Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Bergischer Stempel für den Seemannslied-Hit
Die Band „See You“hat den „Wellerman“-Song von Nathan Evans aufgegriffen. Das Bergische Heimatlied wird so zu einem Shanty-Ohrwurm.
SOLINGEN Der 26-jährige Postbote Nathan Evans aus Schottland hat im Dezember einen Megahit mit seiner Version eines Shanty-Songs gelandet. „Wellerman“ging erst auf Tiktok viral und verbreitete sich dann über Twitter und Youtube in alle Welt. Das neuseeländische Seemannslied über die unermüdlichen Walfänger, von Evans auf Corona umgedichtet, ist extrem eingängig. Dazu schlägt er mit der Faust den Rhythmus, mutmaßlich auf einem Gitarrenkörper. Der „Wellerman“führt momentan die offiziellen deutschen Hitlisten an.
Die Melodie und die Harmonien des Songs haben auch Joachim „Jo“Stüpp sofort angesprochen. Als der Schlagzeuger der bergischen Band See You den Song im Radio hörte, dachte er: „Das klingt total schön. Daraus könnten wir auch was machen.“Die anderen fünf Musiker waren begeistert. „Wir wollten aber nicht Eins-zu-Eins covern, sondern es sollte etwas Spezielles für uns sein, unser eigener Stempel“, erklärt Stüpp. Die Idee: Man nehme das „Bergische Heimatlied“und mache daraus einen eigenen, bergischen „Wellerman“made by See You. „Wir haben es dann zu dritt ausgearbeitet, und jeder hat zu Hause einzeln die Aufnahmen gemacht.“Die meisten der sechs Musiker haben Homestudios – so gelang die Songaufnahme in Pandemiezeiten, in denen das Proben verboten ist.
Herausgekommen ist ein anderthalbminütiger bergischer Ohrwurm. Wer die Melodie des „Wellerman“kennt, wird diese Zeilen sofort mitsprechen können: „Die Wälder rauschen, die Nachtigall singt, die Berge hoch ragen, der Amboss erklingt, die Quelle rinnet aus moosigem Stein, die Bächlein murmeln im blumigen Hain.“Im dazugehörigen Video auf Youtube gibt sich das Sextett übrigens stilecht als Piraten – Ohrring, Augenklappe und Schluck aus der Pulle Bier inklusive.
„Dieser ,Wellerman‘ kommt gerade richtig: Das Wir-Gefühl auf Distanz wächst“, sagt Jo Stüpp. Im Lockdown sei das extrem wichtig. „Die Stimmung kann durch die Kunst enorm beeinflusst werden.“Fast ein Jahr ist es her, dass See You einen Liveauftritt hatten: Beim Autokino in Solingen-Wald. Die Musiker wollen sich aber von der Pandemie nicht ausbremsen lassen. „Wir machen weiter“, sagt der Schlagzeuger, der früher in Remscheid gelebt hat. Auch Gitarrist Peter Fastenrath hat lange in Remscheid gelebt, ist aber mittlerweile nach Solingen umgezogen. Zwei weitere Jungs kommen aus Solingen, einer aus Haan, einer aus Wuppertal. Richtig bergisch also. „Wir dürfen nicht stehen bleiben.“Es geht weiter. Aktuell arbeiten die Musiker an einem ganz besonderen Projekt: „Wir machen momentan für eine Notärztin, die Jugendlichen an Schulen die Reanimation erklärt, aber coronabedingt derzeit nicht unterwegs
sein kann, einen Song über acht Minuten“, verrät Stüpp. Der Clou: Der Beat werde an die Herzschlagfrequenz angepasst. Zudem kreiert das Sextett gerade ein Abschiedslied für Huub Stevens. Nach drei Jahren im Aufsichtsrat des FC Schalke 04 ist für ihn Schluss. Dazu hat die Band Fans angeschrieben. Diese dürfen ein Stück im Video mitsingen.
Und die nächsten Termine stehen schon fest – wenn Corona denn mitspielt. Fest gebucht sind See You für das Hahneköpper-Fest in Solingen-Gräfrath im August und für ein Jahresanfangskonzert am 8. Januar 2022 im Solinger Theater und Konzerthaus. Die vergangenen fünf Jahre rockte die Band auch das Feuerwehrfest in Remscheid-Hasten. Was dieses Jahr daraus wird, steht noch in den Sternen. „Sobald gelockert wird, sind wir aber definitiv am Start“, sagt Jo Stüpp.