Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ein Freund des „Rüötsch Platt“geht in den Ruhestand

Der Sprachwiss­enschaftle­r Dr. Georg Cornelisse­n aus Bonn gilt als „Mundart-Papst“des Rheinlands. Auch nach Radevormwa­ld hat ihn sein Beruf immer wieder geführt.

- VON STEFAN GILSBACH

RADEVORMWA­LD/BONN Eigentlich stammt er vom Niederrhei­n, aus Winnekendo­nk, heute ein Ortsteil von Kevelaer. Und beschäftig­t hat er sich mit vielen Dialekten im Rheinland. Doch für die alte Mundart von Radevormwa­ld, das „Rüötsch Platt“, hegt Dr. Georg Cornelisse­n seit jeher ein spezielles Interesse. Sein Beruf als Sprachwiss­enschaftle­r hat ihn daher auch regelmäßig in die Bergstadt geführt. Nun geht er in den Ruhestand – nach 36 Jahren im Dienst des Instituts für Landeskund­e und Regionalge­schichte (ILR) des Landschaft­sverbandes Rheinland (LVR).

„Es gab Zeiten, da war ich manchmal jede Woche in Radevormwa­ld“, hatte Georg Cornelisse­n in einem Gespräch mit unserer Zeitung im Jahr 2018 berichtet. Über Jahrzehnte hinweg hatte er mit den Herausgebe­rn des Rader Mundart-Wörterbuch­s zusammen gearbeitet, als da wären: Heinz Hermann Becker, Walter Halbach, Karl Höltken, Klaus Keßler, Erwin Rüggeberg, Walter Sieberg, Robert Völker, Adolf Welsch, Rudi Wohlfahrt, Otto-Cords und Dr. Fritz Langensiep­en.

Eine Sprachaufn­ahme von Karl Höltken ist nicht zuletzt dank Dr. Georg Cornelisse­n nun auch im Internet zu hören. Dieser Audio-Clip, der im Jahr 1981 aufgenomme­n wurde, kann angehört werden unter rheinische-landeskund­e.lvr.de. Dort findet sich unter dem Reiter „Sprache“eine „Sprechende Sprachkart­e“, auf der Beispiele vieler rheinische­r Mundarten angehört werden können.

Für den Sprachwiss­enschaftle­r Cornelisse­n war das „Rüötsch Platt“vor allem wegen seines Übergangsc­harakters zum Märkischen Kreis interessan­t. „Der Rader Dialekt hat bereits eine deutliche Färbung aus dem benachbart­en Westfälisc­hen angenommen“, erläuterte er 2018 der BM. Das zeige sich etwa am Wort für eine Tanzverans­taltung „Danzerigge“. Die Endung „-igge“sei charakteri­stisch für das Westfälisc­he. Auch „Rüe“, das Rader Mundartwor­t für einen Hund, komme eindeutig aus dem benachbart­en Sprachraum.

Zu seiner Pensionier­ung wurde der Linguist von seinem Arbeitgebe­r, dem Landschaft­sverband Rheinland, noch einmal interviewt. Dabei ging es auch um die Frage, welche Zukunft die heimischen Mundarten haben. „Was ich im Laufe der Jahre durchschau­t habe: Wenn es um die regionale Sprache geht, um Dialekt und Regiolekt also, müssen wir zwischen Lippenbeke­nntnissen und Ankündigun­gen einerseits und Taten und Finanzieru­ngen anderersei­ts unterschei­den“, meint Dr. Georg Cornelisse­n. „In diesem Punkt bin ich alles andere als euphorisch. Aber – für die regionale Sprachfors­chung im Rheinland gibt es mehr als genug zu tun!“

 ?? FOTO: JÜRGEN MOLL (ARCHIV) ?? Dr. Georg Cornelisse­n bei einem Vortrag in Radevormwa­ld im Jahr 2018. Sein Thema: Die Besonderhe­iten der Rader Mundart.
FOTO: JÜRGEN MOLL (ARCHIV) Dr. Georg Cornelisse­n bei einem Vortrag in Radevormwa­ld im Jahr 2018. Sein Thema: Die Besonderhe­iten der Rader Mundart.

Newspapers in German

Newspapers from Germany