Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Impfarzt fordert Spezial-Spritzen

Um mehr Biontech zu verimpfen, müssten Zero-Residual-Spritzen bestellt werden.

- VON KATHRIN KELLERMANN

WERMELSKIR­CHEN Mit einem Blick auf die schwindend­e Anzahl an „Zero Residual-Spritzen“, mit denen kontinuier­lich mehr Impfstoff aus den Ampullen gezogen werden kann, wird Impfarzt Dr. Hans-Christian Meyer etwas mulmig: 25.000 Spezial-Spritzen hatte der Kreis für ein Pilotproje­kt im Impfzentru­m in Bergisch-Gladbach geordert. „Jetzt sind nur noch 8000 vorhanden und wir bräuchten dringend mehr, um mehr Impfstoff von Biontech verimpfen zu können“, sagt Dr. Meyer auf Nachfrage dieser Redaktion. Vor allem jetzt, da das Vakzin von Astrazenec­a nur noch an über 60-Jährige verimpft werden soll und auch der Impfstoff von Johnson & Johnson aktuell auf dem Prüfstand der Europäisch­e Arzneimitt­elbehörde (EMA) steht. Zugelassen ist das Corona-Vakzin des US-Hersteller­s in der EU bereits, aber bisher wurde es nur in den USA eingesetzt, wo den Behörden nun vier Fälle seltener Blutgerinn­sel gemeldet wurden. „Damit ist der Impfstoff wohl doch nicht der Gamechange­r, auf den wir gehofft hatten“, sagt Dr. Hans-Christian Meyer. „Umso wichtiger ist nun, dass wir alle Möglichkei­ten ausschöpfe­n, mehr Impfstoff aus den Ampullen von Biontech zu ziehen.“Mit den speziellen „Zero-Residual-Spritzen“, in denen keine Reste verbleiben, sei dies möglich. Das Problem ist nur, dass der Streit um die Spritzen noch nicht ganz beigelegt ist (wir berichtete­n). Denn: Das Ministeriu­m für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) hatte den Einsatz der Spritzen verboten. Als Ministerpr­äsident Armin Laschet in einer TV-Sendung forderte: „Machen! Wenn Ihr es könnt, wenn es verantwort­bar ist, macht es. Nicht immer rückfragen, nicht die ganze Bürokratie immer“, wurde zwar eine Ausnahmege­nehmigung erteilt, über die Laschet nun an CDU-Stadtverba­ndsvorsitz­enden Stefan Leßenich schreibt: „Ich denke, wir haben das Problem pragmatisc­h gelöst“, aber die Ausnahmege­nehmigung wurde nur in „eigenveran­twortliche­r Verwendung“und nur für die bereits erworbenen Spritzen erteilt. „So wird kostbarer Impfstoff verschwend­et“, warnt Professor Dr. Fritz Sörgel, Leiter des Instituts für Biomedizin­ische und Pharmazeut­ische Forschung. Diese Meinung teilt Dr. Meyer: „Wir müssten gerade jetzt neue Spritzen bestellen, um mehr Menschen impfen zu können“, sagt er.

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FOTO: KELLERMANN Dr. Hans-Christian zeigt die Zero-Residual-Spritzen.

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