Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Positives Signal für die Pflegeberatung
Der Kreis sagt, es sei rechtlich möglich, die Pflegeberatung im Rathaus zu belassen. Stadt wertet das als gutes Zeichen.
Der Kreis sagt, es sei rechtlich möglich, die Pflegeberatung im Rathaus zu belassen. Die Stadt wertet das als gutes Zeichen.
WERMELSKIRCHEN Die Pflegeberatung soll in Wermelskirchen bleiben: Dafür kämpfen Bürgermeisterin Marion Lück, Dezernent Stefan Görnert und Seniorenbeiratsvorsitzender Werner Allendorf seit über einem Jahr. Nun gebe es endlich ein positives Signal, sagt Bürgermeisterin Marion Lück. Nachdem sie gemeinsam mit den Kollegen aus Leichlingen, Burscheid und Odenthal lange auf einen Gesprächstermin mit dem Landrat gedrungen hatte, reagiert Stephan Santelmann nun: Es sei rechtlich möglich, die Pflegeberatung vor Ort zu belassen, zitiert die Bürgermeisterin aus einem Brief. „Wir halten das für ein gutes Zeichen“, sagt Marion Lück. Und auch Stefan Görnert hat den Eindruck, dass sich der Kreis der Idee der Kommunen annähere. Der Widerstand aus den Rathäusern sei wohl einfach zu groß gewesen. Der Kreis sei am Ende schließlich die Summe seiner Kommunen. „Und wir wollen dieses Angebot auf jeden Fall vor Ort erhalten“, betont Görnert.
Im vergangenen Jahr hatte der Kreis angekündigt, seine Aufgabe der Pflegeberatung künftig neu strukturieren zu wollen – nachdem ein Berater von Bergisch Gladbach aus, das Angebot analysiert hatte. Statt 60 Prozent der Stelle der Seniorenund Pflegeberaterin im Wermelskirchener Rathaus zu bezahlen, wolle man die Pflegeberatung künftig zentral organisieren. Wie das genau aussehen könne, solle noch erarbeitet werden, hieß es damals. Denkbar sei etwa ein Mitarbeiter-Pool, der für alle Kommunen im Kreis zuständig wäre.
In Wermelskirchen regte sich sofort lauter Widerstand. „Das würde auf jeden Fall eine Verschlechterung unseres aktuellen Angebots bedeuten“, analysiert Werner Allendorf. Aktuell kümmert sich Sabine Salamon im Rathaus um die Seniorenund Pflegeberatung – 60 Prozent der Stelle finanziert der Kreis, 40 Prozent für die Seniorenberatung bezahlt die Stadt.
„Es ist wichtig, dass diese Beratung vor Ort bleibt“, betont Bürgermeisterin Marion Lück nach den neuen Entwicklungen einmal mehr. Menschen seien oft von heute auf morgen von Pflegesituationen betroffen: „Dann ist es gut, wenn sie sich an jemanden wenden können, der ihnen sofort helfen kann, der die Situation in der Stadt genau kennt und ein entsprechendes Netzwerk hat.“Auch Werner Allendorf hält es für wenig realistisch, einen zentralen Mitarbeiter-Pool mit dieser Aufgabe zu betrauen: „Wir Menschen werden ja nicht dafür ausgebildet, alt zu werden“, sagt er, „und deswegen stehen wir dann oft erstmal hilflos vor den Aufgaben des Alters.“In diesen Grenzerfahrungen sei ein direktes Gegenüber wichtig.
Umso mehr zeigen sich Marion Lück und Werner Allendorf irritiert von der neuen Allgemeine Beratungsund Unterstützungsstelle des Rheinisch-Bergischen Kreises (ABU). Drei Stellen wurden geschaffen, um für die Bürger im Kreis einen Lotsendienst zu übernehmen. Menschen auf der Suche nach Beratung sollen hier den richtigen Weg gewiesen bekommen – egal, ob es um Familie, Alter, Pflege, Wohnen oder Behinderung gehe. „Mir ist nicht klar, wo da die Abgrenzung zur Pflegeberatung ist“, sagt die Bürgermeisterin. Sie halte es für wenig realistisch, dass sich Bürger aus Wermelskirchen an Lotsen in Bergisch-Gladbach wenden. „Die Menschen rufen bei uns im Rathaus an“, sagt sie, „wir sind ihr erster Ansprechpartner.“
So steigen auch die Zahlen derer, die die Pflegeberatung in Anspruch nehmen: „Der Bedarf ist riesig“, sagt auch Werner Allendorf und erinnert an die große Zahl von Senioren in der Stadt. Auch die Bürgermeisterin weiß um die große Nachfrage. „Deshalb unterstützen wir auch die Ankündigung des Landrats, über die inhaltliche Ausgestaltung des Angebots zu sprechen“, sagt die Bürgermeisterin. Das Gespräch mit den Kollegen der Nachbarstädte und Landrat Stephan Santelmann ist für Juni terminiert. „Und dann müssen wir auch darüber sprechen, dass wir eigentlich eine Aufstockung der Stelle brauchen, weil die Nachfrage so groß ist“, sagt die Bürgermeisterin. Um allen Kommunen gleichermaßen gerecht zu werden, schlägt sie bei der Berechnung der Finanzierung eine Berücksichtigung der jeweiligen Fallzahlen vor. Bis eine endgültige Entscheidung im Kreis getroffen wird, bleibt übrigens das aktuelle Angebot in Wermelskirchen bestehen.