Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Feuerwehr: Impfung lieber heute als morgen
Die Bitte des Verbands, die Impfungen der ehrenamtlichen Feuerwehrleute vorzuziehen, wurde abgelehnt.
HÜCKESWAGEN Die ehrenamtlichen Helfer der Freiwilligen Feuerwehr sind bei ihren Einsätzen immer vorne mit dabei – und durch die zahlreichen Kontakte auch einem erhöhten Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus ausgesetzt. Der Feuerverband NRW hatte das NRW-Gesundheitsministerium aufgefordert, die Impfung der Ehrenamtlichen vorzuziehen, scheiterte damit jedoch. Stadtbrandinspektor Karsten Binder kommentiert die Entscheidung aus Düsseldorf.
Herr Binder, sind Sie enttäuscht von der Entscheidung aus dem Gesundheitsministerium?
KARSTEN BINDER Natürlich war ich anfangs enttäuscht über diese Entscheidung. Dennoch wurde dem Verband der Feuerwehr in einem Antwortschreiben mitgeteilt, dass unsere Kräfte, sofern sie Aufgaben im Bereich des Rettungsdienstes übernehmen, gleichgestellt sind. Dies betrifft beispielsweise die Verletzten-Rettung nach Verkehrsunfällen oder immer häufiger Einsätze zur Unterstützung des Rettungsdienstes in Form von Tragehilfe oder Patienten-Transport mittels Drehleiter. Hieraus ergeben sich demzufolge sehr viele Schnittpunkte.
Bei all diesen Einsätzen sind unsere Kräfte ebenso den Gefahren ausgesetzt, die mit den Gefahren im Rettungsdienst vergleichbar sind. In den vergangenen Tagen haben zwischen unserem Kreisfeuerwehrverband und dem Oberbergischen Kreis dazu zahlreiche Gespräche stattgefunden.
Würden Sie eine sofortige Impfung aller Feuerwehrleute befürworten? BINDER Der Landesverband hat den Gesundheitsminister mit einer einstimmig verabschiedeten Resolution im Verbandsausschuss auf die aktuelle Problematik unmissverständlich hingewiesen und diese ausführlich dargestellt. Hier wird auf die Dringlichkeit einer Impfung aller Feuerwehrangehöriger hingewiesen, die ich selber auch befürworte. Jeder einzelne von uns kann dann für sich selbst entscheiden, ob er geimpft werden möchte oder nicht. Das Interesse an einer Impfung aus unseren Reihen ist sehr hoch – unsere Einsatzkräfte möchten lieber heute als morgen geimpft werden.
Was würde passieren, wenn sich eine Kameradin oder ein Kamerad im Einsatz infiziert?
BINDER Bislang hatten wir diese Situation zum Glück noch nicht. Jedoch müssten alle Einsatzkräfte, die mit der infizierten Person näheren Kontakt hatten, sich sofort in Quarantäne begeben. Dies ist meldungspflichtig und beim Gesundheitsamt anzugeben. Den weiteren Ablauf – Kontaktverfolgung und das Vereinbaren eines Testtermins – übernimmt das Gesundheitsamt. Kommt es hier jedoch zu weitreichenden Quarantäne-Maßnahmen ganzer Feuerwehreinheiten, kann dies auch den Brandschutz und die Hilfeleistung in Stadtteilen einschränken oder gefährden.
Unter welchen Bedingungen kann die Freiwillige Feuerwehr in Hückeswagen derzeit arbeiten? BINDER Der Ausbildungs- und Übungsdienst ist kreisweit seit Anfang November bereits zum zweiten Mal unterbrochen. Die steigenden, hohen Infektionszahlen lassen es gerade nicht zu, diesen wieder in seiner normalen und für uns gewohnten Form im Präsenzbetrieb aufzunehmen. Zudem ist das gemeinsame Ausrücken bei einem Einsatz im Fahrzeug nur mit reduziertem Personal und mit FFP2-Masken umzusetzen.
Welche Rolle spielen Schnelltests in diesem Zusammenhang?
BINDER Wir haben gerade die ersten Schnelltest für unsere Einsatzkräfte bestellt. Diese werden nach jedem Einsatz eingesetzt, um sicherzugehen, dass unsere eigene Mannschaft unbelastet nach Hause oder zur Arbeit zurückkehrt. Kommt es beim Test dennoch zu einem positiven Ergebnis, läuft das ganze wie bei einer infizierten Person ab.