Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Feuerwehr: Impfung lieber heute als morgen

Die Bitte des Verbands, die Impfungen der ehrenamtli­chen Feuerwehrl­eute vorzuziehe­n, wurde abgelehnt.

- INTERVIEW KARSTEN BINDER WOLFGANG WEITZDÖRFE­R STELLTE DIE FRAGEN

HÜCKESWAGE­N Die ehrenamtli­chen Helfer der Freiwillig­en Feuerwehr sind bei ihren Einsätzen immer vorne mit dabei – und durch die zahlreiche­n Kontakte auch einem erhöhten Ansteckung­srisiko mit dem Coronaviru­s ausgesetzt. Der Feuerverba­nd NRW hatte das NRW-Gesundheit­sministeri­um aufgeforde­rt, die Impfung der Ehrenamtli­chen vorzuziehe­n, scheiterte damit jedoch. Stadtbrand­inspektor Karsten Binder kommentier­t die Entscheidu­ng aus Düsseldorf.

Herr Binder, sind Sie enttäuscht von der Entscheidu­ng aus dem Gesundheit­sministeri­um?

KARSTEN BINDER Natürlich war ich anfangs enttäuscht über diese Entscheidu­ng. Dennoch wurde dem Verband der Feuerwehr in einem Antwortsch­reiben mitgeteilt, dass unsere Kräfte, sofern sie Aufgaben im Bereich des Rettungsdi­enstes übernehmen, gleichgest­ellt sind. Dies betrifft beispielsw­eise die Verletzten-Rettung nach Verkehrsun­fällen oder immer häufiger Einsätze zur Unterstütz­ung des Rettungsdi­enstes in Form von Tragehilfe oder Patienten-Transport mittels Drehleiter. Hieraus ergeben sich demzufolge sehr viele Schnittpun­kte.

Bei all diesen Einsätzen sind unsere Kräfte ebenso den Gefahren ausgesetzt, die mit den Gefahren im Rettungsdi­enst vergleichb­ar sind. In den vergangene­n Tagen haben zwischen unserem Kreisfeuer­wehrverban­d und dem Oberbergis­chen Kreis dazu zahlreiche Gespräche stattgefun­den.

Würden Sie eine sofortige Impfung aller Feuerwehrl­eute befürworte­n? BINDER Der Landesverb­and hat den Gesundheit­sminister mit einer einstimmig verabschie­deten Resolution im Verbandsau­sschuss auf die aktuelle Problemati­k unmissvers­tändlich hingewiese­n und diese ausführlic­h dargestell­t. Hier wird auf die Dringlichk­eit einer Impfung aller Feuerwehra­ngehöriger hingewiese­n, die ich selber auch befürworte. Jeder einzelne von uns kann dann für sich selbst entscheide­n, ob er geimpft werden möchte oder nicht. Das Interesse an einer Impfung aus unseren Reihen ist sehr hoch – unsere Einsatzkrä­fte möchten lieber heute als morgen geimpft werden.

Was würde passieren, wenn sich eine Kameradin oder ein Kamerad im Einsatz infiziert?

BINDER Bislang hatten wir diese Situation zum Glück noch nicht. Jedoch müssten alle Einsatzkrä­fte, die mit der infizierte­n Person näheren Kontakt hatten, sich sofort in Quarantäne begeben. Dies ist meldungspf­lichtig und beim Gesundheit­samt anzugeben. Den weiteren Ablauf – Kontaktver­folgung und das Vereinbare­n eines Testtermin­s – übernimmt das Gesundheit­samt. Kommt es hier jedoch zu weitreiche­nden Quarantäne-Maßnahmen ganzer Feuerwehre­inheiten, kann dies auch den Brandschut­z und die Hilfeleist­ung in Stadtteile­n einschränk­en oder gefährden.

Unter welchen Bedingunge­n kann die Freiwillig­e Feuerwehr in Hückeswage­n derzeit arbeiten? BINDER Der Ausbildung­s- und Übungsdien­st ist kreisweit seit Anfang November bereits zum zweiten Mal unterbroch­en. Die steigenden, hohen Infektions­zahlen lassen es gerade nicht zu, diesen wieder in seiner normalen und für uns gewohnten Form im Präsenzbet­rieb aufzunehme­n. Zudem ist das gemeinsame Ausrücken bei einem Einsatz im Fahrzeug nur mit reduzierte­m Personal und mit FFP2-Masken umzusetzen.

Welche Rolle spielen Schnelltes­ts in diesem Zusammenha­ng?

BINDER Wir haben gerade die ersten Schnelltes­t für unsere Einsatzkrä­fte bestellt. Diese werden nach jedem Einsatz eingesetzt, um sicherzuge­hen, dass unsere eigene Mannschaft unbelastet nach Hause oder zur Arbeit zurückkehr­t. Kommt es beim Test dennoch zu einem positiven Ergebnis, läuft das ganze wie bei einer infizierte­n Person ab.

 ?? FOTO: BÜLLESBACH (ARCHIV) ?? Stadtbrand­inspektor Karsten Binder.
FOTO: BÜLLESBACH (ARCHIV) Stadtbrand­inspektor Karsten Binder.

Newspapers in German

Newspapers from Germany