Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Galerie Rouge zeigt Arbeiten von Winterschl­ade

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LENNEP (sli) Mit einer Staffelei auf dem Alter Markt fing alles an. Arno Mersmann war in seine Skizzen der alten Häuserfass­aden vertieft, als ihn ein Mann ansprach. Dieser meinte zu ihm „Mein Vater hat auch Bilder von Lennep gemalt.“Dieser Mann heißt Ruppert Winterschl­ade. Er ist ein alteingese­ssener Lenneper, doch mit Kunst habe er, wie Ruppert Winterschl­ade gesteht, nicht viel am Hut. „Obwohl mein Vater einst Grafiker war.“Wilhelm Winterschl­ade, Jahrgang 1908, war einst ein bekannter Grafiker der „Neuen Sachlichke­it“. Ihre Spuren hat diese Stilund Kunstricht­ung vor allem in der Gebrauchsg­rafik der Weimarer Republik (1918 bis 1933) und in den 1930er Jahren hinterlass­en.

Ruppert Winterschl­ade hat erst spät begonnen, sich mit dem Werk seines Vaters auseinande­rzusetzen. „Das war kurz nach dem Tod meiner Mutter. Aber viel erzählt hat mein Vater eigentlich nie.“Im Nachhinein, wenn Winterschl­ade junior die Drucke, Grafiken und Zeichnunge­n betrachtet, tue es ihm leid, nicht mehr nachgefrag­t zu haben. „Heute hätte ich viel mehr Fragen an ihn.“

Der Geschichte von Winterschl­ade senior hat sich Arno Mersmann vorgenomme­n. Der Remscheide­r ist nicht nur an Kunst interessie­rt, sondern arbeitet so manche längst vergessene Besonderhe­it der Remscheide­r Geschichte auf. „Es ist ein reiner Zufall, dass ich auf den Lenneper Grafiker gestoßen bin“, erzählt Arno Mersmann.

Ruppert Winterschl­ade: „Mein Vater erlernte zunächst das Handwerk eines Schriftset­zers bei der Druckerei Müller, die einst am Bismarckpl­atz lag. Doch er verspürte bereits in jungen Jahren, dass er mehr wollte und wandte sich der Grafik zu.“Die war in jenen Jahren gekennzeic­hnet von klaren und strengen Formen, die sich vollkommen von den verspielt-schnörkeli­gen Werbebanne­rn der Kaiserzeit abwandte.

Winterschl­ades nächste Station war die Barmer Gewerbesch­ule, an der er sich von Schriftspe­zialist Hans Schreiber in die hohe Kunst der Schrift einweihen ließ. Sein nächstes Ziel war Magdeburg. „Doch an der dortigen Schule sagte die Lehrer dem damals 24-jährigen nur ‚Was wollen wir Ihnen noch beibringen? Sie beherrsche­n doch schon alles‘“, schildert Ruppert Winterschl­ade.

Die Gebrauchsg­rafik nahm in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg an Fahrt auf. Ein Logo für den Lenneper Zigarrenla­den von Erich Winterhage­n entwarf Wilhelm Winterschl­ade ebenso wie das Zwilling-Logo der Solinger Firma.

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