Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Distanzunterricht braucht viel Organisation
Eltern loben die Lehrer – und die konstruktiven Vorschläge für einen besseren Unterricht zu Hause.
WIEHAGEN Die Lehrerinnen der Grundschule Wiehagen vermissen den Präsenzunterricht ebenso wie die Schüler: „Die Kinder freuen sich auf die Tage, an denen sie in die Schule kommen dürfen“, sagt Konrektorin Andrea Lox. Die Schüler würden die Tage genießen, was allein schon daran zu erkennen sei, dass es kaum Streit in den Pausen gebe. Der Distanzunterricht fordert dagegen viel Organisation und Flexibilität von allen Beteiligten. Nicht nur Eltern müssen planen, wie sie ihre Kinder betreuen und beim heimischen Lernen unterstützen können. Die Lehrer müssen ebenso schnell bei kurzfristigen Entscheidungen der Landesregierung reagieren. „Das kommt oft sehr plötzlich für uns alle“, kommentiert Andrea Lox etwa die Entscheidung zur Komplettschließung der Schulen kurz vor den Osterferien, die die Schulleitung an einem Freitagnachmittag erreichte.
„Wir Lehrer standen im Team bis 20 Uhr in Kontakt und mussten sehen, wie wir das Material für die nächste Woche zu den Kindern bekommen“, nennt die Konrektorin nur ein Beispiel. Die Lehrer hätten daraufhin am Samstag für jedes Kind ein Lernpaket zusammengestellt. Manche Lehrer übergaben es ihren Schülern am Montagmorgen aus dem Klassenfenster heraus, in anderen Klassen half die Klassenpflegschaft bei der Verteilung der Materialien im Schneeballsystem.
Die neuen Endgeräte, die die Grundschule von der Stadt erhalten hat, werden von den Lehrern mit Lernvideos bestückt. „Wir sind da sehr kreativ“, versichert Andrea Lox. Über die Video-Plattform „Teams“wurden vor den Osterferien testweise die ersten Klassenkonferenzen mit den Schülern organisiert, so dass die Grundschüler ihre Lehrer und Klassenkameraden zumindest am Bildschirm wiedersehen konnten. Unterrichtet werden die Grundschüler jedoch nicht am PC. „Wir können so Kontakt halten und auch mal ein Spiel gemeinsam machen, aber wir wollen nicht, dass die Schüler stundenlang vor dem PC sitzen“, gibt die Konrektorin zu bedenken.
Natürlich bietet auch die Grundschule Wiehagen eine Notbetreuung für Kinder an. Sie fängt unter anderem Schüler auf, die gefährdet sind, durch das Raster zu fallen und den Anschluss zu verlieren. „Auf solche Schüler haben wir einen besonderen Blick und können auch gut auf sie eingehen“, betont die Grundschullehrerin.
Um den Bedürfnissen und Wünschen der Eltern gerecht zu werden, hatte die Schule im Januar eine Eltern-Umfrage zum Distanzunterricht gestartet, an der 108 Personen teilnahmen. Hierbei ging es um die Einschätzung des Lernund Betreuungsaufwands, der Ausstattung mit Geräten und Lernmaterialien. Häufig gelobt wurden die liebevoll ausgearbeiteten Wochenpläne mit Lehrvideos und die gute Kommunikation mit den Lehrern. So brachte es ein Elternteil auf den Punkt: „Die Lehrer geben ihr Bestes und wir auch.“