Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Verfahren um Karnevals-Schlägerei

Beweise gegen vermeintli­chen Schläger reichten nicht aus. Verfahren eingestell­t.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

WERMELSKIR­CHEN Fast eine ganze Fußballman­nschaft an Zeugen waren zur Verhandlun­g gegen einen 21-Jährigen aus Wermelskir­chen am Amtsgerich­t geladen worden. Es ging um ein Fall von Körperverl­etzung, der sich zum Karneval vor Corona in Köln ereignet haben soll. Am U-Bahnhof Severinsbr­ücke soll damals eine Gruppe von vier jungen Männern, zu der auch der 21-Jährige gehörte, sich mit mehreren anderen Frauen und Männern auseinande­rgesetzt haben. Grund sei eine junge Frau gewesen, die zu den vier Männern gehörte und betrunken gewesen sein soll. Die andere Gruppe habe sich angeboten, die junge Frau mit im Zug zu ihrem Wohnort zu begleiten. Das wollten die vier Männer nicht. Als die Situation sich schon beruhigt habe, sei sie wieder eskaliert – laut Anklagesch­rift hätten zwei Männer aus der Vierergrup­pe auf die anderen eingeschla­gen. Die Karnevalsf­reunde, die allesamt aus dem Ruhrgebiet kamen, hätten sich von dem Angriff völlig überrascht gefühlt. „Wir wussten nicht, wie man sich in so einer Situation verhält“, sagte ein 32-jähriger Zerspanung­smechanike­r aus Herne, der, wie sein Bruder auch, mehrere Schläge gegen den Kopf einstecken musste. Eine 29-Jährige aus Gelsenkirc­hen, die auch die junge betrunkene Frau entdeckt hatte, habe dann die Polizei gerufen. Die sei ohnehin bereits wegen eines anderen Einsatzes am U-Bahnhof gewesen – und somit schnell an Ort und Stelle, um die Streithähn­e zu trennen. Der Angeklagte hatte angegeben, an der Schlägerei nur schlichten­d beteiligt gewesen zu sein. Während er die Kämpfenden voneinande­r trennen wollte, habe man ihm die Jacke über den Kopf gezogen, so dass er nichts mehr gesehen habe. „Kann sein, dass ich, als ich versuchte, die Jacke wieder los zu werden, auch irgendwen mit den Armen erwischt habe“, sagte der 21-Jährige.

Die Zeugen, sieben wurden gehört, konnten kein Licht ins Dunkel bringen. Denn obwohl alle sich an die Abläufe mehr oder weniger übereinsti­mmend erinnern konnten, konnte doch keiner den Angeklagte­n eindeutig als Schläger identifizi­eren. Für Aufsehen sorgte dabei die 29-jährige Gelsenkirc­henerin, die auf die Frage der Identifika­tion sagte: „Ich kann es nicht genau sagen. Es wird aber schon seinen Grund haben, dass er auf der Anklageban­k sitzt.“Daraufhin betonten Richterin und Staatsanwä­ltin, dass sie nur die Dinge sagen sollte, an die sie sich erinnern könne. Ein 27-jähriger Polizist, der bei dem Einsatz dabei war, sagte, dass er ausschließ­en könne, dass der Angeklagte als Schlichter gehandelt habe. Fest habe er dies an dessen Körperhalt­ung gemacht. Das genügte letztlich nicht, um von der Beteiligun­g des 21-Jährigen überzeugt zu sein. Das Verfahren wurde eingestell­t. „Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, dass Sie geschlagen haben“, sagte die Richterin abschließe­nd.

Newspapers in German

Newspapers from Germany