Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Impfarzt fordert Spezial-Spritzen
Um mehr Biontech zu verimpfen, müssten Zero-Residual-Spritzen bestellt werden.
WERMELSKIRCHEN Mit einem Blick auf die schwindende Anzahl an „Zero Residual-Spritzen“, mit denen kontinuierlich mehr Impfstoff aus den Ampullen gezogen werden kann, wird Impfarzt Dr. Hans-Christian Meyer etwas mulmig: 25.000 Spezial-Spritzen hatte der Kreis für ein Pilotprojekt im Impfzentrum in Bergisch-Gladbach geordert. „Jetzt sind nur noch 8000 vorhanden und wir bräuchten dringend mehr, um mehr Impfstoff von Biontech verimpfen zu können“, sagt Dr. Meyer auf Nachfrage dieser Redaktion. Vor allem jetzt, da das Vakzin von Astrazeneca nur noch an über 60-Jährige verimpft werden soll und auch der Impfstoff von Johnson & Johnson aktuell auf dem Prüfstand der Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) steht. Zugelassen ist das Corona-Vakzin des US-Herstellers in der EU bereits, aber bisher wurde es nur in den USA eingesetzt, wo den Behörden nun vier Fälle seltener Blutgerinnsel gemeldet wurden. „Damit ist der Impfstoff wohl doch nicht der Gamechanger, auf den wir gehofft hatten“, sagt Dr. Hans-Christian Meyer. „Umso wichtiger ist nun, dass wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, mehr Impfstoff aus den Ampullen von Biontech zu ziehen.“Mit den speziellen „Zero-Residual-Spritzen“, in denen keine Reste verbleiben, sei dies möglich. Das Problem ist nur, dass der Streit um die Spritzen noch nicht ganz beigelegt ist (wir berichteten). Denn: Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) hatte den Einsatz der Spritzen verboten. Als Ministerpräsident Armin Laschet in einer TV-Sendung forderte: „Machen! Wenn Ihr es könnt, wenn es verantwortbar ist, macht es. Nicht immer rückfragen, nicht die ganze Bürokratie immer“, wurde zwar eine Ausnahmegenehmigung erteilt, über die Laschet nun an CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Stefan Leßenich schreibt: „Ich denke, wir haben das Problem pragmatisch gelöst“, aber die Ausnahmegenehmigung wurde nur in „eigenverantwortlicher Verwendung“und nur für die bereits erworbenen Spritzen erteilt. „So wird kostbarer Impfstoff verschwendet“, warnt Professor Dr. Fritz Sörgel, Leiter des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung. Diese Meinung teilt Dr. Meyer: „Wir müssten gerade jetzt neue Spritzen bestellen, um mehr Menschen impfen zu können“, sagt er.