufmunternde Botschaften erreichten. „Mein Smartphone ist förmlich explodiert.“Selbst zehn Tage nach dem DSDS-Aus hat die Remscheiderin nicht alles abgearbeitet, was in den sozialen Kanälen an Posts für sie eingetrudelt ist.
Die in der Staffel so streng wirkende Jurorin Maite Kelly fand die Zeit rückblickend toll, denn sie teilte Pia-Sophie nach ihrem Ausscheiden via Instagram mit, dass sie die Remscheiderin vermisse. Auch DSDS-Vokalcoach Juliette Schoppmann, die den Tross für die Recalls und die Finals stimmlich fit gemacht hatte, sicherte dem Gesangstalent aus dem Bergischen in Zukunft ihre Unterstützung zu. Die wird Pia-Sophie Remmel gebrauchen können. Denn es gibt schon Anfragen für eine weitere Zusammenarbeit und möglicherweise die Möglichkeit, ins Studio zu gehen. „Ich werde mir alles in Ruhe anschauen und entscheiden“, sagt sie.
Eins aber hat sie schon mit ihren Eltern besprochen: Die 20-Jährige will das Eisen schmieden, solange es heiß ist. Wenn die Möglichkeit besteht, im Musikbusiness intensiver als bislang Fuß zu fassen, will sie dies tun, solange ihr Name noch in aller Munde ist. Das vierte Semester Rechtswissenschaften an der Ruhruni Bochum will sie zwar online fortsetzen, aber: „Ob ich dann im Sommer Klausuren schreiben werde, halte ich vorerst offen.“Seit ihrem ersten öffentlichen Auftritt in der Kneipe „Grüne Gans“am 15. November 2014, wo übrigens auch Sequenzen für einen Einspieler vor ihrem Halbfinal-Solo-Auftritt von RTL gedreht worden waren, sind über sechs Jahre vergangen.
Schon damals wagte sie sich als 14-jährige Gymnasiastin an einen zweieinhalbstündigen Auftritt, ohne ein richtiges Programm zu haben. Dank des DSDS-Marathons präsentiert sie sich als junge Studentin noch einmal gereifter. „Ich habe in den 40 Wochen so viel über mich selbst gelernt, meine Stimme hat sich enorm weiterentwickelt, viele neue freundschaftliche Bindungen sind entstanden“, fasst sie zusammen.
Eins steht definitiv fest: Ein drittes Mal DSDS wird es nach den Regeln des Senders für sie nicht mehr geben. Nachdem sie die Liveshows einmal erreicht hat, darf sie sich nicht noch einmal bewerben. Bliebe nur ein anderes Casting-Format, naheliegend wäre „The Voice of Germany“. Ob sie das will? „Schauen wir mal“, meint Pia-Sophie Remmel und man hört dabei raus, dass sie nicht gänzlich abgeneigt ist, sich noch einmal in die TV-Tretmühle zu begeben.